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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Conze, Alexander: Das Vorbild der Diomedesgemmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0098
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Zusammensetzen vorgenommen sind. Meine Angaben über den Zustand des Reliefs
bestätigte mir auf meine Bitte Em. Löwy im vorigen Jahre, der auch so freund-
lich war die hier auf Taf. 2, / in Lichtdruck wiedergegebene Photographie zu be-
sorgen, welche besser beleuchtet sein würde, wenn der Stein nicht nach dem lei-
digen alten Herkommen, von dem heute endlich einmal alle Sammlungen abgehen
sollten, in die Wand eingemauert wäre.
Löwy giebt weiter an, dafs das Relief (Inv. n. 668p, hoch 0,QI$, br. o,y$$)
aus wcifsem, vielleicht griechischem Marmor bestehe und aus einem bereits früher
anderweitig bearbeiteten Blocke hergestellt sei. Von dieser älteren Bearbeitung
rühre der mit senkrecht verlaufenden Rande abschlicfsende Rest eines Profils und
die in gleicher Höhe den Block unten begrenzende, fein geglättete Fläche her; von
dieser glatten Hache sei bei Herstellung des Reliefs nach Innen gearbeitet und da-
bei habe zur Vorzeichnung der untern Grenze des Bildwerks wohl eine fein cinge-
rissene Horizontaliinie 8 Millimeter über dem untern Rande des Blockes, die ganz
links unter dem rechten Fufse des Orestes noch kenntlich sei, gedient.
Zur Ergänzung der Abbildung, welche im Übrigen eine Beschreibung un-
nöthig macht, gebe ich nach Löwy noch an, dafs die Erinys schläft, den Rücken
und das zurückgesunkene Haupt mit den aufgelösten, wirren, nicht als Schlangen
gestalteten Haaren gegen eine felsige Erhebung des Bodens gelehnt. Ihr Gewand
ist von der linken Schulter und Brust herabgeglitten, scheint rum linken Ellenbogen
noch einen Halt zu finden, da hier zwei faltenähnliche Linien hingerissen sind. Das
linke Bein ist wohl über das rechte geschlagen gedacht, doch gehen Falten über
das linke Knie und die Flächen verlaufen ohne bestimmte Angabe und ohne Bil-
dung der Füfse in den Reliefgrund. Die rechte Hand ist über den linken Ober-
schenkel gelegt; es geht von ihr schräg abwärts ein Streifen, der im Relief höher
ist, als die umgebenden, überdies von ihm überschnittenen Falten, und der auch
nicht so an den unteren Gmrifs des Schenkels ansetzt, wie b-ei einer sich dort ab-
lösenden Falte es sein würde, den man also für eine Fackel halten könnte, wenn er
sich nicht in seinem unteren Auslaufe in mehre faltenähnliche Züge vertheilte.
Sicher ist in der linken Hand die Schlange mit nach links gegen Orestes hin
gerichtetem Kopfe. Den rückwärtigen Theii der Chlamys des Orestes kann
man an der Schwerdtscheide und dem Glutaeus vorbei mit dem Zipfel ganz links
über den Rand des Altars überhängend verfolgen. Die Sehne des Bogens in der
linken Hand der Apollohgur ist in geringem Relief angegeben. Die Behandlung
des Reliefs ist auf malerische Wirkung gerichtet, der Grund nicht in einer Ebene
gehalten, sondern mit verschiedenen Tiefen hineingearbeitet, am tiefsten innerhalb
des Dreifufses.
Gehen wir zur Frage der Ursprünglichkeit der Erfindung, wnlche nur eine
sein kann, über, so scheint mir keinem Zweifel zu unterliegen, dafs die Priorität
nicht für die Darstellung als Diomedes, wohl aber für die als Orestes in Anspruch
genommen werden kann. Das Bewegungsmotiv der Hauptfigur ist allerdings für
beide Darstellungen gleich angemessen, auch das gezückte Schwerdt, zu dem aber
 
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