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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Weizsäcker, Paul: Zum Herakles Epitrapezios
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0122
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Haare, das Verhältnis der Gröfse des Kopfes zu der breiten Masse des muskulösen
Körpers sind vollkommen in Übereinstimmung mit denjenigen Heraklesdarstellungen,
die wir auf den lysippischen Heraklestypus zurückführen können.
Entscheidend aber ist gegenüber allen Abweichungen im Einzelnen der
Gesamteindruck der Erscheinung, der der Jagsthäuser Bronze eine hervorragende
Stelle in der Reihe der Epitrapezioscopien zuweist, wenn auch zuzugeben ist, dafs
eine getreue Copie darin nicht vorliegt, sowenig wie in allen übrigen. Namentlich
fehlt ihr die nach den Beschreibungen zu erwartende einladende Haltung des vor-
gestreckten Arms mit dem Trinkbecher. Herakles trägt diesen in der mehr zurück-
gehaltenen linken Hand, ist überhaupt mehr in sich selbst versunken, als der von
den Dichtern beschriebene Gott. Aber die Bekränzung mit Eichenlaub, der Schmuck
der Binden, ebenso die Auffassung als gereifter Mann, das in sich selbst Zufriedene
der ganzen Erscheinung des Helden, der von nichts mehr beschwert ist, als vom
Genufs der Bakchosgabe, zeigt ihn uns von den Mühen des Lebens ausruhend wie
der Epitrapezios, und wenn daher der Künstler auch das lysippische Werk nicht
sklavisch nachgebildet hat, so hat er doch unter dem Eindruck dieses berühmten
Kunstwerks gearbeitet und den gleichen Zweck verfolgt und erreicht, einen Herakles
als Tafelschmuck herzustellen, der dann etwa einem römischen Befehlshaber ins
ferne Germanien folgte, um bei den Gelagen des eintönigen Lagerlebens als
TäkcAy/vc zu figurieren und nach jahrhundertelangem Schlummer im Schoofse
der Erde wiedererstanden uns Spätgeborenen eine Ahnung von Lysipps vielgerühm-
tem Kunstwerk zu geben.
Calw.

Paul Weizsäcker.
 
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