I ßO Bie, Ringkampf des Pan und Eros.
bekannte Motiv vom Ringkampf des Pan und Eros erscheint hier in einer bisher
nicht belegten Behandlung.
Wir sehen rechts eine nach 1. gewandte weibliche Figur sitzen; sie ist nur
an den Beinen mit einem faltenreichen Himation bekleidet, stützt die Linke auf den
als Fels zu denkenden Sitz und erhebt die Rechte halb staunend, halb ermutigend
nach der Kampfgruppe hin, der sie aulmerksam zusieht. Dieselbe giebt sich sofort
als die des Pan und Eros zu erkennen; Pan erscheint ganz in menschlicher Figur
und nur zwei kleine Hörner sind als Rest seiner Bocksnatur stehen geblieben, Eros
bedeutend kleiner gebildet zeigt trotzdem die kräftigen Formen, welche ihn von der
hellenistischen Periode an charakterisiren. Der Moment im Ringkampf ist deutlich.
Pan erscheint zwar als der gröfsere und von Natur aus stärkere, Eros aber als der
klügere. Er hat, noch ehe Pan einen Vorteil zu erringen vermochte, nach einem
berühmten Palaistritenkniff dessen rechtes Bein mit seinem eignen rechten gehoben
und hält dasselbe nun fest umklammert; zugleich zerrt er mit beiden Armen an dem
rechten Arm des Gegners, um ihm auch damit jede Bewegung unmöglich zu machen.
So gerät der starke Pan in eine schlimme Lage: sein rechtes Bein ist gefesselt; das
linke kann er nicht heben, ohne hinzustürzen; der rechte Arm ist ebenso behindert
— er hat also nur noch den linken frei, da Eros nach der Seite drängt, so hat Pan
gerade die Flügel vor seinem Gesicht, und in seiner Wut packt er nach ihnen mit
der Linken. Bei Betrachtung aller Einzelheiten erweisen sich Erfindung und An-
ordnung der Gruppe als durchaus glücklich und geistreich.
Das Relief, welches nach unten mit der noch im Futteral befindlichen Syrinx
und dem langhingestreckten Lagobolon abschliefst, zeigt an der Unterfläche Ver-
tiefungen, welche den am meisten heraustretenden Stellen der Oberfläche entsprechen:
Schale und Relief werden also in einer wahrscheinlich in zwei Teile zerlegbaren
Form gearbeitet sein, ein Verfahren, welches gerade älteren griechischen Reliefs
eigentümlich ist, im Gegensatz zu den römischen, die zum gröfsten Teil vermittelst
einseitiger Formen oder Stempel hergestellt wurden. Die Relieferhebung ist eine
sehr hohe, zeigt jedoch infolge der Art der Herstellung nirgends Ansatzspuren zur
Rundbildung; so kommt es, dafs z. B. das Gesicht sowohl des Pan als der weib-
lichen Figur auf einer sich in der Höhe von etwa I cm erhebenden Fläche liegen,
die nach beiden Seiten unbearbeitet steil abfällt.
Die kunstgewerbliche Gattung, welcher unsere Schale angehört, läfst sich
vorläufig noch nicht scharf in ihren chronologischen Zusammenhang einreihen. Die
Schale mit Hochrelief aus Thon setzt eine grofse Entwicklung voraus, und dies
nicht blofs innerhalb der Keramik. Denn dafs die in Rede stehende Gattung auf
Metallimitation beruht, kann kaum bezweifelt werden. Der Hildesheimer Fund birgt
mehr als ein Stück, welches offenbar der unserer Schale zum Vorbild dienenden
Originalgattung nicht zum wirklichen Gebrauche bestimmter Prunkstücke angehört.
Gleichwohl ist die Gattung unserer Schale nicht in direkte Beziehung zu der
Art der Hildesheimer Silberstücke zu setzen, deren Ornamentik im Echinuskyma
und dem Guirlandenornament einen jüngeren Charakter trägt. Es giebt auch Thon-
bekannte Motiv vom Ringkampf des Pan und Eros erscheint hier in einer bisher
nicht belegten Behandlung.
Wir sehen rechts eine nach 1. gewandte weibliche Figur sitzen; sie ist nur
an den Beinen mit einem faltenreichen Himation bekleidet, stützt die Linke auf den
als Fels zu denkenden Sitz und erhebt die Rechte halb staunend, halb ermutigend
nach der Kampfgruppe hin, der sie aulmerksam zusieht. Dieselbe giebt sich sofort
als die des Pan und Eros zu erkennen; Pan erscheint ganz in menschlicher Figur
und nur zwei kleine Hörner sind als Rest seiner Bocksnatur stehen geblieben, Eros
bedeutend kleiner gebildet zeigt trotzdem die kräftigen Formen, welche ihn von der
hellenistischen Periode an charakterisiren. Der Moment im Ringkampf ist deutlich.
Pan erscheint zwar als der gröfsere und von Natur aus stärkere, Eros aber als der
klügere. Er hat, noch ehe Pan einen Vorteil zu erringen vermochte, nach einem
berühmten Palaistritenkniff dessen rechtes Bein mit seinem eignen rechten gehoben
und hält dasselbe nun fest umklammert; zugleich zerrt er mit beiden Armen an dem
rechten Arm des Gegners, um ihm auch damit jede Bewegung unmöglich zu machen.
So gerät der starke Pan in eine schlimme Lage: sein rechtes Bein ist gefesselt; das
linke kann er nicht heben, ohne hinzustürzen; der rechte Arm ist ebenso behindert
— er hat also nur noch den linken frei, da Eros nach der Seite drängt, so hat Pan
gerade die Flügel vor seinem Gesicht, und in seiner Wut packt er nach ihnen mit
der Linken. Bei Betrachtung aller Einzelheiten erweisen sich Erfindung und An-
ordnung der Gruppe als durchaus glücklich und geistreich.
Das Relief, welches nach unten mit der noch im Futteral befindlichen Syrinx
und dem langhingestreckten Lagobolon abschliefst, zeigt an der Unterfläche Ver-
tiefungen, welche den am meisten heraustretenden Stellen der Oberfläche entsprechen:
Schale und Relief werden also in einer wahrscheinlich in zwei Teile zerlegbaren
Form gearbeitet sein, ein Verfahren, welches gerade älteren griechischen Reliefs
eigentümlich ist, im Gegensatz zu den römischen, die zum gröfsten Teil vermittelst
einseitiger Formen oder Stempel hergestellt wurden. Die Relieferhebung ist eine
sehr hohe, zeigt jedoch infolge der Art der Herstellung nirgends Ansatzspuren zur
Rundbildung; so kommt es, dafs z. B. das Gesicht sowohl des Pan als der weib-
lichen Figur auf einer sich in der Höhe von etwa I cm erhebenden Fläche liegen,
die nach beiden Seiten unbearbeitet steil abfällt.
Die kunstgewerbliche Gattung, welcher unsere Schale angehört, läfst sich
vorläufig noch nicht scharf in ihren chronologischen Zusammenhang einreihen. Die
Schale mit Hochrelief aus Thon setzt eine grofse Entwicklung voraus, und dies
nicht blofs innerhalb der Keramik. Denn dafs die in Rede stehende Gattung auf
Metallimitation beruht, kann kaum bezweifelt werden. Der Hildesheimer Fund birgt
mehr als ein Stück, welches offenbar der unserer Schale zum Vorbild dienenden
Originalgattung nicht zum wirklichen Gebrauche bestimmter Prunkstücke angehört.
Gleichwohl ist die Gattung unserer Schale nicht in direkte Beziehung zu der
Art der Hildesheimer Silberstücke zu setzen, deren Ornamentik im Echinuskyma
und dem Guirlandenornament einen jüngeren Charakter trägt. Es giebt auch Thon-