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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Heydemann, Heinrich: Homerische Vasendarstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0279
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strengen alten Kunst häutige Scene. Während erst zwei Pferde, deren Leitzügel
der Wagenlenher, wie gewöhnlich in langem weifsem Gewand, in Ordnung bringt,
vorgespannt sind, die beiden anderen^ aber von nackten bärtigen Hippokomen herbei-
geführt werden, ist ein kahlköpfiger Alter im Begriff schon den Wagen zu besteigen.
Hinzu kommt ein phrygisch gekleideter bärtiger Mann, der in der gesenkten rechten
Hand einen Lanzenschaft hält, die Linke aber ermunternd hebt. Dieser Phryger
erhebt die sonst völlig genrehafte Scene zu einer mythologischen bez. troischen
Situation — und die beigefügte Inschrift, die doch wol IMpn xakO zu lesen ist,
specialisiert die Scene auf das Bestimmteste. Der kahlköpfige Alte ist der greise
Priamos, der ungeduldig die Schirrung seines Gespanns kaum erwarten kann. Demnach
kann der Maier an Vorgänge gedacht haben, wie sie uns Homer z. B. im dritten Buch
der Ilias schildert, wo Priamos den Wagen anspannen läfst, um auf dem Schlacht-
feld den Pakt zwischen Troern und Griechen feierlichst zu besiegeln (P 259 p);
Priamos lenkt selbst die Pferde; »neben ihm aber stand auf dem schönen Wagen
Antenor« (der dann in dem Wagenlenker zu erkennen wäre). Paris wäre in diesem
Falle vom Maler hinzugefügt, um den Grund von Priamos' Fahrt anzudeuten — will
der doch mit Menelaos um Helena und Kriegsende kämpfen. Noch ein zweites
Mai läfst in der Ilias der greise König seinen Wagen anspannen und fährt mit
Idaios zu den Griechen, als er den Leichnam des vielgeliebten Hektor holen will
(L i88f.): da erwähnt der Dichter unter den Söhnen, welchen der Fürst und
Vater mit harten Worten die Pferde anzuschirren befiehlt, auch den Paris (249).
Auf diese letztere homerische Scene haben denn auch Braun und Overbeck das
Vasenbild gedeutet — vielleicht mit Recht, wenn man nicht richtiger und vorsich-
tiger vorzieht, nur an eine allgemeine Auszugsscene zu denken, die unter homeri-
schem Einfiufs specialisiert bez. heroisiert wird. Jedenfalls hat die hier zum ersten
Mal abgebildete Vasendarsteliung mehr Anspruch auf diese homerische Scene in
den 'Exuooo; /Sipe. als diejenige auf der Hydria des British Museum no. 486, auf
der eine Anschirrungsscene durch die Gegenwart des Hermes aus dem gewöhn-
lichen Alltagstypus herausgehoben wird; vgl. auch Schneider, Troischer Sagenkreis
S. 4/ Anm. 2. Aufser der Parisinschrift ist raumfüllend noch die Inschrift Iskvy
zVO vorhanden; derselbe Name z. B. auch auf der Euthymidesvase München ß/8.
Halle a/S. H. Heydemann.

p Diese beiden Rosse tragen noch den Maul-
korb (xTjuL Xenoph. Hipp. V 3): vgl. ebenso
z. B. München no. 1160; Berlin 1897 (Gerhard
A. V. 249); 2262 (Gerhard A. V. 272; Panofka

B. a. L. III 7) und 2266 (Panofka Bamphaiosli);
Brescia (Gerhard Etr.-Kamp. Vas. 1)2; vgl.
3. Hall. Progr. S. 29, 2); Walpole, Mem. rel.
to Turkey zu S. 321 u. a. m.
 
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