Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jones, Owen; Jones, Owen [Hrsg.]
Grammatik der Ornamente — London: Day, 1856

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.17930#0235
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ELISABETHEISCHE ORNAMENTE.

englisch. Etwas später, während der Eegierung Elisabeth's, findet man nur noch die Namen zweier
Italiener, nämlich den Federigo Zucchero (dessen Haus zu Florenz, von ihm selbst entworfen, wie man
glaubt, vielmehr darauf hindeutet, dass der englische Baustyl seinen Einfluss auf ihn ausübte als vice versa),
und Pietro Ubaldini, Miniaturmaler illuminirter Bücher.

Zu dieser Epoche, wo der elisabetheische Styl sich eben vollkommen zu entwickeln angefangen hatte,
zog England die grösste Anzahl von Künstlern aus Holland, unter denen besonders genannt zu werden
verdienen : Lucas de Heere von Gent, Cornelius Ketel von Grouda, Marc Grarrard von Brügge, H. C. Vroom
von Haarlem, Maler; Eichard Stevens, ein Holländer, der das Monument des Sussex in der Kirche von
Boreham, Suffolk, ausführte; und Theodore Haveus von Cleves, Architekt der vier Thüren, Humilitatis,
Virtutis, Honoris und Sapientiae, im Caius College zu Cambridge, und ausserdem auch das Denkmal des
Dr. Caius, entworfen, und, ungefähr im Jahre 1573, errichtet hatte. Um diese Epoche treffen wir schon
eine ansehnliche Zahl englischer Künstler, unter denen Eobert und Bernard Adams, die Familie derSmith-
sons, Bradshaw, Harrison, Holte, Thorpe, und Shute, Verfasser des ersten wissenschaftlichen Werkes über
Architektur in englischer Sprache, im Jahre 1563 herausgegeben, der Goldschmied und Juwelier Hilliard,
und der Portraitmaler Isaac Oliver, die berühmtesten waren. Die meisten der obgenannten Künstler waren
noch zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts thätig, zur Zeit als der neue Styl durch Sir Henry Wooton's
"Elements of Architectur"* noch allgemeiner verbreitet worden war. Bernard Jansen und Gerard
Chrismas, beide in Holland gebürtig, waren unter Jakob I. und Karl I. sehr beliebt, und die Facade von
Northumberland House, Strand, ist eine ihrer Leistungen.

Gegen Ende der Eegierung Jakob's I., in 1619, war der elisabetheische Styl seinem vollkommenen
Verfall ganz nahe gekommen, da der von Inigo Jones neu erbauete Palast von Whitehall eine vollständige
Eevolution im Gebiete der Baukunst hervorbrachte. Doch hatte Sir Horatio Pallavicini auch schon früher,
bei der Baute seines eigenen (jetzt zerstörten) Hauses zu Little Shelford, Cambridgeshire, den palladischen
Styl des sechzehnten Jahrhunderts in Anwendung gebracht. Die Architekten und Bildhauer Nicholas
Stone und sein Sohn, hielten sich zwar noch einige Zeit am alten Styl, besonders in der Erbauung von
Grabmälern, doch wich derselbe bald gänzlich dem minder geläuterten aber viel malerischem Styl der
vorzüglichsten italienischen Schulen.

Die meisten wichtigen Werke der sogenannten elisabetheischen Kunstperiode rühren vom Jahrhundert
her, welches mit den Arbeiten des Torrigiano zu Westminster, im Jahre 1519 anfängt, und mit dem Beginne
der neuen Baute von Whitehall, unter der Leitung des Inigo Jones in 1619 endet.

In den oben angeführten Künstlerverzeichnissen, wechseln italienische, holländische und englische
Namen mit einander ab. In der ersten Periode aber, d. h. unter Heinrich VIII. waren die Italiener die
zahlreichsten und vorherrschendsten Meister, zu denen wir auch den berühmten Holbein rechnen zu dürfen
glauben, indem seine verzierten Metallarbeiten, wie z. B. der Becher den er für Jane Seymour entwarf, und
der für den König angefertigte Dolch und Schwert, eine Grazie und Eeinheit des Styls verrathen, die des
grossen Cellini selbst nicht unwürdig gewesen wäre. Auch die von ihm gemalten Arabesken, im grossen
Bilde zu Hampton Court, Heinrich VIII. und seine Familie vorstellend, sind genaue Nachahmungen der
Modelle des Cinque-Cento-Styles, obwohl man ihnen etwas Groteskes und Schwerfälliges nicht absprechen
kann; und die Decke der königlichen Kapelle im Palaste von St. James, deren Zeichnung er in 1540 ent-
warf, entspricht vollkommen dem Style mancher der prächtigsten Muster zu Venedig und Mantua.

Während der Eegierung Elisabeth's bildeten die holländischen Künstler die Mehrzahl, da ein enges
Band politischer und religiöser Sympathie die zwei Länder, England und Holland, zu jener Zeit miteinander
verknüpfte. Die meisten dieser Künstler werden als Maler bezeichnet, doch muss man dabei nicht ausser
Acht lassen, dass die verschiedenen Künste damals in naher Verbindung zu einander standen, indem Maler

* Die Werke Lomazzo's und De Lorme's sollen, wie es heisst, schon während der Regierung Elisaheth's in's Englische übersetzt
worden sein, aber wir haben nie ein Exemplar derselben finden können.

135
 
Annotationen