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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 1.1829

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Anzeige eines praetischen und populairen Handbuchs der Landbaukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.19234#0046

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IV

gleich, sich für sein Bedürfuifs zweckmäfsigen Ralh holen könnte. In der Landbau-
kunst ist in Deutschland, unter den populairen Schriften, seit dreiffig Jahren noch
fast dasselbe Buch, ziemlich Gilly's Handbuch der Landbaukunst, obgleich zum
Theil jetzt veraltet, zum Tbeil auch nur mehr local, eines der besten und zuver-
läfsigsten. Im Wasserbau giebt es nur Bruchstücke populairer Anweisungen, wie z.B.
Eytelwein's Faschinen Bau, die freilich trefflich sind und bleiben werden. Im
Chaussee-Bau fehlt es noch mehr an vollständigen Anweisungen. Die vorhandenen
Schriften über gemeinnützige Baukunst haben entweder andere Zwecke, als Selbst-
Belehrung, oder sie sind zu örtlich, oder wenig oder gar nicht auf die Bauenden selbst
berechnet. Dieser Mangel an zuverläfsigen und ausführlichen Schriften zwingt den an-
gehenden Baumeister, seinen Unterricht auf den einzelner Meisler oder einzelner Leh-
rer an Bau-Schulen zu beschränken, und er kann ihn erst durch kostbare Proben
und eigene Praxis vollenden. Der Bauende aber sieht sich vergebens nach einem
z eil g ein äfs e n Buche um, welches ihm unparteiischen Rath für seinen Fall geben
könnte. Er ist entweder auf sich selbst beschränkt, oder in den Händen der "Werk-
meister, deren Lehrer häufig nur localo Gewohnheit und hergebrachte Hegeln waren.
Die Folgen dieses Wangels an gutem Rath sind auch offenbar, und bekannt genug.
Unzählige Bauwerke werden täglich noch gegen die einfachsten Regeln gebaut, zum
gröfslen Nachtheil der Besitzer. Wie viele Gebäude werden nicht noch unbequem und
uuwöhnlich, feuergefährlich, wenig haltbar und viel zu theuer errichtet, die für die
nemlichen Kosten von allem das Gegenlheil sein könnten. Wer erinnert sich nicht
so mancher verunglückter oder verfehlter gröfserer Anlagen an Strafsen, Canälen,
Strömen u. s. w.!

Unter diesen Umständen hat es dem Unterzeichneten immer geschienen, dafs
ein praclischer, zeilgemäfser Cursus der gemeinnützigen Baukunst, so deutlich, ein-
fach und populair abgefafst, dafs er Jedem, auch dem Nicht-Architecten, versländlich
sei, und ihm, statt eines Baumeisters, als Ralhgeber dienen könne, ein eben so not-
wendiges als verdienstliches Unternehmen sein würde. Er hat kürzlich Gelegenheit
gehabt, diese Meinung auffallend bestätiget zu sehen, nemlich durch die ungemeine
Theilnahme, welche das Journal der gemeinnützigen Baukunst gefunden hat, wel-
ches er im vorigen Jahre ankündigte und jetzt herausgiebt. Obgleich dieses Journal,
zufälliger Umstände wegen, nur auf eine sehr unvollkommene Weise, und nur pri-
vatim, nirgend öffentlich, angekündigt werden konnte, hat es dennoch sehr bald an
1400 Subscribenten gefunden. Dieses scheint, mehr als jede andere Betrachtung, das
grofse Bedürfnifs populairer Schriften über die gemeinnützige Baukunst zu beweisen.

Da nun der Unterzeichnete, eben an dem bedeutenden Erfolge des Journals,
auch zugleich gesehen hat, dafs das bauende Publicum ihn mit seinem Vertrauen
beehrt, und von ihm erwartet, dafs er vielleicht zur Befriedigung des Bedürfnisses an
Rath beim Bauen beizutragen im Stande sein werde, so glaubt er, dafs man es viel-
leicht nicht ungünstig aufnehmen werde, wenn er sich erbietet, auch einen zu-
sammenhängenden, übersichtlichen Cursus jenes gemeinnützigen, so wichtigen Bau-
wesens zu liefern. Seinen bisherigen Verhältnissen nach, darf er sich auch vielleicht
dazu ausgerüstet erachten. Er hat über 30 Jahre practisch im Bauwesen gearbeitet,
 
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