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Journal für die Baukunst: in zwanglosen Heften — 1.1829

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Cremer, ...: Einige Nachrichten von dem neuen Schauspielhause zu Aachen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19234#0122

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3, Crem er, Nachrichten vom neuen Schauspielhause zu /Lachen*

Baukosten nicht ausreichte, verursachte einige Verzögerung. Indefs wurde
dennoch in demselben Jahre das Gebäude unter Dach gebracht und im
folgenden Jahre so weit gefördert, dafs bereits den 8. März 1825 der
erste öffentliche Versuch einer Aufführung, zur Prüfung des Theaters,
bezüglich auf den Schall, die Rede, den Gesang und das Orchester, Statt
finden, und demnächst am 15. Mai desselben Jahres da3 Haus feierlichst
eröffnet werden konnte.

Unter den Künstlern welche bei Vollendung und Ausschmückung
des Gebäudes wirksam waren, müssen vorzüglich der Bildhauer Herr
W. Imhof aus Cöln und der Decorationsmaler Herr Ludw. Pose aus
Düsseldorf erwähnt werden.

Ersterer meifselte die Prostype des Haupt - Giebelfeldes, zur Zufrie-
denheit der Kunstkenner und Liebhaber, und der andere zeichnete sich
in Erfindung und malerischer Vollendung sowohl bei den beweglichen
Scenen-Gemälden, als bei der "Wand- und Decken-Verzierung der ver-
schiedenen Säle, Gemächer und des eigentlichen Theaterraumes aus.

Das Velarium des Theaters deutet in einer reichen Zusammen-
setzung die Geschichte der deutschen Poesie und Tonkunst an. Auf ei-
nem ins Röthliche spielenden violetten Grunde sind sämmtliche Bilder
in flach-erhobener Arbeit aus Weifs und Gold angebracht; die Bildnisse
unserer vorzüglicheren Dichter, von passenden Einfassungen und allegori-
schen Gestalten umgeben und begleitet, so wie die Namen unserer ersten
Tonkünstler, jeder durch eine ihren Werken entsprechende und sie cha-
racterisirende Lyra verziert, sind durch eine schön geschlungene und
kräftige Arabeske zu einem Ganzen vereinigt. Hierüber schweben zwi-
schen den nach der Milte heraufrankenden Arabeskenwindungen, durch
Laub oder Blüthen abgeschiedene, zu dem jedesmal darunter befindlichen
Bilde passende Kränze und wohlgewählte, bezeichnende Trophäen. Wäh-
rend der Zuschauerraum des Theaters durch wohlerfundene und bedeu-
tungsreiche Verzierung unterhält, kündigt insbesondere das Velarium
durch Einfachheit der Idee, Fülle der Zusammensetzung und liebliche
Behandlung sich als eins der vorzüglichem Kunstwerke dieser Gattung an.

Die Baukosten dieses Schauspielhauses und aller darauf Bezug ha-
benden Ornamente, der Maschinerieen, der Bühne, der sämmtlichen Decora-
tionen und des Heiz-Apparats betragen mit Ausschlufs der Kosten des aus
den städtischen Forsten gelieferten Bauholzes überhaupt 95,500 Thaler.
 
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