18. Feuerfeste Treppen
Flammen -wecken endlich die Bewohner; schlaftrunken fahren sie auf,
■werden inne, dafs ihre Habseligkeiten nicht mehr zu retten sind, sie
•wollen also wenigstens ihr Lehen retten; sie eilen nach der Treppe, aber
diese steht in Flammen. Sie versagt den Dienst. Die Geängstigten ru-
fen nach Hülfe, Niemand von aufsen kann zu ihnen gelangen, so wenig
■wie sie hinunter. Sie eilen nach den Fenstern, aber wie entkommen!
Der Sturz von der Höhe hinunter ist der Sturz in's Grab. Verzweif-
lung treibt sie fort, sie werfen sich hinab und — wohler ist noch Denen,
die den schnellen Tod finden, als die zerschmettert, jedoch lebend, den
Boden erreichen. Den Alten, Kranken und Kindern ist auch der letzte
verzweifelte Versuch zur Rettung versagt. Sie ersticken, oder sterben
den fürchterlichsten Tod in den Flammen! Wer kennt nicht die leider
nur zu häufigen traurigen Fälle solches entsetzlichen Unglücks! Sie er-
neuern sich immerwährend, und doch baut man die Treppen noch im-
mer von Holz!
Die Erfindungskraft erschöpft sich, Mittel und Maschinen an die
Hand zu geben, den Unglücklichen in brennenden Gebäuden, welche
nicht mehr aus den obern Stockwerken entfliehen können, weil die Trep-
pen vom Feuer ergriffen wurden, Hülfe zu bringen und wenigstens ihr
Leben zw retten. Eine Maschine ist immer künstlicher als die andere,
aber auch eben darum eine immer noch weniger nützlich als die an-
dere; denn im Augenblick der Gefabr versagen sie alle mehr oder we-
niger den Dienst, oder es fehlt den Bedrängten an Entschlossenheit, an
Geschick oder an Besinnung, sich ihrer zu bedienen. Die traurigsten
Ereignisse beweisen, wie unzureichend solche Hülfsmittel sind. Warum
denn nun denkt man nicht, viel natürlicher, daran, statt solche Maschi-
nen zu erfinden, lieber das Übel selbst an der Quelle zu heben und den
Bewohnern der Häuser die gewohnten Wege um zu entkommen, die
Treppen, so sicher und feuerfest zu bauen, dafs sie auch dann den
Dienst nicht versagen, wenn sie am notwendigsten sind! Es ist in der
That schwer begreiflich, wie dieser Punct, einer der wichtigsten in der
ganzen Häuser-Baukunst, denn es gilt hier das Leben der Menschen
und den Schutz gegen die entsetzlichsten Verstümmlungen, so auffallend
vernachläfsiget werden konnte.
Es ist zwar wahr, dafs man hin und wider darauf bedacht gewe-
san ist, die Feuergefährlichkeit der hölzernen Treppen zu vermindern,
Flammen -wecken endlich die Bewohner; schlaftrunken fahren sie auf,
■werden inne, dafs ihre Habseligkeiten nicht mehr zu retten sind, sie
•wollen also wenigstens ihr Lehen retten; sie eilen nach der Treppe, aber
diese steht in Flammen. Sie versagt den Dienst. Die Geängstigten ru-
fen nach Hülfe, Niemand von aufsen kann zu ihnen gelangen, so wenig
■wie sie hinunter. Sie eilen nach den Fenstern, aber wie entkommen!
Der Sturz von der Höhe hinunter ist der Sturz in's Grab. Verzweif-
lung treibt sie fort, sie werfen sich hinab und — wohler ist noch Denen,
die den schnellen Tod finden, als die zerschmettert, jedoch lebend, den
Boden erreichen. Den Alten, Kranken und Kindern ist auch der letzte
verzweifelte Versuch zur Rettung versagt. Sie ersticken, oder sterben
den fürchterlichsten Tod in den Flammen! Wer kennt nicht die leider
nur zu häufigen traurigen Fälle solches entsetzlichen Unglücks! Sie er-
neuern sich immerwährend, und doch baut man die Treppen noch im-
mer von Holz!
Die Erfindungskraft erschöpft sich, Mittel und Maschinen an die
Hand zu geben, den Unglücklichen in brennenden Gebäuden, welche
nicht mehr aus den obern Stockwerken entfliehen können, weil die Trep-
pen vom Feuer ergriffen wurden, Hülfe zu bringen und wenigstens ihr
Leben zw retten. Eine Maschine ist immer künstlicher als die andere,
aber auch eben darum eine immer noch weniger nützlich als die an-
dere; denn im Augenblick der Gefabr versagen sie alle mehr oder we-
niger den Dienst, oder es fehlt den Bedrängten an Entschlossenheit, an
Geschick oder an Besinnung, sich ihrer zu bedienen. Die traurigsten
Ereignisse beweisen, wie unzureichend solche Hülfsmittel sind. Warum
denn nun denkt man nicht, viel natürlicher, daran, statt solche Maschi-
nen zu erfinden, lieber das Übel selbst an der Quelle zu heben und den
Bewohnern der Häuser die gewohnten Wege um zu entkommen, die
Treppen, so sicher und feuerfest zu bauen, dafs sie auch dann den
Dienst nicht versagen, wenn sie am notwendigsten sind! Es ist in der
That schwer begreiflich, wie dieser Punct, einer der wichtigsten in der
ganzen Häuser-Baukunst, denn es gilt hier das Leben der Menschen
und den Schutz gegen die entsetzlichsten Verstümmlungen, so auffallend
vernachläfsiget werden konnte.
Es ist zwar wahr, dafs man hin und wider darauf bedacht gewe-
san ist, die Feuergefährlichkeit der hölzernen Treppen zu vermindern,