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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0023
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3. Die syntaktische Struktur des Adverbialsatzes
3.1 Vorläufige Entwicklung des Satzbegriffes
3.1. 0 Die ägyptischen Sätze
Unmittelbarer Gegenstand dieser Arbeit ist das, was man einen Satz nennt, unmittelbares
Ziel, die Beziehungen, die einen solchen Satz im Ägyptischen beherrschen, aufzudecken. Tradi-
tionell hat man von drei Satztypen gesprochen, dem nominalen Nominalsatz, dem adverbiellen
Nominalsatz (im folgenden kurz „Nominalsatz" und „Adverbialsatz") und schließlich dem
Verbalsatz. Die Einteilung folgte weitgehend äußerlichen Kriterien, im Nominalsatz sollten die
Hauptglieder Substantiva, im Adverbialsatz das zweite Hauptglied eine präpositionelle Ver-
bindung, Adverbien selbst oder ein sog. „pseudoverbales" Glied' sein, der Verbalsatz soll ein
Verbum enthalten, möglichst in der sog. Suffixkonjugation. Diese äußerliche Einteilung soll bis
auf weiteres beibehalten werden, dabei aber gezeigt werden, daß die beiden nominalen Satz-
typen einander komplementär und ihrer Unterscheidung, wenn auch nicht unbedingt ihrer Be-
nennung, eine innere Berechtigung zukommt — nicht aber der Unterscheidung des Verbalsatzes.
Nach den Untersuchungen Polotskys liegt nämlich sicher einem Teil der sog. Verbalsätze,
und zwar denen mit emphatischen Formen, auch ein Adverbialsatz zugrunde, und hier soll durch
schrittweise Eingliederung der restlichen Teile gezeigt werden, daß den Verbalsätzen kein
eigener Satztyp zuzuordnen ist.
Vom Adverbialsatz kann einerseits über die emphatischen Formen eine Verbindung zum
sog. Verbalsatz hergestellt werden. Andererseits gewinnt die eigene Leistung des Nominal-
satzes auf dem Hintergrund des Adverbialsatzes sein Profil. Die Struktur des Adverbialsatzes
sei somit als Ausgangspunkt der Darstellung gewählt.
In diesem Abschnitt werden zunächst die Substitutionsklassen aufgestellt, d. h. die Klassen
der Formen, die die gleiche Position einnehmen können, und diese Klassen als „Konstituenten"
des Adverbialsatzes bestimmt. Die semantischen Gesichtspunkte, die den Übersetzer/Inter-
preten bewegen, in einem Satz von „Subjekt" und „Prädikat" zu sprechen, sollen bestimmter
gefaßt und an den Konstituenten als deren Funktion festgemacht werden.
Schließlich sollen hier einige Vorüberlegungen angestellt und Grundbegriffe eingeführt
werden, Begriffe, die für den weiteren Verlauf der Darstellung wichtig sind.
3.1.1 Die Konstituenten des Adverbialsatzes
3.1.1.1 Der Aufbau des Adverbialsatzes aus seinen Elementen
Traditionell werden als Adverbialsätze solche angesehen, die in der Prädikatsstelle (Prä-
dikat im ägyptologisch üblichen Sinne) Adverbien bestimmter Art, präpositionelle Verbindun-

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