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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0058
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Die Formen, die dieser Satz zeigt, sind in ihrem Bestand recht beschränkt; das Prädikat zeigt
nach jn Nomina/Eigennamen allein, Nomina mit Genitiv oder Apposition (Eigennamen)
(s. Gardiner 1957, §§227,2; 373; 450,5 (e)), also offenbar Nominalphrasen, das Subjekt
neben substantivierten Partizipien (Adjektiven) Nomina mit Partizip (Adjektiv) / Relativform,
Nomina mit Genitiv, vielleicht ein 0-Nomen mit sdm=f, sdm=f selbst - als „prospektives"
erklärt —, also nach Abschnitt 3.2 wohl in der Regel in Nominalphrasen eingebettete Adverbial-
sätze, so daß der Satz folgende kategoriale Form haben dürfte:

jnk/ntk/...
N) (Partizip
0 J |Relativf.
0 + sdm=f
jn N (NP)
sdm=f
NP
_N + NP

NP S
(N = Nomen; „runde Klammer" = fakultativ); der Status von jn/unabhängiges Pronomen ist
noch nicht recht erfaßt, als satzeinleitende Partikel mag jn mit der Präposition jn „durch" zu-
sammenhängen (Gardiner 1957, §227), für die Pronomina ist die Frage erst recht ungeklärt20,
obwohl nicht ausgeschlossen ist, daß gerade Merkmale dieser Pronomina (prosodische Eigen-
schaften o.ä.) ihre in der Regel satzeinleitende Stellung fordern (s. Borghouts 1972, 275). — Es
muß hier nun allerdings gesagt werden, daß die Kennzeichnung durch sdm=f zwar systematisch
von größtem Interesse war, innerhalb der oben bestimmten Leitung des Satzes sich aber etwas
merkwürdig ausnimmt: Identifikation einer Person nicht nur mit einem Gegenstandsschema,
sondern gar mit einem (verbal ausgedrückten) „Sachverhaltsschema" ist doch als recht „ab-
strakt", als „künstlich" anzusehen: die Zurückhaltung der Literatursprache vor dieser Kon-
struktion würde verständlich.
5.1.6 Zusammenfassung
Als für den Nominalsatz, wie er hier begegnet, charakteristisch kann man nun nennen:
(1) dem Adverbialsatz entsprechende, aber eingeschränkte Substitutionsklassen:
(2) die Umstellung der Satzteile gegenüber denen des Adverbialsatzes; die Satzteilfolge Prä-
dikat-Subjekt ist eine Eigenschaft des Nominalsatzes, nicht Folge einer „Ausdrucksstelle"
des Satzes;
(3) eine eigene, dem Adverbialsatz selbst nicht mögliche Leistung: Identifikation.

5.2 Der „reine" Nominalsatz
5.2 .0 Vorbemerkungen
Der Terminus „Reiner" Nominalsatz bedarf der Erläuterung. Gemeint sind damit Nominal-
sätze, die mit pw, oder solche, die mit einem „prädikativen" Adjektiv gebildet werden. Gerecht-
fertigt ist die Benennung insofern, als im Mittelägyptischen auf den ersten Blick Nominalsätze
20) Gelegentlich nach Infinitiv wie jn „durch", s. Lefebvre 1955, §§400; 404.

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