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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0084
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Das Nebeneinander von Cleft Sentence und jw-Satz zeigt sehr schön, wie sich die Prädikate
beider entsprechen — d.h. wie in der Sinuhestelle der kämpfende König und der verwaltende
Vater polarisiert sind.
Wirklich vergleichen kann man allerdings nur mit dem zweigliedrigen pw-Satz: hier wie
dort „Aktualisierung" eines Prädikats - bei pw durch fiktiven Rückweis auf einen Sachverhalt;
hier wie dort ist das Prädikat eine Nominalphrase (NP) — so könnte man für „Nomen" ver-
allgemeinernd auch im jw-Satz sagen - als Repräsentant eines eingebetteten Adverbialsatzes;
hier wie dort tritt sdm=f auf (im jw-Satz auch sdm.n=f). Darin allerdings, daß der zweigliedrige
pw-Satz seine Prädikatsstelle auch durch ein einfaches Nomen (Substantiv) besetzen kann, der
jw-Satz aber in der Regel nicht, kommen die Leistungsunterschiede ans Licht: Der pw-Satz
aktualisiert dann nämlich im hier verstandenen Sinne kein Prädikat mehr, sondern spricht
einem Gegenstand kraft Natur seines deiktischen Subjekts einen Prädikator zu - die eigentliche
Leistung des pw-Satzes, aus der als „uneigentliche", nämlich durch „fingiertes" Zusprechen,
erst die „Aktualisierung" des Prädikats entsteht. Da der jw-Satz aber keine „eigentliche"
Leistung kennt, sondern ausschließlich die der Aktualisierung, ist eine Besetzung durch eine ein-
fache (substantivische) NP die Ausnahme (und dann so spezifisch, daß ihre „Vergegenwärti-
gungsleistung" erheblich ist, s. oben Nfr.tj 9—10). Die gebrachten Beispiele von jw + mj + NP
sind zwar mögliche (weil Adverbialphrasen benützende), aber nur stilistische Raffinesse ver-
ratende Fälle: die eigentliche Besetzung der Prädikatsstelle im jw-Satz ist neben sdm=f/sdm.n=f
der tiefenstrukturell eingebettete Satz in seiner oberflächenstrukturellen Realisierung als kom-
plexe NP.
7.2 Der Adverbialsatz als Nominalsatz
7.2.1 Der Zerfall der Klasse der Adverbialphrasen
Nach Lage der Dinge muß man die Konsequenz ziehen, daß in der Prädikatsstelle des jw-
Satzes „Adverbialphrase" und „Nominalphrase" als Substitutionsklassen in manchen Fällen
nicht mehr recht zu scheiden sind. Die Anwendung der bisher entwickelten Verfahren der
Strukturbeschreibung führt etwa zu Bestimmungen wie [[N + hr + Inf.]NP[pw]Np]s, aber
[[/^]np[N + hr+ Inf.]Ap]s, was ja doch etwas merkwürdig anmutet, weil zwei verschiedene
Substitutionsklassen allem Anschein nach gleiche Elemente enthalten. Es seien hier die in Frage
stehenden Klassen gegenübergestellt:
Die Formen der Adverbialphrasen

PsP
Präp. + Nomen/Inf.
Nomen (Adverb)
sdm.n=f
sdm=f

können dabei weiter verallgemeinert werden, weil die „adverbiellen" Nomina (Adverbien) und
die Nomina und Infinitive nach der Präposition als Spezialfall der Klasse der Nominalphrase NP
anzusetzen sind:

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