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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0024
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gen mit Infinitiven oder Nomina, und Pseudopartizipien (PsP) besitzen; heute, nach den Unter-
suchungen Polotskys, muß man sie beinahe in zwei Gruppen einteilen:
Die eine würde von dann von denen gebildet, die sofort als Adverbialsätze erkennbar sind,
auch wenn die Subjektsstelle (Subjekt im ägyptologisch üblichen Sinne) durch emphatische
Formen besetzt ist:
— Sin. B 34—35 ph.n=k nn hr-m ... „Warum bist Du hergekommen?";
oder entsprechend
- CTIV 77 c: ph=k r=k (var. jr=f) drw nw pt mj-m „Wie erreichst Du die Grenzen des Him-
mels?" — ein Beispiel, daß auf die Existenz emphatischer sdm=f von 2. rad. Verben hinweist.
Die andere Gruppe enthielte dann die Fälle, die erst eine Analyse als Adverbialsätze er-
kennbar macht und die traditionell als mehrere „selbständige" Verbalsätze, allenfalls als
lockeres Gefüge angesehen wurden:
— Sin. B 61 t"=fjkm=ftjtj=f „Um zu kämpfen packt er seinen Schild";
— Sin. B 32—33 dd.n=f nn rh.n=f qd=j sdm.n=f ss3-j „Da er meinen Charakter kannte und ge-
hört hatte, daß ich geschickt sei, sagte er dies." (oder „da er von meiner Geschicklichkeit
gehört hatte", so Gardiner 1957, §414,2; die Abgrenzung dieses Satzes stammt von Gar-
diner und ist nicht zweifelsfrei). Es handelt sich dreimal um das sdm.n=f transitiver Verben.
dd.n=f leitet den Satz ein, ohne von jw oder eh'.n gedeckt zu sein, ist also emphatisch; als
„emphatisierbare" adverbielle Bestimmung bietet sich nur das folgende rh.n=f an - und wenn
dieses, dann auch das dem rh.n=f inhaltlich entsprechende und parallele sdm.n=f. Also stellt
sich der Komplex so dar, daß die Position der betonten adverbiellen Bestimmung nach einem
„emphatischen" sdm.n=f doppelt besetzt ist, und zwar durch „circumstantial sdm.n=f". Die
logische Beziehung der Sätze zueinander und die Tatsache, daß sie eng zusammengehören,
syntaktisch aufeinander -angewiesen sind, legt schließlich nahe, in der Übersetzung Kausalsätze
zu formulieren. —
Die Analyse kann zwar übersetzungstechnisch, wie die problematische GARDiNERsche
Abgrenzung des letzten Beispiels zeigt, nicht immer mit Sicherheit geschehen, theoretisch und
prinzipiell ist es ein höchst leistungsfähiges Mittel, solche Komplexe von Verbalsätzen aus den
Kontexten auszugliedern und nicht nur als Gefüge, sondern strukturell als einen Satz zu be-
stimmen - als mögliche Realisierung des Adverbialsatzes. Es deutet sich hier zudem bereits eine
Unterscheidung an, der später Wichtigkeit beigemessen wird: Sätze geben in verschiedenem
Grade zu erkennen, welche Struktur ihnen zugrunde liegt. Was an der „Oberfläche" der vor-
liegenden Texte wie ein Verbalsatz erscheint, hat in der „Tiefe" eine der des Adverbialsatzes
gleiche Struktur.
Das zugrunde liegende Satzmuster ist also das des „Adverbialsatzes", dessen Subjekt die
emphatische Form ist, d. h. wir können das letzte Beispiel etwa so darstellen:
(3-1)
[dd.n=f nn] SUBJEKT

rh.n=f qd=j
sdm.n=f ss3=j

PRÄDIKAT

ADVERBIALSATZ

wobei dd.n=f mit einem Substantiv, Nomen, o.ä., rh-n=f... usw. mit einem adverbiellen „Prä-
dikat" austauschbar ist. dd.n=f und Nomen o. ä. einerseits, rh.n=f usw. und Adverb, PsP anderer-
seits gehören jeweils einer Substitutionsklasse an. Die gegebene Darstellung ist nur eine ge-

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