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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0034
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nannt werden7; solche „eingebetteten" Sätze sollen „Konstituentensätze", spezieller auch
„Nomensätze" (gegenüber „Relativsätzen") bzw. — mit Nennung der ersetzten Satzglieder —
„Subjekt-", „Objektsätze" usw. heißen, und der Satz, in den andere Sätze eingebettet sind,
„Matrixsatz".
Schließlich mag es bei solchen komplizierteren Satzgebilden gelegentlich opportun sein, die
Subjekts- und Prädikatsfunktion des Matrixsatzes gegenüber den traditionell ebenfalls „Sub-
jekt" und „Prädikat" usw. genannten Satzteilen deutlich abzugrenzen. Daher will ich, wenn es
mir angebracht erscheint, im folgenden das „Subjekt des Matrixsatzes" auch „Topos" nennen,
das „Prädikat des Matrixsatzes" auch „Kommentar" („The most general characterization of
predicative construction is suggested by the terms ,topic' and ,comment' for their ICs: the
speaker announces a topic and then says something about it..." (Hockett 1958, 201)).
Im Adverbialsatz können nun, unabhängig von der Besetzung seiner Positionen mit Ele-
menten der Klassen NP und AP, auch noch eine oder mehrere weitere Adverbialphrasen auf-
treten, die man mit Blick auf die „betonten"/prädikativen auch „unbetonte" nennen könnte.
Die Klasse dieser syntaktisch unbetonten Adverbialphrasen ist offenbar mit der der syntaktisch
„betonten" mit Prädikatsfunktion identisch: Alle Formen, die als Prädikate auftreten, können
auch als weitere adverbielle Bestimmungen eines Satzes auftreten. Der Anschein äußerer Gleich-
heit bei gleichzeitigen Unterschieden in der Aussage läßt aber auf erhebliche Strukturunter-
schiede schließen.
Ausgehend von den semantischen Bezügen der adverbiellen Bestimmungen lassen sich
diese Strukturunterschiede durch unterschiedlich eingebettete Adverbialsätze erklären.
Für den weiteren Gang der Argumentation bedeutsam wird dann die so gewonnene Er-
kenntnis, daß auch der Adverbialsatz selbst Konstituentensatz eines Adverbialsatzes höherer
Ordnung sein kann.
3.2.1 Inhaltsbeziehungen
Um den semantischen Eigenheiten der „unbetonten" Adverbialphrasen auf die Spur zu
kommen, soll nun doch vorübergehend der Gesamtsatz an den Rand der Betrachtung rücken
und Einzelbeziehungen der Art nachgegangen werden, die etwa Gardiner (1957, §297) bei der
Bestimmung „semantischer" Subjekte und Objekte im Auge hatte.
So kann beispielsweise eine AP als „Ad-Verb" in durchaus klassischem Sinne das Verb
qualifizieren, das in „emphatischer" Funktion einen Satz konstituiert. Diese Fähigkeit der AP
kann dabei ganz losgelöst von ihrer syntaktischen Stellung gesehen werden, sei sie eine „betonte"
oder eine „unbetonte":
- Sin. B 13-14 d3j.n=j m wsh.t nn hmw=s [m s]wt n jmn.tj „Mit der Kraft des Westwindes
setzte ich in einem ruderlosen wsh.t-Boot über" (s. Goedicke 1957, 78).
In diesem Beispiel wird gleichzeitig zum einen die Dramatik des Geschehens zum Ausdruck ge-
bracht: Obwohl ich beinahe festsaß, weil ich nur ein Boot ohne Ruder fand, setzte mich doch
der Wind mehr oder weniger glücklich über; zum anderen die Richtung der Überquerung des
Flusses: Die Angabe des Westwindes steht im Kontext der verschiedentlich angegebenen Him-
7) Vgl. Lyons 1968, 265 f£; in der Ausdrucksweise der Transformationsgrammatik: „Jedes Symbol X, das
Teilkette einer Kette ist, die durch das Symbol X' dominiert wird und eine Quelle der Rekursivität ist, nennt man ,ein-
gebettet'", BECHERT/u.a. 1970, 92.

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