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Junge, Friedrich
Syntax der mittelägyptischen Literatursprache: Grundlagen einer Strukturtheorie — Mainz/​Rhein: Verlag Philipp von Zabern, 1978

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https://doi.org/10.11588/diglit.70996#0041
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3.2.3.2 Der spezifizierende Satellit
Es sei jedoch noch kurz beim letzten Beispiel verweilt, um es für spätere Verwendung ter-
minologisch wie seiner Inhaltsbeziehung nach auszuwerten. Die Darstellung (3-9) zeigt näm-
lich sehr schön, daß msdr in msdr dj=f mw hw3 der gleichen Substitutionsklasse NP angehört
wie das ganze Syntagma [[[msdr]Np \dj=f mw hw3]Ap]s]Np. Daher sei msdr der „Repräsentant"
oder auch der „Nukleus" dieses Syntagmas genannt, der Rest des Syntagmas aber „Satellit"
(nach Seiler 1960, 9; Schenkel 1966/A,127f.). Semantisch gibt sich ein weiteres zu er-
kennen: Das Beispiel sagt offenbar aus, daß das folgende Heilmittel speziell für ein Ohr ge-
dacht ist, daß „fauliges Wasser absondert", nicht für das „Ohr" ganz allgemein (etwa im Sinne
von „alle Ohrkrankheiten") oder ein Ohr, das verstopft oder schwerhörig ist. Das heißt aber,
die AP dj=f mw bw3 wählt eine bestimmte Ohrkrankheit aus den denkbaren aus, „selektiert"
oder „spezifiziert" sie (hierzu besonders: Seiler 1960, 18 ff.). Daher sei die AP eines eingebet-
teten, aber satzunmittelbar als Nukleus-Satellit-Syntagma realisierten Satzes ein „spezifizieren-
der" Satellit genannt.
3.2.4 Zusammenfassung
Die Einbettung des Adverbialsatzes ist ein leistungsfähiges Mittel, den ägyptischen Satz im
Rahmen des Möglichen unbegrenzt zu erweitern. Sie erlaubt nicht nur die Lösung einiger seman-
tischer Bezugsprobleme (3.2.1), sondern sie kann auch zur Erklärung zahlreicher Syntagmen
der Oberflächenstruktur herangezogen werden: Neben Adverbialattributen und „virtuellen"
Relativphrasen (3.2.3) beruhen auch Partizipien, Verbaladjektive, Relativformen (Schenkel
1968) und Appositionen (Spiegel 1935; Schenkel 1967) auf ihr. In der Argumentation auf
den folgenden Seiten kommt ihr überragende Bedeutung zu.

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