164 Von Bewegungen Cap. 2.
dauerten, bis irgend eine wirkende Ursache sie
veränderte, so würde der Zustand des Menschen
beklagenswürdig seyn. Aber es ist weislich ge-
ordnet, daß sie mehr Ähnlichkeit mit einer an-
dern Eigenschaft der Materie haben sollten, näm-
lich mit der Bewegung, welche die beständige
Aeusierung einer wirkenden Ursache nörhig hat,
und so bald aufhört, als diese wegfällt. Eine
Bewegung kann so lang, als die Ursache dersel-
ben gegenwärtig ist, und bey Entfernung der
Ursache, noch durch Hülfe der Idee, obgleich in
einem schwächer» Grade, fortdauern. Aber in
dem Augenblicke, da ein andrer Gedanke dazwi-
schen kömmt, und die Seele beschäftigt, so daß
er nicht nur die Ursache, sondern auch die Idee
derselben ausschließt , so verschwindet die Bewe-
gung, und wird nicht länger empfunden. Kömmt
sie mit ihrer Ursache, oder mit ihrer Idee wie-
der zurück, so verschwindet sie wieder mit ihnen
zugleich, wenn andre Gedanken sich eindrängen.
Diese Beobachtung findet bey Bewegungen und
Leidenschaften von jeder Gattung statt. Und
diese sind, dem zu Folge, mit Empfindungen
und Ideen so genau verbunden, daß sie ohne die-
selben gar nicht existiren können. Es ist wahr,
eine starke Leidenschaft kann viel beytragen, ihren
Gegenstand in der Seele zurück zu halten; aber
sie kann ihn nicht immer zurück halten. Der
' Fort-
dauerten, bis irgend eine wirkende Ursache sie
veränderte, so würde der Zustand des Menschen
beklagenswürdig seyn. Aber es ist weislich ge-
ordnet, daß sie mehr Ähnlichkeit mit einer an-
dern Eigenschaft der Materie haben sollten, näm-
lich mit der Bewegung, welche die beständige
Aeusierung einer wirkenden Ursache nörhig hat,
und so bald aufhört, als diese wegfällt. Eine
Bewegung kann so lang, als die Ursache dersel-
ben gegenwärtig ist, und bey Entfernung der
Ursache, noch durch Hülfe der Idee, obgleich in
einem schwächer» Grade, fortdauern. Aber in
dem Augenblicke, da ein andrer Gedanke dazwi-
schen kömmt, und die Seele beschäftigt, so daß
er nicht nur die Ursache, sondern auch die Idee
derselben ausschließt , so verschwindet die Bewe-
gung, und wird nicht länger empfunden. Kömmt
sie mit ihrer Ursache, oder mit ihrer Idee wie-
der zurück, so verschwindet sie wieder mit ihnen
zugleich, wenn andre Gedanken sich eindrängen.
Diese Beobachtung findet bey Bewegungen und
Leidenschaften von jeder Gattung statt. Und
diese sind, dem zu Folge, mit Empfindungen
und Ideen so genau verbunden, daß sie ohne die-
selben gar nicht existiren können. Es ist wahr,
eine starke Leidenschaft kann viel beytragen, ihren
Gegenstand in der Seele zurück zu halten; aber
sie kann ihn nicht immer zurück halten. Der
' Fort-