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Hager, Georg [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,2): Bezirksamt Neunburg v. W. — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.26555#0101
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Kunststatistische Übersicht.

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Romanische Gewölbe finden wir in dem als Chor dienenden Erdgeschoß der drei
Kirchen in Aigen, Mitteraschau und Penting. In den beiden ersteren sind es gratige
Kreuzgewölbe, Penting aber hat ein rundbogiges Kreuzrippengewölbe mit breiten,
abgefasten Rippen, also ein Rippengewölbe der ältesten Art, vielleicht noch aus
dem Plnde des 12. Jalirhunderts. Penting zeigt auch entwickelte Quadertechnik.
Lediglicli romanische Langhausmauern bergen die Kirchen in Altenschwand, Dauters-
dorf, Mitterauerbach.

Ebenso bescheiden wie die romanischen sind die gotischen Kirchen des Be-
zirksamts. Der gerade Chorschluß behauptet sich, wie auch sonst vielfach in der
Oberpfalz, von der romanischen Periode her bis tief hinein in das 14. Jahrhundert
(Altenschwand, Euhrn), ja selbst bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts (War-
mersdorf). Gebräuchlicher aber ist der Schluß aus drei oder fiinf Seiten des Acht-
ecks. Auch die schlichte Form des Kreuzrippengewölbes wird bis in die Zeit um
1400 festgehalten. Die knapp urn 1400 entstandene Spitalkirche von Neunburg zeigt
noch ausschließlich Kreuzgewölbe. Erst der Chor des Kolomankirchleins von
Warmersdorf und die Pfarrkirche von Neunburg hat Netzgewölbe. Die Gewölbe
werden in dem Bezirke durchgehends auf Kragsteine gesetzt. Die Kragsteine sind
gewöhnlich etwas derb profiliert, zum Teil mit Schilden belegt (Seebarn). Besonders
derb ist das Profil eines Teils der Kragsteine der Spitalkirche von Neunburg. (Fig. 35,
unten rechts.) Dieses eigenartige Profil kehrt nahezu in gleicher Form im Chor der
Kirche von Pielenhofen, B.-A. Parsberg, wieder. In den Dorfkirchen behält man
selbst in der Gotik noch im Langhaus die flache Decke bei und beschränkt die Ein-
wölbung auf den Chor (Mitterauerbach, Seebarn). Ein Ostturm (mit Chor im Erd-
geschoß) begegnet noch in Taxöldern. Sonst werden die Ttirme seitlich vom Chor
gesetzt (P'uhrn, Mitterauerbach, Neukirchen-Balbini, Neunburg, Schwarzhofen, See-
barn). Die größte gotische Kirche des Gebietes, die Pfarrkirche in Neunburg, hat
zu viel Veränderungen erlitten, als daß sie noch ein gutes Bild des ehemaligen
Bestandes gibt. Immerhin zeigt der Chorbau des Herzogs Johann schöne Verhält-
nisse. Und am Nordportal wird ein Anlauf zu reicheren P'ormen genonimen. Liturgisch
und archäologisch von Interesse ist in der Neunburger Pfarrkirche der wohlerhaltene,
gegen das Mittelschiff zu etwas vorgekragte Altar der Westempore. Solche Altäre
fehlten im Mittelalter nicht leicht auf den so beliebten, gemauerten westlichen
Emporen. Meistens sind sie aber später zerstört worden, als man vom 17. Jahr-
hundert an die ürgeln, die irn Mittelalter seitlich im Presbyterium standen, auf die
Westemporen verlegte. Der Altar stempelte diese Emporen zu wirklichen »Por-
kirchen«. (Vgl. auch Kunstdenkmäler der Oberpfalz, Heft I, B.-A. Roding, S. 76.)

Ein Beispiel eines befestigten gotischen Kirchhofes bietet Seebarn.

Von den kirchlichen Bauten der Renaissance, des Barock und Rokoko ist der
interessanteste die Marien-Wallfahrtskirche in Katzdorf, ein Zentralbau, wohl aus der
ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in der Kreisform des Hauptraumes aber an einern
Motiv der Zentralbauten des 17. Jahrhunderts festhaltend. Wie in der Wahl des
Zentralbaues, so ist die Katzdorfer Kirche auch in der reizvollen landschaftlichen
Lage ein typisches Beispiel der Wallfahrtskirchen des Barock. Von der Naturpoesie,
die im 17. u. 18. Jahrhundert so häufig mit dem religiösen Bedtirfnis sich verbindet.
 
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