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Hager, Georg [Hrsg.]; Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,2): Bezirksamt Neunburg v. W. — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.26555#0103
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Kunststatistische Übersicht.

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ist in den Einzelheiten verschwunden. Und auch das von ihm erbaute Jagd-
schlößchen Taxöldern wurde 1904 wegen Baufälligkeit abgebrochen. In Taxöldem
hielt der Stil noch an der Spätgotik fest. Ganz ähnlich Taxöldern ist in der Grund-
rißanlage das Schlößchen in Hillstett. Wie die Landschlösser des 17. und 18. Jahr-
lrunderts gestaltet waren, zeigen Katzdorf, Kröblitz, Schwarzeneck, auch Rauberweiher-
haus, der einzige Fachwerkbau der Gegend, als solcher von der westlich anstoßenden
Landschaft beeinflußt.

Von bürgerlichen Gebäuden ist das Rathaus in Neunburg mit seinen gotisch
profilierten Eenstern nicht uninteressant.

An Bauernhäusern ist wenig Altes zu finden. Ein Haus in Happassenried \'er-
tritt in dem hölzemen Gang unter denr Giebel den Typus des Hauses des bayerischen
Waldes, den wir Heft I, B.-A. Roding, S. 218 f. näher gescbildert haben.

Sehr zu bedauern ist, daß die Malereien an deni Bauemhause in Unteraschau,
von denen uns der verdienstvolle oberpfälzische Geschichtsforscher Schuegiaf noch
eine Beschreibung gegeben hat (vgl. S. 79), nicht mehr erhalten sind. Die In-
schriften dieser Malereien und eine andere Inschrift, die uns Paul Zeidler von einem
Hause in Neunburg überliefert hat, zeigen, daß im 16. und 17. Jahrhundert die Sitte
der Hausinschriften in der Gegend wohl bekannt war.

II. PLASTIK.

Das älteste Werk der Holzplastik ist die thronende romanische Madonna, die
aus der Kirche von Kemnath stammt und jetzt in der Pfarrkirche von Neunlturg
aufbewahrt wird. Schon wegen der außerordentlichen Seltenheit romanischer Holz-
skulpturen höchst beachtenswert, fesselt uns diese aus der ersten Hälfte des 13. Jalir-
hunderts stammende Arbeit durch den Ausdruck feierlicher Repräsentation und
durch natürliche Etille der Forrnen. Derb ist eine Holzfigur aus dem Ende des
14. Jahrhunderts in Mitteraschau. Aus der Zeit unt 1460 stammt eine geschnitzte
Madonna in Mitterauerbach. Der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gehört ein
lebensgroßes Holzkruzifix in Seebarn und eine rohe Madonna in Altenschwand an.
Wohl dem Ende des 15. Jahrhunderts dtirfte das große gute Holzkruzifix in der
Pfarrkirche in Neunburg entstammen, durch die Veränderungen an den Haupthaaren
und am Lendentuch sehr entwertet. Dem Ende des 15. Jahrhunderts sind auch zu-
zurechnen fiinf Holzfiguren in Seebarn, darunter eine treff liche Madonna, ferner Holz-
figuren in Mitterauerbach, Neunburg, endlich die tief empfundene und fein gearbeitete
Pietä in Katzclorf, das beste gotische Schnitzwerk des Bezirksamts. Urn 1500 haben
wir ein Nikolausfigtirchen in Altenschwand datiert.

Aus der spätgotischen Steinplastik sind vor allern die großen Olberge in Neun-
burg und in Seebarn zu nennen. Der Neunburger steht an Kraft der Charakteristik
weit höher als der Seebarner. Er ist von einem ttichtigen Kiinstler verfertigt, viel-
leicht aus der Nürnberger Schule. Die Tiefe der Empfindung und die Kraft des
Realismus erinnern an Adam Kraftt. Auch die Gewandbehandlung steht diesem sehr
nahe. Aber rnanche etwas trockene Einzelheiten, wie z. B. die harte Art des Bart-
ansatzes an Kinn und Backen zeigen, daß der Meister die technische Vollendung
 
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