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Bayern / Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten [Hrsg.]; Hoffmann, Richard [Bearb.]
Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern (2,3): Bezirksamt Waldmünchen — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.36887#0090
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111. B.-A. Waldmünchen.

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JH. PLASTIK.
Die figürliche Holzplastik des Mittelalters ist im Bezirk nur spärlich ver-
treten. Aus der romanischen Zeit hat sich kein Objekt erhalten. Der Spät-
gotik entstammen die Madonnen zu Ast und Tiefenbach, welche in das Ende des
ig. Jahrhunderts (um 1480) zu setzen sind. Fein empfunden ist die Maria in der
Pfarrkirche zu Tiefenbach sowohl im Oval des Gesichts, als auch in der sorgfältigen
Durchbildung des lang herabßießenden Haares. Lieblich ist der Halsausschnitt im
Untergewande. Die Madonna zu Voithenbergöd (igoo—1510) offenbart in manchen
Motiven bereits das Streben der beginnenden Renaissance, Reize zu entfalten, wie
im fein durchbrochenen, naturalistisch gebildeten Haar und im malerisch weichen
Faltenwurf. Die beiden spätgotischen Holzhguren um 1480 in der Friedhofkirche
zu Waldmünchen gehen nicht über das Durchschnittsmaß hinaus. Aufmerksamkeit
verdient noch das Holzrelief der Anbetung der hl. drei Könige zu Treffeistein, ein
früheres Altarbild. Aber auch diese Arbeit (um 1480) ist nur eine mäßige Leistung
zu nennen. Doch machen manch originelle, selbständig erfundene Züge in der
Auffassung des Themas das Werk interessant.
Sehr wenige Werke sind von der mittelalterlichen Grabplastik auf uns gekommen.
Der Bildersturm des 16. Jahrhunderts und spätere Umbauten haben mit den Grab-
denkmälern aufgeräumt. Die ehemalige Klosterkirche zu Schönthal, die sowohl in
ihrem Innern, als auch außen viele herrliche Grabdenkmale des Adels der Umgebung
besaß, zeigt heute nur mehr zwei mittelalterliche Grabsteine. Beide sind sorgfältig
in rotem Marmor gearbeitet und gut erhalten. Der eine ist noch in der ersten
Hälfte des ig. Jahrhunderts gefertigt worden und steigert unser Interesse auch inso-
fern, als er dem Andenken eines Sprossen aus dem" einst so mächtigen Geschlecht
der Zenger geweiht ist. Ein nicht uninteressantes Fragment eines mittelalterlichen
Grabsteines hndet sich im Boden der Gred des Hauses zum Stadtmüller in Rötz.
Der Stein zeigt noch gotische Majuskeln vom Ende des 14. Jahrhunderts.
Ein Renaissancegrabstein mit der lebensgroßen Figur des Verstorbenen ist in
die Nordwand der Kirche zu Geigant eingemauert. Reizvolle Kindergrabsteine sind in
Gleißenberg, Hiltersried und Waldmünchen. Alle gegen Schluß des 16. Jahrhunderts.
Tüchtige Barockskulpturen aus der Zeit um 1720 stellen sich in den Hoch-
altarhguren zu Ast und Biberbach, sowie in den Apostelstatuen zu Schönthal dar.
Die Rokokoplastik vermag nur handwerkliche Arbeiten aufzuweisen, so die Altar-
figuren zu Herzogau und zu Rötz (Friedhofkirche).
Die Nähe Böhmens macht die Johann-Nepomukstatuen meist aus Granit im
Bezirk häufig. Die beste steht auf dem Marktplatz in Waldmünchen, von 176p.
Von den so beliebten Madonnen im Rosenkranz heben wir jene zu Gleißenberg als
ein besonders hübsches Stück aus dem frühen 18. Jahrhundert hervor.
IV. MALEREI.
Aus dem Mittelalter hat sich nichts erhalten. Die vorhandenen Objekte
beschränken sich einzig und allein auf Altarblätter aus dem 18. Jahrhundert. Ein
sowohl in der Komposition, als auch im Kolorit treffliches Bild ist das ehemalige Hoch-
 
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