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AMT WERTHEIM. — WERTHEIM.

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Ausserdem noch 3 kleine Relief-Figuren: vorn Maria mit dem Kinde auf Halbmond,
hinten zwei heilige Bischöfe (Bonifacius und ?).

2) Die zweite, offenbar viel ältere, sogen, mittlere Glocke (1,20 m hoch und
0,95 m weit) rechts daneben, enthält folgende Inschrift: ßßJQODICSiVß + QÜX ^<

vems * in * noie * txoi ♦ oßjirmja: * eilio * »jivid *

Den Buchstaben nach zu urtheilen, stammt sie aus dem Beginn des XIV. Jhs.

Beide Glocken sind am 22. December 1591 hier aufgebracht worden und stammen
aus dem benachbarten Kloster Holzkirchen, das s. Z. unter der von Bonifacius gestif-
teten Abtei Fulda stand. Daher der passus: ex pensis Bonifacü auf der grössern
Glocke.

Die älteste eigentliche Wertheimer Glocke ist

3) die kleine Stundenglocke von 1458 mit der Umschrift: 111° ® CtCC° ®

ihm ® iar ® gegossen ® iöt ® offeiröar ® bk ® 5tmri ® gut ® mit ®

ittm ® Öan ® alle ® ftuttfl ® bcrmmÖCt ® rfjotl * und dem Wertheimer
Wappen darunter zwischen zwei Sonnen. Auf der Rückseite ein Crucifixus mit kleiner,
kaum leserlicher Umschrift: Stabat mater dolorosa etc. Neben der Hosianna die
schönste der Wertheimer Glocken.

Von den "übrigen vier Glocken sind drei: die Wächterglocke und die Drei-
Uhr-Glocke (beide 1787 umgegossen), sowie das »Viertel- Glöckchen« vom
Jahre 1779, aus der Giesshütte der Brüder Johann Georg und Johann Schneide-
wind in Frankfurt hervorgegangen; als Verfertiger der vierten, des »Vaterunser-
oder Kindlesglöckle« vom Jahre 1772 nennt, sich Johann Peter Bach in
Windecken. Auf diesen vier Glocken wird übereinstimmend Philipp Jakob Platz
als damaliger Chorverwalter von Wertheim genannt. (Auch die im Wächterthurm
des Schlosses hängende Glocke vom Jahre 1775 ist em Werk der gen. Frankfurter
Meister.)

(Ueber die Wertheimer Glocken s. K. Wibel's Beschreibung (Stadtkirche S. 15 f.)
nach der unvollendeten Fries'schen Chronik (1847, I, S. 21 ff.); dieselbe Quelle auch
von Kobe in den Studien der evang. protest. Geistl. des Grossh. Baden III, 37 ff. benutzt.)

Die Uhr, die älteste der Gegend, hat zwei Zifferblätter: das eine, an der Nord"
seite im obersten Thurmgeschoss angebracht, mit Stunden- und Minuten-Angabe ist mit
der Jahreszahl 1544 und den gemalten Blech-Wappen von Wertheim-Breuberg, Limburg,
Eberstein und Werdenberg versehen. Das Werk stammt also aus der Regierungszeit des

Grafen Michael III. (1531—1556). Zwischen der Jahreszahl die Urheber-Marke: \1 IV. Das

zweite Zifferblatt an der Ostseite im vierten Geschoss, wo sich auch das Uhrwerk befindet,
zeigt dieselben Wappen, aber weder Jahreszahl noch Marke.

Uhr

Kirchenschatz.

Das Wertheimer Kircheninventarium vom Jahre 1525 (im Auszuge abgedruckt Kirchensci
von A. Kaufmann im XIX. Bd. des Archivs, des hist. Vereins von Unterfr. u. Aschaffenb.,
Heft 3, S. 71 f.) führt eine grosse Anzahl silberner und silbervergoldeter Kelche (23)
 
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