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GESCHICHTLICHE ÜBERSICHT DES CLEVISCHEN NIEDERRHEINES.

Jobäs Mesmeker canonicO et
dns the. Nyenh. canoic
Xancteii. obyt ano IZ05.
Die beiden hier stehenden Inschriften, von denen die erste an der Console des
Paulus, die andere an derjenigen des Christus sieh befindet, lassen die Canonici Mesmeker
(Messerschmied) und Nyenhaus als Stüter der Statuen erscheinen.

J)ie Zahl in der Inschrift, welche anscheinend 1203 heisst und auch von Mone dafür
gehalten wurde2, ist offenbar 1503 zu-lesen, da nach den Baurechnungen das Portal erst
gegen 1500 gebaut wurde und einer der Stifter, Nyenhaus, damals lebte.8 Die Gewänder
der Statuen tragen am untern Rande zum Theil verwitterte Inschriften, z. ß. bei Petrus:
Sancte petre ora pro nobis; ähnlich bei Paulus und Johannes: St. Paule u. St. Johanne ora.

3.

Der vom gothischen Kreuzgange der Victorskirche, welcher selbst eine ganze Gallerie von
Epitaphien der Kunstthätigkeit des 15ten und 16ten Jahrhunderts darbietet, umschlossene
viereckige Hof wird in der Mitte von der gothischen Sandstein-Säule unserer Abbildung
geschmückt. Dieselbe gehört noch dem reineren Stil des 14ten Jahrhunderts an, und er-
reicht eine Höhe von fast 23'. Ihre Anlage und Construction aus dem Viereck oben ins
Achteck ist aus der Abbildung ersichtlich und wir fügen deshalb nur eine Angabe des
Figurenschmuckes hinzu. Auf dem unteren Felde unserer Abbildung, welche die Westseite
zeigt, sieht man Christopherus das Christuskind tragend, auf den drei anderen untern Feldern
Victor, Michael4 den Drachen besiegend und Helena. Ueber jedem dieser Heiligen steht in
den reich verzierten Feldern darüber jedesmal ein Crucifix mit Johannes und Maria. Auf
dem Felde unserer Abbildung falten Johannes und Maria die Hände; über S. Victor geschieht
dies von Maria ebenfalls, während Johannes in der Linken ein Buch hält, die Rechte zum
Kopf stützt. Ueber der Figur S. Michaels hält Maria in der Rechten ein Buch und stützt
die Linke zum Kopf, während Johannes die rechte Hand an die Brust legt, in der Linken
ein Buch hält. Ueber dem Crucifixe und über der h. Helena halten Maria in der Rechten,
Johannes in der Linken ein Buch; beide legen die andere Hand an die Brust. Ob diese
vierfache Wiederkehr des Gekreuzigten mit diesen beiden Leidtragenden an ein und demselben
Denkmal eine tiefere Bedeutung haben soll, würde sich schwer entscheiden lassen. Da nach
allen vier Seiten sich Gräber befinden, so hat man, wie uns scheint, auch nach allen vier
Seiten den Kreuzestod sichtbar machen wollen, der den Gestorbenen die Erlösung bringt.

2. Mone: Anzeiger für Kunde des deutsehen Mittelalters. 1834. p. ! 04.

3. Zehe: Beschreibung des Domes von Xanten. 1851. p. 12 u. 25.

4. Mone macht am angeführten Orte auf das häufige gemeinsame Vorkommen von Georg, Victor und

Michael mit dem Drachen als Ornament z.B. an Grabsteinen in Xanten aufmerksam, dem
wir noch zufügen können, dass in der Michaelscapelle vor der Victorskirche Hr. Kreishau-
meister Cuno die llälfle eines alten Wandgemäldes aus dem 13. Jahrhundert aufdeckte, wo-
rauf der S. Victor, ähnlich wie Georg oder Michael einen Drachen tödtend, dargestellt ist;
neben ihm steht, vielleicht aus späterer Zeil, S. Franciscus.
 
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