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48 GERRESHEIM.

4.

Buchdeckel einer Pergamenthandschrift der Lectiones quatuor evangeliorum aus der
Äbtei S. Trou im Luxemburgischen, jetzt in dem Landesarchiv zu Düsseldorf aus dem Anfang des
13ten Jahrhunderts. Der mittlere Theil zeigt uns in getriebenem Kupferbleche auf einer Holz-
unterlage die in so früher Zeit seltene Darstellung des jüngsten Gerichtes. Christus erscheint
mit zornigem Ausdrucke auf dem Himmelsbogen ruhend, die Bösen und Guten mit den
Worten trennend: Venite benedicti patris mei! Discedite a me maledicti in ignem aeternum.
Ueber ihm heben zwei Posaunenengel, von denen einer zerstört, das Gericht an. Aus ihren
Posaunen scheint Feuer zu strömen. Die Menge derer, welche unten das Gericht abwarten,
ist wenig charakterisirt, die Arbeit überhaupt ziemlich roh. Getrennt durch ziemlich breite
Stege vergoldeten Kupfers umgeben diese Mitteldarstellung die Brustbilder der zwölf Apostel
und die Symbole der vier Evangelisten in email champleve. Die Figuren und Inschriften
werden aus dem stehengebliebenen vergoldeten Kupfer gebildet, die Hintergründe sind blau
oder grün, die Schriftbänder und Gewänder meist weiss.

GERRESHEIM,

ein berühmtes im Jahre 870 von Gericus und seiner Tochter Regenbierg gegründetes adeliches
Damenstift bei Düsseldorf, dessen Gründung wir urkundlich aus der auf dem Goncil 874 zu
Cöln stattgefundenen Bestätigung1 und einer Urkunde kennen, worin die Stifterin ihr ganzes
Erbgut als Schenkung darbringt.2 Der erste Kirchenbau muss rasch dem Untergange ver-
fallen sein; denn wir erfahren 970 schon von einer Weihe der erneuerten Kirchen- und
Klostergebäude.3 Dass es dem Stifte in jener frommen Zeit an Schenkungen nicht fehlte,
dürfen wir aus der reichen Entwicklung der vielen andern Stiftungen schliessen; wie diese
hatte es seinen Vogt zur Begelung der Rechtspflege und übte das Patronat über manche
Kirchen.4 Besonderen Reichthum zog das Stift aus seinen Zollgercchtsamen und es muss
bis zum 14. Jahrhundert in einer Zunahme dieses Reichthumes geblieben sein; denn im
13. Jahrhundert entstand jene herrliche im spätromanischen Stile gebaute jetzige Stiftskirche
und in derselben Zeit ist aus den Umwohnern bereits eine städtische Zusammengehörigkeit
geworden.5 Wie gerade der Reichthum im 16. Jahrhundert die Demoralisation der Klöster
herbeiführte, so wird auch in Gerresheim der arge Zustand daraus erwachsen sein, der den
Visitator, den päpstlichen Nuntius Gröpper, 1574 mit Entsetzen erfüllte.6 Agnes von Mans-
feld, die Geliebte Gebhard's Truclisess, war Nonne zu Gerresheim.

1. Harzheim, conc. germ. tom. II. p. 361. Ledeb., Archiv. V. p. 298.

2. Lac. I. 68.

3. Lac. I. III.

4. Lac. II. 62. 63. 78. 928. I. 67. III. 18. 169.

5. Lac. II. 649. Die Kirche erhält noch eine besondere Bedeutung durch ihre ausserordentliche

Aehnlichkeit mit derjenigen zu Werden.

6. von Mering, Geschichte der Burgen, Ritlergüter, Abteien etc. 10. Heft. p. 114.
 
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