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KAISERSWERTH.

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KAISERSWERTH.

Werid, Werde, Insula Rheni, Caesaris Insula im Keldagau, war ursprünglich eine dicht
am rechten Rheinufer 2 Stunden von Düsseldorf gelegene Rheininsel, die sich aber allmählig
mit dem festen Ufer verband. Rerühmt ward Kaiserswerth durch den irischen Apostel Suit-
bertus, der, das Christenthum in diesen Gegenden verbreitend, hier auf der ihm von Pipin
geschenkten Rheininsel1 ein Kloster gründete, in welchem er lebte und am 1. März 713
starb, und das in einer langen Reihe von Urkunden vom Oten Jahrhundert an2 von den Kai-
sern beschützt und beschenkt ward. Neben diesem geistlichen Stifte bestand aber in Kaisers-
werth eine kaiserliche Burg, die zuerst mit der Entführung des jugendlichen Kaisers Hein-
rich IV. durch Erzbischof Anno von Cöln in die Geschichte eintritt3 und bald durch den
damit verbundenen Rheinzoll ein Gegenstand endloser Fehden und Verpfändungen wird. Ein
Denkstein dieser Burg gewährt 1184 durch Friedrich Barbarossa den Burgleuten ein kaiser-
liches Gericht, welches wol der Burggraf abzuhalten da war.4 Im 13ten Jahrhundert wissen
Adolf von Nassau und Albrecht I. die Krönungskosten nicht anders zu erlegen, als dass sie
dem Erzbischofe von Cöln vorläufig den Zoll von Kaiserswerth verpfänden.5 Die Einkünfte
dieses Zolles müssen ausserordentlich gewesen sein, denn die Pfandsummen steigen zur er-
staunlichsten Höhe. Bald ist die Pfandschaft an Cleve, bald an Cöln, bald muss der Kaiser
sein Einlösungsrecht erstreiten und oft überfällt Waffengewalt das feste Schloss, bis 1688
dasselbe von den einfallenden Franzosen verbrannt wird.6 Von jenen ersten Kloster- und
Kirchenbauten, die der grosse Missionar auf der ihm von Pipin und Plectrudis geschenkten
Insel errichtete, ist nichts mehr vorhanden. Die Gunst, welche diesem Benedictinerkloster
aus der langen Schenkungsreihe gesichert gewesen zu sein scheint, wird wol bald die um-
fangreicheren Gebäude hervorgerufen haben. Die jetzige Kirche ist eine romanische drei-
schiffige Pfeilerbasilika, deren Haupttheile aus dem Ilten, der Chor aus dem 13ten Jahrhundert
stammt,7 Der Thurm wurde 1243 abgetragen. Noch im 14. Jahrhundert muss das Kloster
eine nicht geringe Bedeutung gehabt haben, indem es sich sonst nicht erklären würde, dass
gegen seine gottesdienstlichen lärmenden Missbräuche ein besonderes Edict erlassen wrurde.8

1. Siehe hierfür als Hauptquelle Beda, Bist. Anglic. Die Ungültigkeit des Pseudo-Marccllinus ist kürz-

lich klar dargethan in einer kleinen Schrift: Bouterwek, Swidbert der Apostel des berg.
Landes. 1859. Marcellins Vita mag ans dem 10. Jahrh. stammen, ward aber bis zum 15.
Jahrh; interpolirt.

2. Lac. I. 71. 77.

3. Stenzel, Gesch. Deutschi, unter den fränk. Kaisern. I. p. 216.

4. Hüpsch, Epigrammatologie. Pars II. p. 14. Burggrafen: Lac. II. 343. 617.

5. Lac. II. 937 und 997.

6. Lac. III. 193. 454. 525. 684. 702. 1065. 1066. IV. 160. 200. 239.

7. Organ für christl. Kunst. I. No. 3. III. No. 9.

8. Lac. III. 110.
 
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