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142

COLN.

CÖLN.1

S. MARIA AUF DEM CAPITOL.

Tafel XXXX.

Thürflügel des Nordportals dieser Kirche in geschnitztem Eichenholz vom Ende des
Ilten oder Anfange des t2ten Jahrhunderts. Die Höhe der Thüre betragt 15 7^', die Breite
8' 1 '/a" die Dicke, eingeschlossen die kxl-i" herausspringenden Nagelköpfe, 7". Auf sechs-
undzwanzig Tafeln erblicken wir die Hauptmomente der Geschichte Christi in stark vortreten-
dem Reliefe vergegenwärtigt. Das Rahmenwerk dieser Tafeln besteht mit Ausnahme des 2"
hohen Wulstes, der jeden der beiden Flügel umrandet, aus flachen, durchbrochenen mit '/V'
hohen Perlstäben umsäumten Leisten und wird dessen Ineinanderfügung mit den Tafeln durch
54 kunstvoll geschnittene Nagelköpfe angedeutet. Die vor Jahren noch deutlicher gesehenen
Spuren von Bemalung sind in so fern von hoher Bedeutung, als sie einestheils einen Beleg
der Uebung der Polychromie der Zeit bilden, anderentheils den Beweis liefern, dass der derbe
Charakter dieser Figuren, die Einfachheit ihrer Gewänder nicht auf starrer Unbehülfliehkeit
beruhen und somit im Widerspruch stehen zu den vollendeteren Ornamenten, sondern, als auf
Farbenwirkung und Entfernung berechnet, so beabsichtigt wurden. Die Reihe der Dar-
stellungen eröffnen in der ersten Tafel Verkündigung und Heimsuchung. Der Engel Gabriel
trägt in seiner Linken ein Kreuz, wahrscheinlich eine symbolische Hindeutung auf das irdische
Schicksal dessen, den er verkündigt. Zwischen der Heimsuchung und Verkündigung finden
wir dann noch eine dritte weibliche Figur, welche die Mutter Anna sein wird. Unsere Ab-
bildung berichtigend bemerken wir, dass sie keinen Nimbus hat.3 Auf den beiden folgen-
den Tafeln erscheint der Engel den Hirten auf dem Felde und die Krippe. Im vierten
Reliefe schauen wir Herodes auf seinem Throne, in der Rechten eine Art Krückstock, die
Linke zum Barte führend, hinter ihm ein Kriegsknecht und vor ihm die drei Könige, die er
um Auskunft über die Bedeutung des Sternes befragt und sie nach Bethlehem sendet, wo wir
sie im fünften Reliefe vor dem Jesuskinde erscheinen sehen. Im dritten Reliefe der Krippe
wie im fünften der Anbettln? der Könige erscheint der Stern, welcher die letzteren führte,
über der Darstellung im Rahmen angedeutet, was unsere Abbildung nicht zeigt. In der

1. Die allgemeine Uebersicht der Cölnischen Stadtgeschichte werden wir erst bei Publicirung der

sämmtlichen mittelalterlichen Kunstwerke Collis geben.

2. Bötticher, die Holzarchitektur des Mittelalters, Heft 2. Die Publicationen dieser Thüre von

S. Boisseröe in seinen Denkm. d. Bank, am Niederrhein, Taf. 9, und Gailhabaud, Denkmäler
der Baukunst II. Lief. 89, sind, besonders die ersteren, ihres kleinen Maassstabes wegen kaum
in Betracht zu ziehen. Den interessantesten Vergleich mit unserer Thüre bietet diejenige
von S. Zeno in Verona, deren Abbildung uns leider nicht zur Verfügung steht.
3. Ebenso erscheint Anna auf dem Tragaltar des Eilbertus in der Sammlung des Schlosses zu
Hannover.
 
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