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ERKELENZ.

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roheren Naturalismus der Zeichnung sämmtlicher Figuren dürfte geeignet sein, dieses Altare
portatiie an den Schluss der romanischen Kunstperiode in der zweiten Hälfte des zwölften
Jahrhunderls zu setzen. Die Schrägen an Fuss und Deckplatte, welche an sämmtlichen von
uns genannten Tragallären von getriebenem und vergoldetem Kupferbleche sind, das Ornament
des Deckels, endlich dasjenige der Bodenfläche, welches in derselben Weise am Eilbertusaltar
wiederkehrt, haben einen ruhigeren reineren romanischen Charakter als der figürliche Theil.
Das Material unseres Kunstwerkes besteht aus einem Kern von Holz und einem Ueberzuge
von vergoldetem Kupferbleche und email champleve. Aus ersterem allein bestehen die ge-
triebenen Schrägen und die mit übereinandergelegten Strichlagen gravirten Bänder unter der
Schräge am Fusse und über derselben an der Deckplatte. Die schön geformten vergoldeten
Metallfiisse, welche in Bestiarienform das Ganze tragen, sind bei 9 und von unten gesehen
bei 9 c sichtbar. Die Musterung der Bodenfläche bei 9 c ist bewerkstelligt durch eine Grun-
dirung von braunem Lack, auf welchem die Musterung und Gravuren und Vergoldung er-
scheinen. Der Deckel mit Ausnahme des Altarsteines und die vier Seiten sind ganz in dem
am Rhein so vielfach vorkommenden email champleve gebildet, wonach reliefartig ausgearbei-
tete Kupferplatten in den Vertiefungen mit Emaille ausgeführt werden und die höheren Theile
durch Gravuren und Vergoldung ihren Schmuck erhalten. So ist es auch hier. Die Figuren
bestehen alle aus vergoldetem und gravir lern Kupfer; die Tiefen der ziemlich breiten Gra-
virungen sind zur Verdeutlichung noch mit einer röthlichen Masse angefüllt. Die Hinter-
gründe sind theils grün, theils blau, die Säulen und Archivollen weiss. Die Verzierung des
Deckels ist weiss auf blau u. s. w.!4

10.

Holzgeschnitzter Tragleuchter der späteren Golhik, 4' 3" hoch. Der Fuss fehlt.

ERKELENZ,

kleine Stadt im Regierungsbezirk Aachen an der linken Rheinseite, die ihren Namen von
einer deutschen Göttin Erka herleitet und in deren Nähe Spuren römischer Herrschaft sich
vorfinden.* Im Jahre 966 kam Erkelenz an die Marienkirche zu Aachen, bei welcher es bis
im vorigen Jahrhundert verblieb.2 Im vierzehnten Jahrhundert erhielt es von den Herzogen

14. Eckertz und Noever führen p. 198 ein elfenbeinernes Reliquienkästchen aus dem 13. Jahrb. mit
der Inschrill an: Nos Theodoricus abbas hujus loci sub insinuatione analhematis districLus
inhibemus ne quisquam has preliosas sanetorum reliquias cum diligentia repositas et scripto
signatas distribuere vel sub trab er e praesumat seu de suis thecis miliare audeat ne posteros
ducat in errorem. Dieses Kästchen ist allerdings vorhanden, besitzt aber gar keine künst-
lerische Ausschmückung.

1. Hüpscb, Epigrammatographie, p. 55. Jahrbücher des Alterth.-Vereins in d. Rheinl. Heft XXL p. 97.

Eckertz, Chronik der Stadt Erkelenz, im 5. Heft der Annalen des bist. Vereins für den Nie-
derrhein. 1858.

2. Lacomhlet I. 107. 411. II. 13 5.
 
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