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5 1 ERKELENZ.

von Geldern, welche die Schirmherrschaft ausübten, gegen Aachen Stadtrechte und Befesti-
gungen und es ward nun in alle geldrischen Erbfehden verwickelt. ' Ebenfalls im vierzehn-
ten Jahrhundert wurden dem Stifte die sämintlichen Einkünfte der Kirche zu Erkelenz gegen
die Verpflichtung, die dortigen Geistlichen zu unterhalten, überwiesen, woraus die mannig-
fachsten Streitigkeiten erwuchsen. Die Kirche zu Erkelenz ist eine der grossartigsten und
inI(pressantesten spätgothischen Ziegelbauten am Rhein, und die Nachrichten ihres einstmaligen
Kunstschmuckes sind äusserst interessant.4

11.

Lesepult von Bronze aus dem 15. Jahrhundert. Die Höhe beträgt im Ganzen 6' 5" 3"'.
Das im Dreieck angelegte Untergestell ruht auf drei Löwen und zwei der drei Seiten desselben
sind mit den Statuetten Gott Vaters und Christi geschmückt; beide tragen Weltkugeln. Der
29" hohe Adler breitet als Buchhalter die Flügel in einer Spannweite von 31" aus, und die
Fledermaus, welche typisch entweder unter den Krallen oder auf den Flügeln sich symbolisch
ausbreitet, fehlt auch hier nicht unter den Krallen des Adlers. Der Kopf ist abgebrochen.
Ein ganz ähnliches Lectionspult gleicher Grösse in der Franziskanerkirche zu Düsseldorf,
welches 1803 aus der Abtei Altenberg dorthin kam, und welches sich wesentlich nur durch
die dort nicht vorkommenden Löwen und jetzt abhanden gekommenen Statuen unterscheidet,
ebenfalls eine Fledermaus mit fehlendem Kopfe unter den Krallen des Adlers hat, trägt die
Inschrift :

Anno incarnationis. hoc. cöflatü. leccionis. M. qter. c. et Vini qüter. X. fore. fatur.

cöfectü, veterismötis Job. auram Gerens. nomen. Kodekoven. ferens. fieri. faciens.
woraus hervorgeht, dass Johannes Kodekoven zu Altenberg dieses Adlerpult 1420 beginnen
Hess und dass es erst 1440 vollendet wurde.

3. Lac. IV. 202 u. s. w.

4. Eckertz, p. 11 und 12, bringt ein interessantes Verzeichniss der ehemaligen Kirchenschätze; p. 49

wird berichtet, dass der Maler Joh. v. Stockum zu Cöln 1457 die grosse geschnitzte Altartafel,
welche Meister Statius von Lüttich geschnitten habe, vergoldet und deren Flügel bemalt habe.
1517 ward ein Muttergottesleuchter, ganz ähnlich denjenigen, welche wir von Calcar und
Kempen in Abbildung brachten, aus Holz geschnitten, mit eisernen Armen versehen und von
Johann Erwein aus Cöln bemalt. Dieser Kronleuchter ist noch vorhanden, war uns aber
nicht zugänglich. Von höchstem Interesse bleibt uns die Nachricht vom Meister Stalius aus
Belgien, indem sie unsre Behauptung, die Calcarer Holzschnitzschule stamme aus Belgien, mit-
telbar beweist.
 
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