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38 WERDEN.

t

WERDEN,

Werden (Werthina im ducatus ripuarorum l)y Städtchen am linken Ufer der Ruhr, ungefähr
3 Meilen vor deren Einfluss in den Rhein, in einer berg- und waldumscblossenen, lieblichen
Lage, wie sie die Renedictiner so geschickt zu erspüren und für ihre Rlostergründungen zu
benutzen verstanden. Denn wie für so manchen Ort am Rheine wird es auch für Werden keinem
Zweifel unterliegen, dass es aus den allmälig sich vermehrenden Umwohnern jener berühmten
Renedictiner-Abtei entstanden sei, welche der heilige Ludgerus Anfangs des 9ten Jahrhunderts
hier errichtete; ging doch später die Erlaubniss zur Stadterhebung ausdrücklich vom Abte
aus. Wir besitzen noch jene langen Reihen von Urkunden, worin zunächst 799 das Terrain
für den Kirchenbau Werthina, zwischen zwei Bächen gelegen, wie noch jetzt, geschenkt wird2,
und sich dann weiter Schenkungen an Schenkungen, Gerechtsame an Gerechtsame reihen.3
Um 802 ist von der Kirche zu Werden, als von einer bestehenden, die Rede; denn Karl der
Grosse nimmt sie in seinen Schutz und macht Schenkungen zum Bau des dabei zu errichten-
den Klosters.4 Wir sind auch über die ferneren Schicksale und Neubauten dieser Kirche
unterrichtet, die jetzt als ein romanischer Rau der 2ten Hälfte des 13ten Jahrhunderts eine
der grössten Merkwürdigkeiten des langen Andauerns des romanischen Stils im 13ten Jahr-
hundert bleibt. Die Reichsabtei Werden war so unabhängig, wie die andern Abteien, die
wir bereits kennen lernten; sie hatte die freie Wahl ihrer Aebte und ihrer Vögte, vollstän-
dige Immunität, Zollfreiheiten, eigene Münze 5 etc. Zur Stadterhebung und Befestigung gab
1317 der zeitige Abt unter Wahrung einiger Privilegien die Erlaubniss.6

2. 2 a.

Christusfigur eines Crucifixes aus gegossenem Erze. Wenn man die vollendeteren
Gusswerke der Carolingischen Zeit zu Aachen (vergl. Taf. XXXII.) und die darauf folgenden
Werke des Erzgusses in Hildesheim und Essen in Retracht zieht, so wird man dieses rohere
Werk nicht anders als vor den Schluss des ersten Jahrtausends setzen können, wo die
Angst vor dem vermeintlichen Weltuntergange einen schnellen Verfall der Bildung herbeiführte,
die unter Karl dem Grossen und unter den Ottonen plötzlich und einzeln erstand. Die un-
verhältnissmässig langen Arme und Beine, die eckigen Formen des Schädels, überhaupt die
mangelhafte Beobachtung anatomischer Richtigkeit, — man sehe nur die verkehrte Stellung des

1. Lac. L 31 und 37. Ledebur, Archiv i. p. 360.

2. Lohde und Stüter, Die Abtei-Kirche zu Werden. Berlin 1857.
Geck, Die Abtei-Kirche zu Werden 1S56.

i

Binterim, Erzdiücese I. p. 86.

3. Lac. I. 2—24, 16—40 u. s. w.

4. Lac. I. 26. In Werden befand sich einst das Kleinod des cod. argen teil s des Ulfila in üpsala".

5. Lac. I. 118, 70 u. 76, 80, 90, 92, 125. III. 731.
U. Lac. III. 162.
 
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