WERDEN. 39
Ohres an, — entsprechen dieser Zeit des Verfalles. Die Höhe der Figur beträgt 3V'2'? die
Ausspannung der Arme 3' 1 v\%". Der Guss scheint aus fünf Stücken zu bestehen, da Arme
und Beine angesetzt sind.
3.
Zwei romanische Steinreliefs, eingemauert in der inneren Chorwand hinter dem Altare,
welche, wohl von einem früheren Baue herrührend, zufällig dort ihre Stelle fanden. Die
Enden der Stola unter dem oberen Gewände charakterisiren die Figuren als Geistliche.
Ueber den Zweck dieser Reliefe lässt sich kaum eine Vermuthung aufstellen. Sie sind 2'
hoch und 8" breit. Das Material ist gelblicher Sandstein.
4.
Kelch mit der dazu gehörigen Patena, angeblich vom h. Ludgerus. Die eigenthüm-
liche Form dieser beiden Gegenstände, die Kleinheit des Kelches an und für sich und im
Verhältniss zur grösseren Patena machen diese Gefässe höchst bemerkenswerth für die Ent-
wickelungsgeschichte des Kelches überhaupt. Wenn wir in Betracht ziehen, dass bis zur
carolingischen Zeit, vielmehr bis zur Kelchentziehung, grosse gehenkelte Kelche in Gebrauch
waren", so dürfen wir solche, die durch ihre Kleinheit auffallen, wohl für Reisekelche halten.
Die Sitte, kleine tragbare Altäre (altaria portatilia) auf Reisen bei sich zu führen, war so
lange für reisende Geistliche und Missionäre geboten, als man noch nicht aller Orts Kirchen
antraf, in welchen man das heilige Messopfer spenden konnte, und blieb desshalb bis nacb
den Kreuzzügen in Uebung. Vom heil. Ludgerus8 wird es noch besonders berichtet, dass
er sich eines Reisealtars bediente. Diese Reise- oder Trag-Altäre mussten, um sie stets bei
sich führen zu können, möglichst klein sein, wesshalb auch die Kelche sich diesen geringen
Grössenverhältnissen anpassen und möglichst klein sein mussten. Die unverhältnissmässige
Grösse der Patene mag sich daraus erklären, dass der Priester über dieser die Waschung
der Fingerspitzen vollzog, zu welcher die Kelchöffnung zu klein war.
Unser Reisekelch selbst ist von Gold, hat eine Höhe von 4" 8;//, einen Durchmesser
in der cuppa von 2" 9'", im Fusse von 3". Um die cuppa und um den Fuss laufen fol-
gende Inschriften:
Um die cuppa: »JA6ITVR HAEC £VMMVS£ PocLATRIVAPHVS:
um den Fuss: Hic CALIX SANGVINIS. DfÜSNRlIHV XH
Die Patena von Silber mit vergoldetem Schriftbande l1^" im Durchmesser 1" 9'" hoch,
trägt folgende Inschrift:
IN HOC:CIPO:CÖTINET:SANGVIS SCI LVD Gl et Pars: de: cinglll° eJus: de S: HuPto:
de ST : Georgio : de Sociis S : ST : Mauricii de cilicio ejus.
7. Vergl. Taf. XXXIV. 1. Kleine Kelche dieser Art finden sich zwei in Ilildesheira; der eine wurde
im Grabe des Bischors Hezilo gefunden. Siehe Kratz, Der Dom zu Hildesheim.
8. Binlerim, Denkwiirdigk. Band 4. p. 115.
Ohres an, — entsprechen dieser Zeit des Verfalles. Die Höhe der Figur beträgt 3V'2'? die
Ausspannung der Arme 3' 1 v\%". Der Guss scheint aus fünf Stücken zu bestehen, da Arme
und Beine angesetzt sind.
3.
Zwei romanische Steinreliefs, eingemauert in der inneren Chorwand hinter dem Altare,
welche, wohl von einem früheren Baue herrührend, zufällig dort ihre Stelle fanden. Die
Enden der Stola unter dem oberen Gewände charakterisiren die Figuren als Geistliche.
Ueber den Zweck dieser Reliefe lässt sich kaum eine Vermuthung aufstellen. Sie sind 2'
hoch und 8" breit. Das Material ist gelblicher Sandstein.
4.
Kelch mit der dazu gehörigen Patena, angeblich vom h. Ludgerus. Die eigenthüm-
liche Form dieser beiden Gegenstände, die Kleinheit des Kelches an und für sich und im
Verhältniss zur grösseren Patena machen diese Gefässe höchst bemerkenswerth für die Ent-
wickelungsgeschichte des Kelches überhaupt. Wenn wir in Betracht ziehen, dass bis zur
carolingischen Zeit, vielmehr bis zur Kelchentziehung, grosse gehenkelte Kelche in Gebrauch
waren", so dürfen wir solche, die durch ihre Kleinheit auffallen, wohl für Reisekelche halten.
Die Sitte, kleine tragbare Altäre (altaria portatilia) auf Reisen bei sich zu führen, war so
lange für reisende Geistliche und Missionäre geboten, als man noch nicht aller Orts Kirchen
antraf, in welchen man das heilige Messopfer spenden konnte, und blieb desshalb bis nacb
den Kreuzzügen in Uebung. Vom heil. Ludgerus8 wird es noch besonders berichtet, dass
er sich eines Reisealtars bediente. Diese Reise- oder Trag-Altäre mussten, um sie stets bei
sich führen zu können, möglichst klein sein, wesshalb auch die Kelche sich diesen geringen
Grössenverhältnissen anpassen und möglichst klein sein mussten. Die unverhältnissmässige
Grösse der Patene mag sich daraus erklären, dass der Priester über dieser die Waschung
der Fingerspitzen vollzog, zu welcher die Kelchöffnung zu klein war.
Unser Reisekelch selbst ist von Gold, hat eine Höhe von 4" 8;//, einen Durchmesser
in der cuppa von 2" 9'", im Fusse von 3". Um die cuppa und um den Fuss laufen fol-
gende Inschriften:
Um die cuppa: »JA6ITVR HAEC £VMMVS£ PocLATRIVAPHVS:
um den Fuss: Hic CALIX SANGVINIS. DfÜSNRlIHV XH
Die Patena von Silber mit vergoldetem Schriftbande l1^" im Durchmesser 1" 9'" hoch,
trägt folgende Inschrift:
IN HOC:CIPO:CÖTINET:SANGVIS SCI LVD Gl et Pars: de: cinglll° eJus: de S: HuPto:
de ST : Georgio : de Sociis S : ST : Mauricii de cilicio ejus.
7. Vergl. Taf. XXXIV. 1. Kleine Kelche dieser Art finden sich zwei in Ilildesheira; der eine wurde
im Grabe des Bischors Hezilo gefunden. Siehe Kratz, Der Dom zu Hildesheim.
8. Binlerim, Denkwiirdigk. Band 4. p. 115.