essen. 37
Dass wir hier mit jener Äbtissin Mathilde aus dem Ottonischen Hause zu thun haben,
die um 1003 starb und gewöhnlich die zweite genannt wird, während sie wahrscheinlich die
erste dieses Namens war, erhellt aus der Besprechung der Kreuze, wo wir auch auf die Namens-
sehreibung mit zwei H aufmerksam machten. (Taf. XXIV u. XXV.) Den abgekürzten Schluss
der Inschrift glauben wir lesen zu dürfen: iussit et Christo consecravit. (XP. CÖS), bei wel-
cher Erklärung allerdings das erste $ unberücksichtigt bleibt. An den vier Ecken des Fusses
befinden sich vier verstümmelte sitzende Figuren, bekleidet, aber mit nackten Armen, mit
den Inschriften oriens. aquilo. occidens. Aus diesen Beischriften ergiebt sich, dass die vierte
Figur den Südwind (ausler) vergegenwärtigte. Diese Figuren müssen von phantastischer
Bildung gewesen sein, denn eine hatte offenbar Hörner. Ob jene eiserne Stange, welche
unter den Lichttellern die sieben Arme verbindet, ursprünglich da war oder später zugefügt
wurde, lässt sich kaum entscheiden.
Wenngleich auch die Dome zu Prag, Mailand, Frankfurt a. d. Oder, Braunschweig, Col-
berg und Halberstadt siebenarmige Leuchter besitzen oder besitzen sollen und schon im Kai-
serpalaste in Byzanz ein solcher stand, so geben dieselben doch, so weit sie uns bekannt
wurden, durch Verschiedenheit der Zeit oder Einfachheit der Formen keine specielle Parallele
zu dem siebenarmigen Leuchter von Essen.66
Tafel XXIX.
1.
Spätgothische, silberne Monstranz aus dem Schatze der Stiftskirche zu Essen. Höhe
33". Der Aufbau dieser durch Grösse und Formreichthum wie durch treffliche Arbeit ausge-
zeichneten Monstranz ist aus der Abbildung ersichtlich. Zur Erklärung des ausserordentlich
reichen Figurenschmuckes heben wir hervor, dass auf der Spitze Gott Vater erscheint, unter
diesem Christus, darunter der heilige Geist, und unter diesem die heil. Gertrudis. Seitwärts
folgen dann neben dem Glase Christophorus, Paulus, Petrus und Sebastian. Ferner die Heiligen:
Cosmas', Damianus, Jobannes, Bernhard, Bochus, Johannes der Täufer. Diese Statuetten sind
sämmtlich vergoldet. Auf dem Fusse befinden sich noch in reichen Gravuren Figuren und
Arabesken, die den Stammbaum Christi zu bilden scheinen.67
66. Derjenige von Mailand bei Didron, Annales archeol. Tome 17. Livraison 4. p. 237; von Prag, wenn
auch miüelmässig, bei Ambrosch, der Dom zu Prag 1858; der von Braunschweig: Jörgens,
der Dom von Braunschweig und Kallenbach, Album mittelalterl. Kunst. Heft 2. No. 6; die zu
Golberg und Frankfurt: Kugler 3. Aufl. II. p. 462. Ueber den siebenarmigen Leuchter in
Ileptalychnos des Palastes zu Byzanz, wo bei festlichen Aufzügen die Lichter angezündet
wurden, Const. Porph. I. C. üb. I. c. 1. §.5. p. 7 D, §.21. p. 16D, cap. 2. p. 22 A,
c. 23. p. 78A. Vergl. Agincourt Taf. VIII. 8.
67. Beim Abschiede von Essen müssen wir bemerken, dass die Schatzkammer der Stiftskirche noch einen
grossen Reichthum von Kelchen und Monstranzen bewahrt, wenngleich dieselben den mitgetheilten
Gegenständen an Alter und Bedeutung nicht gleich kommen. Auch die Johanniskirche besitzt
eine schöne golhische Monstranz. In der Kirche befindet sich ausserdem ein vorzüglich schöner
Altaraufsatz in Form eines grossen Schrankes, der noch von vergoldeten gothischen Eissengittern
verschlossen wird, welche den ehemals dahinter aufgestellten Reliquien zum Schulze dienen sollten.
Eine lebensgrosse bemalte Grablegung von Stein ist von geringer Bedeutung; ebenso der Taufstein.
Dass wir hier mit jener Äbtissin Mathilde aus dem Ottonischen Hause zu thun haben,
die um 1003 starb und gewöhnlich die zweite genannt wird, während sie wahrscheinlich die
erste dieses Namens war, erhellt aus der Besprechung der Kreuze, wo wir auch auf die Namens-
sehreibung mit zwei H aufmerksam machten. (Taf. XXIV u. XXV.) Den abgekürzten Schluss
der Inschrift glauben wir lesen zu dürfen: iussit et Christo consecravit. (XP. CÖS), bei wel-
cher Erklärung allerdings das erste $ unberücksichtigt bleibt. An den vier Ecken des Fusses
befinden sich vier verstümmelte sitzende Figuren, bekleidet, aber mit nackten Armen, mit
den Inschriften oriens. aquilo. occidens. Aus diesen Beischriften ergiebt sich, dass die vierte
Figur den Südwind (ausler) vergegenwärtigte. Diese Figuren müssen von phantastischer
Bildung gewesen sein, denn eine hatte offenbar Hörner. Ob jene eiserne Stange, welche
unter den Lichttellern die sieben Arme verbindet, ursprünglich da war oder später zugefügt
wurde, lässt sich kaum entscheiden.
Wenngleich auch die Dome zu Prag, Mailand, Frankfurt a. d. Oder, Braunschweig, Col-
berg und Halberstadt siebenarmige Leuchter besitzen oder besitzen sollen und schon im Kai-
serpalaste in Byzanz ein solcher stand, so geben dieselben doch, so weit sie uns bekannt
wurden, durch Verschiedenheit der Zeit oder Einfachheit der Formen keine specielle Parallele
zu dem siebenarmigen Leuchter von Essen.66
Tafel XXIX.
1.
Spätgothische, silberne Monstranz aus dem Schatze der Stiftskirche zu Essen. Höhe
33". Der Aufbau dieser durch Grösse und Formreichthum wie durch treffliche Arbeit ausge-
zeichneten Monstranz ist aus der Abbildung ersichtlich. Zur Erklärung des ausserordentlich
reichen Figurenschmuckes heben wir hervor, dass auf der Spitze Gott Vater erscheint, unter
diesem Christus, darunter der heilige Geist, und unter diesem die heil. Gertrudis. Seitwärts
folgen dann neben dem Glase Christophorus, Paulus, Petrus und Sebastian. Ferner die Heiligen:
Cosmas', Damianus, Jobannes, Bernhard, Bochus, Johannes der Täufer. Diese Statuetten sind
sämmtlich vergoldet. Auf dem Fusse befinden sich noch in reichen Gravuren Figuren und
Arabesken, die den Stammbaum Christi zu bilden scheinen.67
66. Derjenige von Mailand bei Didron, Annales archeol. Tome 17. Livraison 4. p. 237; von Prag, wenn
auch miüelmässig, bei Ambrosch, der Dom zu Prag 1858; der von Braunschweig: Jörgens,
der Dom von Braunschweig und Kallenbach, Album mittelalterl. Kunst. Heft 2. No. 6; die zu
Golberg und Frankfurt: Kugler 3. Aufl. II. p. 462. Ueber den siebenarmigen Leuchter in
Ileptalychnos des Palastes zu Byzanz, wo bei festlichen Aufzügen die Lichter angezündet
wurden, Const. Porph. I. C. üb. I. c. 1. §.5. p. 7 D, §.21. p. 16D, cap. 2. p. 22 A,
c. 23. p. 78A. Vergl. Agincourt Taf. VIII. 8.
67. Beim Abschiede von Essen müssen wir bemerken, dass die Schatzkammer der Stiftskirche noch einen
grossen Reichthum von Kelchen und Monstranzen bewahrt, wenngleich dieselben den mitgetheilten
Gegenständen an Alter und Bedeutung nicht gleich kommen. Auch die Johanniskirche besitzt
eine schöne golhische Monstranz. In der Kirche befindet sich ausserdem ein vorzüglich schöner
Altaraufsatz in Form eines grossen Schrankes, der noch von vergoldeten gothischen Eissengittern
verschlossen wird, welche den ehemals dahinter aufgestellten Reliquien zum Schulze dienen sollten.
Eine lebensgrosse bemalte Grablegung von Stein ist von geringer Bedeutung; ebenso der Taufstein.