ESSEX. 35
und Paulus, durch eine Beischrift also benannt, zu unterst zwei andre Heilige58, die sich durch
ihre Palmenzweige als Märtyrer5 durch ihre Salbenbüchsen als Cosmas und Damianus zu er-
kennen geben; es sind die ursprünglichen Schutzheiligen der Kirche.59 Die letzte, untere
Abtheilung zeigt uns, auf einem durch zwei Säulen erwähnter Art und einen Vorhang vom
übrigen Raum abgetrennten Thron, die Gottesmutter. Das Gotteskind auf ihrem Schoosse
erhebt die rechte Hand zum Segen über die herbeieilenden ehemaligen Äbtissinnen S. Pin-
nosa und S. Walburga60, und die Geberin des Buches, die Äbtissin Theofanu. Die letz-
tere liegt verhüllt an den Stufen des Thrones, das von ihr geweihte Buch in den Händen
darreichend, und durch den beigeschriebenen Namen hinreichend bezeugt.
Diese Beischrift giebt unserm Relief den Hauptwerth; denn wir sind über die Zeit
und Person der Theofanu vollständig unterrichtet. Sie war, wie bereits erwähnt, die
Tochter des Pfalzgrafen Ehrenfried und seiner Gemahlin Mathilde, einer Tochter Kaiser
Otto's II. und seiner Gemahlin Theofanu, sie war eine Schwester des Erzbischofs Heri-
mann von Köln und der Königin Richeza von Polen. Theofanu fungirt schon seit 1039
als Äbtissin zu Essen und starb daselbst den 5ten März 1054. Mithin gewinnt unser Re-
lief eine sichere Stelle in der Mitte des Ilten Jahrhunderts; es ist ungefähr 50 Jahr jünger
als das Elfenbein des Tuotilo und 50 Jahr älter als die Extersteine.
Der Stil zeigt mannigfache antike Reminiscenzen, wie z. B. die Behandlung der Blatt-
berandungen, das Bestreben die Gewänder den einzelnen Körpertheilen und ihren Bewegungen
anzupassen,. die streng durchgeführte Symmetrie bei Vertheilung der Figuren, und endlich die
viel geringere Körpergrösse derjenigen Figuren, welche das Böse repräsentiren, gegenüber den
Heiligen; Denn die Schacher und Kriegsknechte sind eben so viel kleiner, als bei antiken
Vorstellungen die Menschen kleiner denn die Götter und die Thiere wieder kleiner denn die
ersteren sind.
2. -
Prachtschwert, dessen Klinge zur Hinrichtung der Kirchenpatrone und Märtyrer, der
heil. Aerzte Cosmas und Damianus soll gedient haben.61 Von hohem Kunstwerthe ist die
aus der Blüthe des 12ten Jahrhunderts herstammende Scheide. Der Körper derselben besteht
aus Holz und ist mit dünnen Goldplatten belegt, welche mit den schwungvollsten Arabesken
getriebener Arbeit geschmückt sind. Diese Arabesken gehören dem Bereiche der Bestiarien
an, und vergegenwärtigen theils Fabeltbiere, theils Raubvögel und Löwen. Der Selm erl griff
58. Das Kölner Organ für clirisÜ. Kirnst, Jahrg. II. No. 3. S. 18, erklärt unbegreiflicher Weise, diese
beiden Heiligen seien nicht zu erkennen; und sagt ferner bei dem verschiedenen Vorkommen
des Heilandes: er sei in vier Kinderfigürchen dargestellt. Die Figuren, welche wir auf die
gefangene und triumphirende Kirche deuten, ferner die beiden Bücher bei der Himmelfahrt und
die rnnden Scheiben, welche die Engel neben dem Salvator mundi halten, finden gor keine
Erwähnung. Der Salvator mundi hält auch keine Siegesfahne, wie dort steht, sondern ein Kreuz.
59. Lacomblet I. 117-
60. Lacomblet I. 81.
61. Acta Sanctorum Bolland. 27. Sept. Fr. Börner, de Gosma et Damiano artis medicae diis olim etc.
Heimslädt 1751.
5*
und Paulus, durch eine Beischrift also benannt, zu unterst zwei andre Heilige58, die sich durch
ihre Palmenzweige als Märtyrer5 durch ihre Salbenbüchsen als Cosmas und Damianus zu er-
kennen geben; es sind die ursprünglichen Schutzheiligen der Kirche.59 Die letzte, untere
Abtheilung zeigt uns, auf einem durch zwei Säulen erwähnter Art und einen Vorhang vom
übrigen Raum abgetrennten Thron, die Gottesmutter. Das Gotteskind auf ihrem Schoosse
erhebt die rechte Hand zum Segen über die herbeieilenden ehemaligen Äbtissinnen S. Pin-
nosa und S. Walburga60, und die Geberin des Buches, die Äbtissin Theofanu. Die letz-
tere liegt verhüllt an den Stufen des Thrones, das von ihr geweihte Buch in den Händen
darreichend, und durch den beigeschriebenen Namen hinreichend bezeugt.
Diese Beischrift giebt unserm Relief den Hauptwerth; denn wir sind über die Zeit
und Person der Theofanu vollständig unterrichtet. Sie war, wie bereits erwähnt, die
Tochter des Pfalzgrafen Ehrenfried und seiner Gemahlin Mathilde, einer Tochter Kaiser
Otto's II. und seiner Gemahlin Theofanu, sie war eine Schwester des Erzbischofs Heri-
mann von Köln und der Königin Richeza von Polen. Theofanu fungirt schon seit 1039
als Äbtissin zu Essen und starb daselbst den 5ten März 1054. Mithin gewinnt unser Re-
lief eine sichere Stelle in der Mitte des Ilten Jahrhunderts; es ist ungefähr 50 Jahr jünger
als das Elfenbein des Tuotilo und 50 Jahr älter als die Extersteine.
Der Stil zeigt mannigfache antike Reminiscenzen, wie z. B. die Behandlung der Blatt-
berandungen, das Bestreben die Gewänder den einzelnen Körpertheilen und ihren Bewegungen
anzupassen,. die streng durchgeführte Symmetrie bei Vertheilung der Figuren, und endlich die
viel geringere Körpergrösse derjenigen Figuren, welche das Böse repräsentiren, gegenüber den
Heiligen; Denn die Schacher und Kriegsknechte sind eben so viel kleiner, als bei antiken
Vorstellungen die Menschen kleiner denn die Götter und die Thiere wieder kleiner denn die
ersteren sind.
2. -
Prachtschwert, dessen Klinge zur Hinrichtung der Kirchenpatrone und Märtyrer, der
heil. Aerzte Cosmas und Damianus soll gedient haben.61 Von hohem Kunstwerthe ist die
aus der Blüthe des 12ten Jahrhunderts herstammende Scheide. Der Körper derselben besteht
aus Holz und ist mit dünnen Goldplatten belegt, welche mit den schwungvollsten Arabesken
getriebener Arbeit geschmückt sind. Diese Arabesken gehören dem Bereiche der Bestiarien
an, und vergegenwärtigen theils Fabeltbiere, theils Raubvögel und Löwen. Der Selm erl griff
58. Das Kölner Organ für clirisÜ. Kirnst, Jahrg. II. No. 3. S. 18, erklärt unbegreiflicher Weise, diese
beiden Heiligen seien nicht zu erkennen; und sagt ferner bei dem verschiedenen Vorkommen
des Heilandes: er sei in vier Kinderfigürchen dargestellt. Die Figuren, welche wir auf die
gefangene und triumphirende Kirche deuten, ferner die beiden Bücher bei der Himmelfahrt und
die rnnden Scheiben, welche die Engel neben dem Salvator mundi halten, finden gor keine
Erwähnung. Der Salvator mundi hält auch keine Siegesfahne, wie dort steht, sondern ein Kreuz.
59. Lacomblet I. 117-
60. Lacomblet I. 81.
61. Acta Sanctorum Bolland. 27. Sept. Fr. Börner, de Gosma et Damiano artis medicae diis olim etc.
Heimslädt 1751.
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