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AACHEN.

gen durch leichten Ervverb hervorgerufen werden. Vertheilte Carl doch den ganzen Schatz der
Hunnen unter seine Hofleute; und wie gross muss der Schatz eines Volkes gewesen sein
dessen Beruf in der Plünderung der Weltschätze bestand!17 Welche Fülle von Pracht muss
der ausgedehnte drei Höfe umschliessende Palastbau18 geborgen haben, mit seinen Park-
anlagen, Thiergärten19 und Bädern! Das Testament Carl's gibt uns eine Ahnung davon, wenn
es von den goldnen und silbernen Gefässcn, den goldnen und silbernen Tischen und Tep-
pichen des Nachlasses spricht.20 Ravenna schmückte den Vorplatz dieses Palastes mit der
ehernen Reiterstatue Theodorichs 2 f, die Geschenke aus Byzanz und Maurenland und die Ma-
lereien der spanischen Kriege, die sich an den Wänden befunden haben sollen22, dienten
gewiss nicht weniger zum Schmucke. Und wenn wir von einigen Gegenständen die zufällige
Nachricht besitzen, dass sie zum Glänze des neuen Roms aus Ravenna kamen, auf wie viele
ähnliche weither geholte Kunstwerke lässt dieses eine Beispiel schliessen? Grossartige Aus-
dehnungen und Pracht des inneren Schmuckes lassen diese carolingischen Bauten vermuthen,
ebenso ersteres die Bäder, wenn man bedenkt, dass Carl sich oft mit zahlreicher Be2fleitun<T
in den Badeteich begab.23 Gediegenheit der Bauart, scheint es, war weniger ihr Vorzug, wie
der schnelle Untergang beweist.

Die Perle von CarPs Kunstschöpfungen war die 796 in Angriff genommene Pfalz-
capelle, jener herrliche Centraibau, in welchem die deutschen Kaiser des späteren Jahrtausends
die Krone des Reiches empfingen, das Carl gegründet. In der Nachahmung des Vorbildes,
welches er dazu wählte, S. Vitale in Ravenna, sollte sich abermals die Vermittelung der roma-
nischen Bildung mit dem germanischen Geiste vollziehen. Als Erbauer wird, freilich nur von

17. Einhard's Leben Carls d. Gr. ad annum 799 c. 13 und Jahrbücher ad annura 796. Der Zufluss edlen

Metalles ward hierdurch so gross, dass das Silber ein Drillel im Werlhe sank.

18. Walafried Slrabo's Ekloge an die Kaiserin Judith, und diejenige mit der Ueberschrifl: Albuins ad

Carolum regem, herausgeg. vom Abt Frohen in seiner Ausgabe Alcuins. Alcuin und Andere
geben Anleitungspunkle zu einer Restauration, die sehr gelehrt vom Prof. Bock in Brüssel im
V. Hefte p. 70 der Jahrb. des Alterth.-Vereins im Rheinlande, versucht ward. Vergessen
darf auch die Stelle beim S. Gallener Mönch I. 30 nicht werden, wonach Carl von seinem
Söller alle Eingänge überschaute, und die Parterregeschosse aus offenen Hallen bestanden zu
haben scheinen, da es heisst, nicht allein die Diener, sondern Leute aller Art hätten dort vor
Schnee und Hitze sich schützen können.

19. Ermoldus Nigellus lib. III. v. 533. Walafr. Strabo. Angilbert V. 137. Ein!)., Leben Carls d. Gr.

C. 16; Annal. Fuld. an. 807.

20. Einhard, Leben Carl d. Gr. c. 33.

21. Prof. Bock in der Anmerkung 18 angeführten Abhandlung.

22. Alberic. Monach. trium fontrum ad A. 79 5 mag. Cliron. Belg. p. 42. Auch der Palast in Ingel-

heim war so mit Malereien ausgeschmückt, nach Ermoldus Nigellus IV. 179 —232. Prof. Bock:
Die Bildwerke in der Pfalz Ludwig d. Fr. zu Ingelheim, p. 241, in Lorsch Niederrhein. Jahr-
buch 1344, und v. Cohausen, Der Palast Carl d. Gr. zu Ingelheim. Mainz 1S52.

23. Dass die Badehäuser in Aachen sehr früh gebaut wurden, beweisen die Worte des Mönches von

S. Gallen. II. c. 15, indem er von einem Bade, welches Pipin nahm, sprechend, hinzufügt,
dass dies noch vor der Errichtung der Badehüuser gewesen sei. Der Umfang des Bades geht
aus Einhard's Bemerkung hervor, dass Carl oft 100 Personen mit ins Bad nahm. Einh. Leb.
Carl d. Gr. c. 22.
 
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