Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

DOI Artikel:
Kromer, H. E.: Farbigkeit der Plastik, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0592

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
FARBIGKEIT DER PLASTIK

Von H. E. Kromer
I.

Wohl den meisten Plastikern oder doch die Form, die „reine Form" in der Skulptur,
gewiß einer großen Zahl unter ihnen Einige Bildhauer sind ja wohl dahin gegangen,
kommt man mit der Forderung nach Farbig- die Plastik malerisch zu behandeln, nicht in
keit der Plastik noch zu früh. Und doch dem Sinn, in ihr die Polychromie, wie sie
muß man erstaunt sein, daß bei den Fort- die Natur am Objekte zeigt, einzuführen,
schritten, die die Farbenempfindung und sondern die Form weicher, verschwommener
-empfindlichkeit bei den Malern erreicht hat, wiederzugeben; mehr den Eindruck des von
nicht auch die Bildhauer, wenn nicht auf der Haut zusammengehaltenen Fleisches, als
gleicher Höhe, so doch in gleichlaufender Linie den einer sinnreichen Muskelgruppierung dar-
mit ihnen gegangen sind. Freilich: mit den zustellen, deren fortgesetzte Tätigkeit einige
Fortschritten im Farbensehen haben die Maler Partien stärker herausbildet und schlechtweg
geglaubt, das Zeichnerische und die feine, Formen macht, Anatomie aufzeigt. Wie aber
gewissenhafte Durchbildung des Plastischen, jetzt die Bildhauer zu strengerer Darstellung der
das ein Auge immerhin wahrnimmt, vernach- Form zurückkehren, so zeigt sich auch bei
lässigen zu dürfen: die Farbe ist Selbst- den Malern unverkennbar eine Bewegung,
herrscherin, Tyrannin geworden im Bilde, wie dem Plastischen und der klareren Zeichnung

wieder mehr Recht einzu-
räumen. Der konsequente
Impressionismus würde in-
sofern zu einer Einseitigkeit
führen, als er dem Auge
mehr und mehr nur das
Empfinden der Farben zu-
gestünde, während dieses
doch, gleichsam in Vertre-
tung des Tastgefühls auch
die Form lebhaft fühlend
wahrnimmt und sie darzu-
stellen sucht. War mit der
sogenannten malerischen
Plastik nur ein Schritt nach
dem Impressionismus ge-
tan, so wird sich hingegen
mit der farbigen Plastik der
Bildhauer eines Mittels be-
mächtigen, das seinem Werk
größere Naturwahrheit ver-
leiht — z. B. beim Porträt
— und eine erhöhte, feier-
lichere Wirkung sichert: bei
der monumentalen Plastik,
bei der die Feierlichkeit eine
Forderung ihres Wesens ist.

Wenn die Frage, ob die
Alten ihre Plastik bemalt
haben, zweifelhaft wäre oder
selbst wenn sie verneintwer-
den müßte, so wäre dies für
uns noch kein Grund, es
ihnen nachzutun. Wir wis-

KARL HAIDER DAME MIT ROSE Sen n'Cht' WHS dif5 Späteren

Große Berliner Kunstausstellung Künstler bewogen hat, die

546
 
Annotationen