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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Lehrs, Max: Heine Rath
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0061

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HEINE RATH

MARSEILLE

dessen Ausführungen ich hier nicht wieder-
holen möchte. Einige mir besonders ans Herz
gewachsene Blätter, wie Potsdam mit der ent-
zückenden Überschneidung seiner Rokoko-
kolonnaden, Frankfurt mit dem hochragenden
Dom über Giebeln und Gäßchen, München an
einem Festtage im Schmuck flatternder Fahnen
mit dem Blick übers Karlstor auf die Frauen-
türme, Breslau mit der verschneiten Gotik des
altersgrauen Rathauses sind diesem Aufsatz in
Abbildungen S. 46, 47, 49, 52 beigegeben. Das
Dresdener Kupferstichkabinett bewahrt neben
den Stöcken zu dem letztgenannten Blatt ver-
schiedene Probedrucke, auf denen der Effekt
der fallenden Schneeflocken mannigfach variiert
ist, wie es denn Heine Rath besonders liebte,
beim Drucken den einzelnen Abzügen indivi-
duelles Gepräge zu verleihen.

Einige Zeichnungen ähnlicher Art aus Amiens
und Marseille vom Jahre 1913 sind auf Seite
4g und 51 wiedergegeben. Sie haben mit den
„Deutschen Städten" den eigentlich alle solche
Aufnahmen des Künstlers adelnden treff-
sicheren Geschmack in der Wahl des Stand-
ortes, die Energie der Linienführung und die
meisterhafte Fleckenverteilung gemein. Wahr-
scheinlich sind sie schon als Vorstudien für
eine spätere Übertragung auf den Holzstock
gedacht, da sie ja vor dem Krieg entstanden,
als die Schönheit der Welt noch nicht politisch

begrenzt war. Das Dresdner Kabinett besitzt
eine ebenfalls von igiß datierte meisterhafte
Tuschzeichnung für den auf Seite 46 abgebil-
deten Holzschnitt: Frankfurt a. M.

Den Blumen hat Heine Rath, wie oben er-
wähnt, schon früher ganz besondere Liebe
zugewendet. Sein schöner am Berghang der
oberen Hauptmanns Reute beim Herdweg gele-
gener Garten bot ihm reichlich Anlaß, sich
mit ihnen zu beschäftigen und eine Anzahl
geschmackvoller Farbenholzschnitte aus den
Jahren igo8—1910: Skabiosen in hohem Glase,
Skabiosen am Fenster, Phlox in einer weißen
Vase und Nelken zeigen, wie innig er sich an
der zierlichen Schönheit ihrer Stengel, Blätter
und Blüten erfreute, wie feinfühlig er ihrem
Linienspiel und ihrer Farbenfreudigkeit zu
folgen bemüht war. Noch in den letzten Lebens-
jahren beschäftigte ihn der Plan zu einer Folge
von großen Blumenholzschnitten, von denen
er leider nur drei: Winden, Chrysanthemen und
Dahlien unvollendet zurückließ. Der Gedanke
daran ließ ihn nicht mehr los und er beauf-
tragte noch in seinem letzten Willen eine talent-
volle Schülerin, Emma Nachtigal, das begonnene
Werk in seinem Sinne zu vollenden und es nach
seinem Tode womöglich als Mappe unter dem
Titel: „Garten und Blumen" im Kunsthandel
erscheinen zu lassen.

Es war als ob noch einmal nach der Schwarz-

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