GEORG KOLBE Gl FRAUENKOPF: FRAU M. v. d. M. (TERRAKOTTA)
GEORG KOLBE
Kolbe hat in hohem Maße das, was den Plastiker der starre, ernste Stein, der seine Form von
ausmacht: Körpergefühl. Sein Körpergefühl außen erhält,
ist rhythmisch, schwebend. Karl Scheffler hat Der Bereitwilligkeit, sich von den Strömungen
ihn einmal einen Tänzer genannt. Er gehört seiner Zeit tragen zulassen und der angeborenen
nicht zu den Künstlern, die ihre Zeit zwingen. Anmut seiner Hand gesellt er eine dem eigenen
Er reagiert auf die Erschütterungen und Stim- Schaffen gegenüber kritische Klugheit, und ein
mungen der Zeit wie die Saite eines Musik- Können, das ihn weit abstellt von denen, die
instrumentes, die erklingt, wenn ihr Ton heute meist eine zu bereite Bewunderung fin-
angeschlagen wird. Das Besondere und Schöne den, da man dem Stammelnden williger als
an Kolbe, ihn vor vielen auszeichnend, ist, daß dem Redenden zuhört, den Unfertigen über
er erklingt, daß das, was auf ihn eindringt, den Meister stellt, hinter dessen Können man
künstlerische Form wird. Seine Form ist mehr Routine wittert. Routine glaubt man bei Kolbe
anmutig als stark, mehr verführend als mit- hier und da, namentlich in seinen virtuosen,
reißend. Er gehört zu den in Deutschland aber etwas gleichförmigen Zeichnungen als
seltenen Temperamenten, die angeborene Grazie eine mögliche Gefahr zu spüren. Aber jedes
haben. Er ist mehr Plastiker als Bildhauer. Die Werk hat dann wieder soviel künstlerischen
von innen sich aufbauende sinnliche, lebendige Ernst und Spontanität, daß von Manier nicht
Bronze ist ihm das natürlichere Material, als die Rede sein kann.
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GEORG KOLBE
Kolbe hat in hohem Maße das, was den Plastiker der starre, ernste Stein, der seine Form von
ausmacht: Körpergefühl. Sein Körpergefühl außen erhält,
ist rhythmisch, schwebend. Karl Scheffler hat Der Bereitwilligkeit, sich von den Strömungen
ihn einmal einen Tänzer genannt. Er gehört seiner Zeit tragen zulassen und der angeborenen
nicht zu den Künstlern, die ihre Zeit zwingen. Anmut seiner Hand gesellt er eine dem eigenen
Er reagiert auf die Erschütterungen und Stim- Schaffen gegenüber kritische Klugheit, und ein
mungen der Zeit wie die Saite eines Musik- Können, das ihn weit abstellt von denen, die
instrumentes, die erklingt, wenn ihr Ton heute meist eine zu bereite Bewunderung fin-
angeschlagen wird. Das Besondere und Schöne den, da man dem Stammelnden williger als
an Kolbe, ihn vor vielen auszeichnend, ist, daß dem Redenden zuhört, den Unfertigen über
er erklingt, daß das, was auf ihn eindringt, den Meister stellt, hinter dessen Können man
künstlerische Form wird. Seine Form ist mehr Routine wittert. Routine glaubt man bei Kolbe
anmutig als stark, mehr verführend als mit- hier und da, namentlich in seinen virtuosen,
reißend. Er gehört zu den in Deutschland aber etwas gleichförmigen Zeichnungen als
seltenen Temperamenten, die angeborene Grazie eine mögliche Gefahr zu spüren. Aber jedes
haben. Er ist mehr Plastiker als Bildhauer. Die Werk hat dann wieder soviel künstlerischen
von innen sich aufbauende sinnliche, lebendige Ernst und Spontanität, daß von Manier nicht
Bronze ist ihm das natürlichere Material, als die Rede sein kann.
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