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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Kurth, Willy: Jugendarbeiten von Ludwig Knaus in der Nationalgalerie Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0118

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Eine freie Harmonie führt die großgeführten belebt die stille Harmonie. Beim Mann besser
Formen mit der schlichten Haltung zusammen. in der Oberfläche erhalten als die Frau, die
Schlichte Bürgerlichkeit ohne flache Behaglich- besonders am Hals etwas verdorben ist, fällt
keit, innere Gelassenheit ohne aufdringliche die blonde Weichheit des Kolorits mit fein
Sentimentalität sind die führenden Momente eingewobenen silbergrauen Mitteltönen auf.
dieser direkten Charakteristik. Ein Porträt einer älteren Frau (1847) zeigt in

Das Kolorit klingt in großen verhaltenen der fast berlinisch sachlichen Charakteristik der
Resonanzen; etwas altmeisterlich in der vor- Einzelform eine malerische Frische und Festig-
nehmen Bindung. Die Farbe in fetter Breite keit in der rosig schwellenden Modellierung,
und leichter Pinselführung bewältigt mühelos Zuletzt gelangte die Galerie in den Besitz einer
die Form. Nur ein sacht angeschlagenes Dun- Kopie, die der Sechzehnjährige 1845 nach dem
kelrot in der Taille der Frau, zum größten Bilde seines Lehrers, O. R. Jacobi gemalt hat. Ein
Teil aber vom schwarzen Umhang gedeckt, Zufall wollte es, daß auch kurz danach das Ori-
ginal der Galerie ge-
schenkt wurde. Ein
Vergleich ist inter-
essant für die male-
rische Veranlagung
von Knaus. Seine
Farbeist voller,sinn-
licher und die dunkel-
glühenden Farben
dieses Jägers mit
den etwas tiefen
Tinten des Franzo-
sen L. Roberts faßt
Knaus energischer
zusammen.

Alle diese Werke
zeigen eine ur-
sprüngliche maleri-
sche Sinnlichkeit,
die nicht nur in
Düsseldorf, sondern
selbst inParis.wohin
es Knaus 1851 zog,
von der akademi-
schen Regel des Ate-
liers Coutures nichts
wissen wollte. Daß
unter einer hie und
da gefallsüchtigen
Genremalerei, die
immer mehr Anek-
dotenreichtum auf-
stapelte, diese An-
lagen mit der Zeit
versandeten, bis die
malerische Sinnlich-
keit in den achtziger
Jahren in eine ko-
kette Tuscherei en-
dete, kommt nur zur
Hälfte auf den Cha-
rakter von Knaus,
zur anderen Hälfte
auf Zeit und Publi-

ludwig knaus jxger kum. W.Kurth

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