MODERNE MALEREI IN SPANIEN
Bei dem ungemein konservativen Charakter
der Spanier ist es nicht verwunderlich, daß
auf den ersten Blick hin der keinen wesent-
lichen Fortschritt in der modernen spanischen
Malerei entdecken kann, der die sehr gut zu-
sammengestellte Gruppe spanischer Malerei auf
der letzten Internationalen Kunstausstellung im
Glaspalast 1913 gesehen hat. Vier Fünftel der
jetzt tätigen spanischen Maler wandeln auf den
gleichen Wegen weiter, gar mancher mk größe-
rer Geschmeidigkeit, gar mancher auch mit
größerer Vertiefung als damals. Heute sollen
uns diese Künstler beschäftigen, da die Lei-
stungen dieser Spanier nicht zuletzt manchen
deutschen Kollegen irgendwie zu einem nach-
denklichen Vergleich anregen werden, der gleich
seinen spanischen Kollegen nicht voranstür-
mend, sondern bedachtsam Gutes aus neuen
Formulierungen aufnehmend, nach Möglichkeit
die alten Traditionen im besten Sinne wahrt.
Es sei jedoch auch an dieser Stelle schon
bemerkt, daß neben der mehr oder minder kon-
servativen Gruppe auch in Spanien ein Häuf-
lein „Wilder" mutig und unentwegt am Werke
ist. Es ist bezeichnend, daß die besten und
charaktervollsten dieser jungen Gruppe Kata-
lanen sind, aus dem Lande stammen, das stets
jedem Fortschritt in gutem und schlechtem
Sinn zugänglich war und daß die Galerie Dal-
mau in Barcelona mit gleichem Mut und mit
noch größerer Opferfreudigkeit sich für diese
jungen Maler einsetzt. Der Leser wird sich
noch später überzeugen können, daß die Kunst
dieser spanischen Expressionisten und jünge-
ren Nachfolger ihres berühmten Landsmannes
Picasso zum guten Teil jene internationalen,
versteckt akademischen Züge aufweist, die wir
bei den modernen Schweden ebenso finden, wie
bei den modernen Italienern, Deutschen, Fran-
zosen usw., daß aber doch auch hier der spa-
nische Charakter, wenn auch nicht sehr häufig,
zum Durchbruch kommt.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die
Schöpfungen der älteren Ger.eiation in der
Die Kunst fJr Alle. XXXVH. Juli 192!
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Bei dem ungemein konservativen Charakter
der Spanier ist es nicht verwunderlich, daß
auf den ersten Blick hin der keinen wesent-
lichen Fortschritt in der modernen spanischen
Malerei entdecken kann, der die sehr gut zu-
sammengestellte Gruppe spanischer Malerei auf
der letzten Internationalen Kunstausstellung im
Glaspalast 1913 gesehen hat. Vier Fünftel der
jetzt tätigen spanischen Maler wandeln auf den
gleichen Wegen weiter, gar mancher mk größe-
rer Geschmeidigkeit, gar mancher auch mit
größerer Vertiefung als damals. Heute sollen
uns diese Künstler beschäftigen, da die Lei-
stungen dieser Spanier nicht zuletzt manchen
deutschen Kollegen irgendwie zu einem nach-
denklichen Vergleich anregen werden, der gleich
seinen spanischen Kollegen nicht voranstür-
mend, sondern bedachtsam Gutes aus neuen
Formulierungen aufnehmend, nach Möglichkeit
die alten Traditionen im besten Sinne wahrt.
Es sei jedoch auch an dieser Stelle schon
bemerkt, daß neben der mehr oder minder kon-
servativen Gruppe auch in Spanien ein Häuf-
lein „Wilder" mutig und unentwegt am Werke
ist. Es ist bezeichnend, daß die besten und
charaktervollsten dieser jungen Gruppe Kata-
lanen sind, aus dem Lande stammen, das stets
jedem Fortschritt in gutem und schlechtem
Sinn zugänglich war und daß die Galerie Dal-
mau in Barcelona mit gleichem Mut und mit
noch größerer Opferfreudigkeit sich für diese
jungen Maler einsetzt. Der Leser wird sich
noch später überzeugen können, daß die Kunst
dieser spanischen Expressionisten und jünge-
ren Nachfolger ihres berühmten Landsmannes
Picasso zum guten Teil jene internationalen,
versteckt akademischen Züge aufweist, die wir
bei den modernen Schweden ebenso finden, wie
bei den modernen Italienern, Deutschen, Fran-
zosen usw., daß aber doch auch hier der spa-
nische Charakter, wenn auch nicht sehr häufig,
zum Durchbruch kommt.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die
Schöpfungen der älteren Ger.eiation in der
Die Kunst fJr Alle. XXXVH. Juli 192!
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