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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Schumann, Paul: Die Leihgabe Lahmanns in der Dresdner Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0362

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CASPAR DAVID FRIEDRICH

STRAND BEI RÜGEN

des ig. Jahrhunderts sonst zu bewundern gewohnt
ist. Die Brandung bei Rügen und die Mond-
nacht im Schilf, die wir hier wiedergeben, sind
treffliche Beispiele der Naturbetrachtung, die
Carus als sein Eigentum pflegte. Ein Hünen-
grab, die Mondnacht bei Rügen, ein Wanderer
in nächtlicher Felsenlandschaft und eine Vor-
frühlingslandschaft gehen in dieselbe Richtung.
Sachlicher aufgefaßt ist die Gebirgslandschaft
mit den drei Felsen, die sich in charakteristischer
Gestaltung vom Himmel abheben. Eine italie-
nische Stadt bei Nacht und das römische Kolos-
seum bei Mondlicht geben kräftigere Licht-
wirkungen romantischer Natur. Weiter sind
vier Bilder von Caspar David Friedrich vor-
handen, von denen wir den Mann an der Stadt-
mauer von Greifswald und den Strand bei Rügen
wiedergeben. Sie sind ebenso wie die zwei
Männer am Meer voll der lyrisch-romantischen
Träumerei, die die Grundstimmung seiner Kunst
bildete, aber zugleich aus der echt malerischen
Anschauung gemalt, die, an den Schöpfungen
seiner akademisch verknöcherten Zeitgenossen
gemessen, etwas ganz Neues bedeutete. Die
Versuche der Wiedergabe des atmosphärischen
Lebens, der Farben, unter dem Einfluß von

Luft und Licht gesehen, geben seiner roman-
tisch gefühlten Kunst das Dauernde, das sie
über die rein zeitliche Bedeutung hinaushebt.

Auch der Norweger Johann Christian Claussen
Dahl, der mit seiner kräftigen sachlichen Wirk-
lichkeitsmalerei so stark auf die jüngern Maler
in Dresden wirkte, ist mit zwei kleinen Bildern
vertreten; mit einem sein so selten gesehener
Landsmann Thomas Fearnley, den sein Leben
zwar weit herum in ganz Europa geführt hat,
der aber als Schüler Dahls immerhin der Dresdner
Landschafterschule zuzurechnen ist. Seine Meer-
bucht bei Sorrent gibt einen guten Begriff von
seinen künstlerischen Absichten.

Zu den Lieblingen Lahmanns gehört auch
Christian Friedrich Gille, der 1805 zu Ballen-
stedt am Harz geboren wurde, als Maler seine
Ausbildung an der Dresdener Akademie erhielt
und in der Umgebung Dresdens als Maler lebte
und malte, bis er 1899 in dem patriarchalischen
Alter von 94 Jahren in dürftigen Verhältnissen
starb. Die Dresdner Galerie besitzt von diesem
Künstler eine heimkehrende Viehherde, die
aber im Vorrat ruht. Nicht weniger als neun
Bilder aus Lahmanns reicher Sammlung von
Werken dieses Malers frischen nunmehr sein

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