MICHAEL NEHER
MARKTPLATZ IN OLEVANO (ZEICHNUNG)
ZWEI ITALIENISCHE DORFIDYLLEN VON MICHAEL NEHER*)
Unsere den Bestrebungen der deutschen Ro-
mantik so geneigte Zeit, die Künstler wie
Runge, Friedrich, Olivier und Fohr so gut wie
neuentdeckte, minder unbeachtete wie Koch und
Ludwig Richter dem modernen Verständnis
wieder nahebrachte, hat an einer Gruppe von
Künstlern und einem ganzen Kreise von Dar-
stellungen bisher vorbeigesehen: den zu Anfang
des 19. Jahrhunderts bei uns ungeheuer belieb-
ten Bildern des italienischen, insbesondere des
römischen Volkslebens. Es gab Dutzende von
Spezialisten auf diesem Gebiete, und wenn auch
die künstlerische Ausbeute nicht so ergiebig
sein mag wie bei der intimen oder romantischen
(„historischen") Landschaft, so würde sich doch
ein Querschnitt durch diese ganze Produktion
wohl lohnen.
*) Siehe hierzu den Aufsatz über J. A. Koch im Juni-
heft 1921 dieser Zeitschrift, in welcher ein Nehersches Bild
,,Italienische Dorfstraße" fälschlich Josef Anton Koch zuge-
schrieben ist.
Eine der merkwürdigsten Persönlichkeiten,
die sich als Schilderer des italienischen Dorfes
und seiner Bewohner versucht haben, ist ohne
Zweifel der Münchner Michael Neher (1798
bis 1876). Dieser Künstler hat eine von viel-
seitiger Begabung immer stärker zum Speziellen
führende Entwicklung gehabt. Ursprünglich
Historien-, Landschafts- und Bildnismaler, ist er
später ganz zum Architektur- und Veduten-
malen übergegangen, als dessen Vertreter er
jedem Besucher der Neuen Pinakothek gegen-
wärtig ist (vgl. seine Altmünchner Bilder im
Jahrgang igi8, S. 275 dieser Zeitschrift). Selte-
ner und künstlerisch entschieden reizvoller als
seine späteren in Deutschland entstandenen
Werke sind indessen die offenbar nicht häu-
figen Erzeugnisse des in die zwanziger Jahre
fallenden italienischen Aufenthaltes, der sechs
Jahre (bis 1826) gewährt haben soll. Die Neue
Pinakothek besitzt ein Bild dieser Zeit: die
Die Kunst für Alle. XXXVII
353
45
MARKTPLATZ IN OLEVANO (ZEICHNUNG)
ZWEI ITALIENISCHE DORFIDYLLEN VON MICHAEL NEHER*)
Unsere den Bestrebungen der deutschen Ro-
mantik so geneigte Zeit, die Künstler wie
Runge, Friedrich, Olivier und Fohr so gut wie
neuentdeckte, minder unbeachtete wie Koch und
Ludwig Richter dem modernen Verständnis
wieder nahebrachte, hat an einer Gruppe von
Künstlern und einem ganzen Kreise von Dar-
stellungen bisher vorbeigesehen: den zu Anfang
des 19. Jahrhunderts bei uns ungeheuer belieb-
ten Bildern des italienischen, insbesondere des
römischen Volkslebens. Es gab Dutzende von
Spezialisten auf diesem Gebiete, und wenn auch
die künstlerische Ausbeute nicht so ergiebig
sein mag wie bei der intimen oder romantischen
(„historischen") Landschaft, so würde sich doch
ein Querschnitt durch diese ganze Produktion
wohl lohnen.
*) Siehe hierzu den Aufsatz über J. A. Koch im Juni-
heft 1921 dieser Zeitschrift, in welcher ein Nehersches Bild
,,Italienische Dorfstraße" fälschlich Josef Anton Koch zuge-
schrieben ist.
Eine der merkwürdigsten Persönlichkeiten,
die sich als Schilderer des italienischen Dorfes
und seiner Bewohner versucht haben, ist ohne
Zweifel der Münchner Michael Neher (1798
bis 1876). Dieser Künstler hat eine von viel-
seitiger Begabung immer stärker zum Speziellen
führende Entwicklung gehabt. Ursprünglich
Historien-, Landschafts- und Bildnismaler, ist er
später ganz zum Architektur- und Veduten-
malen übergegangen, als dessen Vertreter er
jedem Besucher der Neuen Pinakothek gegen-
wärtig ist (vgl. seine Altmünchner Bilder im
Jahrgang igi8, S. 275 dieser Zeitschrift). Selte-
ner und künstlerisch entschieden reizvoller als
seine späteren in Deutschland entstandenen
Werke sind indessen die offenbar nicht häu-
figen Erzeugnisse des in die zwanziger Jahre
fallenden italienischen Aufenthaltes, der sechs
Jahre (bis 1826) gewährt haben soll. Die Neue
Pinakothek besitzt ein Bild dieser Zeit: die
Die Kunst für Alle. XXXVII
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