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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 37.1921-1922

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Howe, Georg: Ernst te Peerdt
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https://doi.org/10.11588/diglit.14154#0385

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ERNST TE PEERDT

STILLEBEN

anders eingestellt wie das der rheinischen Ro-
mantiker und Pseudo-Monumentalmaler, und
soviel er im handwerklichen Sinne von der
Meisterkunst eines Ludwig Knaus lernte, so
machte er sich doch von vornherein frei von
jeder Atelierkonvention. Die erstaunliche „Park-
szene", welche im Wallraf-Richartz-Museum in
Köln hängt, hat der Einundzwanzigjährige im
Jahre 1873 gemalt (Abb. 1918, Nov.-Heft). Das
Bild sucht seine koloristische Harmonie nicht
durch billige Unterordnung unter einen herr-
schenden Ton, sondern durch kluge und gefühlte
Zusammenstimmung der ungebrochenen Natur-
farben. Ohne von Manet und dem Impressio-
nismus etwas zu wissen, hat der junge Meister-
schüler damals dasselbe Problem mutig aufge-
griffen, dessen Lösung der große Franzose zu
seiner Lebensaufgabe machte.

Ganz dem Zuge des deutschen Zeitgeschmacks
sich zu entziehen, vermochte te Peerdt freilich
nicht; das Gegenständliche drängte sich auch
bei ihm in den Vordergrund. In bedenklichem
Sinne war dies in dem „Duell" der Fall — be-
zeichnenderweise dem einzigen seiner Werke,
das dem Künstler eine kurzwährende Berühmt-
heit verlieh. Auch einzelne andere Arbeiten,
vielleicht sogar den „Betenden Negermönch",
mag man als Genrebilder ansprechen, wenn
auch das Anekdotenhafte, das Illustrative ge-

genüber dem Stillebenartigen dieser Werke
stark zurücktrat. Mit klaren, hellen Farben
und einem ausgesprochenen Sinne für strenge
Zeichnung entwickelte sein bewußter Realis-
mus in diesen Bildern eine bewegliche Welt,
in der nichts mehr Experiment, alles vielmehr
fraglos und selbstverständlich erschien. Da-
neben entstammen den siebziger Jahren zwei
Frauenbildnisse, von denen das eine, 187g in
Venedig gemalte, gleichmäßig durch die psy-
chologische Vertiefung wie durch die weiche
Vornehmheit der malerischen Behandlung auf-
fällt und den Gedanken an den jungen Leibi
nahelegt.

Drei an Eindrücken reiche italienische Stu-
dienjahre fanden ihren künstlerischen Nieder-
schlag in mehreren Bildern aus dem südlichen
Natur- und Volksleben. Welch ein prächtiges
Stück ist der Ochsenkarren im hochstämmigen
Pinienwald mit seinen koloristischen Kontrast-
wirkungen, die doch nicht zum Theater wer-
den, nie den Boden ernster Naturbeobachtung
verlassen! Die malerische Wirkung der hoch-
strebenden Schirmpinie hat ihn immer wieder
gereizt. Aus der seit Dante berühmten Pineta
bei Ravenna oder von der formenreichen Riviera
di Ponente holt er sich die Motive und stellt
die schlanken, oben sich phantastisch verzwei-
genden Vertikalen der Stämme gegen den vio-

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