Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 6.1905-1906

DOI Artikel:
Volkskunst und Kunstgewerbe, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6481#0106
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
96

Volkskunst und Kunstgewerbe.

Gehe ich in die Wohnstube, so fehlen die
alten Möbel. Strohstühle und wackelnde
Tische auf den Dielen, bunte Teller an
den Wänden, überall in Gold- und Silber-
schrift fromme Worte, die so erlogen und
falsch sind wie alles Übrige. Das Herz
weiß nichts von alledem; es hat keine
Bedürfnisse mehr.

Soweit die trefflichen, oft scharf zu-
gespitzten Ausführungen Stiefelhagens,
die auch heute noch ihre programmatische
Bedeutung nicht verloren haben. Ein
Lehrer auf dem Lande, der in das, was
künstlerisch bodenständig ist, glücklich
eindringt, kann, namentlich wenn er auch
zeichnerisch geübt und kunstfertig ist,

,,Giaube" in Silber und Steinen, modelliert von Ph. Oberle.

Das Einzige, was sich nun tun läßt,
besteht in dem Versuch, den im Volk
vorhandenen unausrottbaren Kunsttrieb,
den die Natur selbst in es hineingelegt hat,
zu beachten, zu pflegen und zu entwickeln,
daß er sich aufs neue selbständig im
Leben betätigt.

Hier kann dann auch vielleicht die
Elementarschule einsetzen und ihren Ein-
fluß geltend machen. »

zum Segen für eine ganze Gemeinde
werden. Aber er darf die Fühlung mit
dem Kunsthandwerk nicht verlieren. Er
muß bedenken, daß mit dem Absterben
der Volkskunst auf dem Lande auch die
jahrhundertelang fortgeerbte, manuelle
Fertigkeit, das Handwerksmäßige, in Ver-
lust geraten ist. Diese handwerksmäßige
Ausbildung muß notwendig- auf einer mo-
dernen Grundlage erst wieder eingeführt
 
Annotationen