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Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen — 6.1905-1906

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6481#0183
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Konkurrenzarbeit aus der Abteilung für ornamentales
Modellieren an der Kunstgewerbeschule, n o n n o o o

KLEINE

MITTEILUNGEN

Neuerung in der Pastelltechnik. — Die

Ausübung der Pastelltechnik war bisher eine
sehr beschränkte. Denn die Unvollkommen-
heit des Pastellfarbenmateriales verleidete den
Künstlern die Anwendung der Technik und
ließ eine Kauflust beim Publikum nicht auf-
kommen. Selbst das unter Glas gebrachte
Pastellgemälde war Schädigungen durch äussere
Einflüsse bei weitem mehr ausgesetzt als in
anderer Technik hergestellte Gemälde. Die
in den Handel gebrachten Farbstifte waren
teilweise mit wenig einwandfreiem Materiale
hergestellt und blichen daher die einzelnen
Stifte nicht erst nach Verwendung, sondern
sogar schon im Farbkasten. Daß solches
Material nur wenig Anhänger finden konnte,
ist daher kaum zu verwundern. Bei weitem
■der größte Nachteil der Pastellmalerei war
jedoch der, daß Studien im Freien nicht
gemacht werden konnten. Der Wunsch, die
Pastellmalerei vervollkommnet zu sehen, war
allgemein und die auf Verbesserungen hin-
zielenden Versuche waren Legion. Unzählige
Fixative tauchten im Laufe der Jahre auf,
jedoch wurde nie ein wirklicher Erfolg gezei-
tigt. Durch die Fixage ging aller Duft, der
dem Pastelle so eigen ist und der an den
Meisterwerken eines z. B. Raphael Mengs

oder eines Bruno Piglhein bewundert wurde
verloren. Diese ständigen Mißerfolge ermü-
deten, und in Fachkreisen war bislang alle
Hoffnung geschwunden, in absehbarer Zeit
die Pastelltechnik vervollkommnet zu sehen.
Da kam der bekannte Leipziger Chemiker,
Professor Dr. Ostwald mit seinen wertvollen
Bestrebungen, der Pastellmalerei neue, halt-
bare Materialien zuzuführen, und nun bringt
eine Tegeler Fabrik (Haase & Brandt) soeben
ein fixierbares Pastell « Stereo-Pasteil » genannt
auf den Markt. Während früher fast ausschließ-
lich nach einem brauchbaren Fixative gesucht
wurde, ist dieser Weg nun entgültig verlassen
worden. Nicht das Fixativ allein, sondern
Grund, Farbe und Fixativ müßen zusammen-
wirken, um die beabsichtigten Erfolge zu
erzielen. Die Farbstifte werden vollständig
licht- und luftecht (allein schon ein großer
Vorzug) hergestellt, und das Bild dunkelt nach
der Fixage weder nach noch verliert es den
dem Pastelle eigenen Duft und Reiz. Selbst
die difficilsten Kunstwerke, die mit Stereo-
Pastellstiften so hergestellt werden, sollen
abwaschbar und wetterfest sein.
 
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