Das Kunstgewerbe in Elsaß-Lothringen (6.1905-1906)

n6 Die künstlerischen Bestrebungen der Freiherren von Müllenheim.

höchst wertvolle Landschafts- und Städte-
bilder, bei der man die Meisterschaft des
alten Merian förmlich wieder aufleben
sieht, läßt es wohl verschmerzen, daß
sich die Publikation jedes einführenden
und erklärenden Wortes enthält.

Wir schätzen in ihr einen eigenartigen
und wertvollen Beitrag vor allem zur
Kulturgeschichte im Elsass, der eine Reihe
gewichtiger Fragen und Vergleiche an-
regt. Und wenn zunächst nur erreicht
werden sollte, daß die noch mangelnde
voraussetzungslose, völlig vorurteilsfreie,
aber tunlichst genaue Festlegung des
Tatbestandes der Baumassen, die Naeher
vorführt, erfolgt, so wäre eine nicht un-
wesentliche Aufgabe der Landeskunde
ihrer Lösung näher gebracht.

Entwurf zu einem Rauchservice von R. Trunk.

Die Sammlung der Architekturdenk-
mäler der Familie v. Müllenheim müsste

Kilhmchen von Oberle, ausgeführt
von der Goldschmiedeabteilung\ n

aber notwendig eine Ergänzung erfahren
in der Vorführung der künstlerisch z. T.
sehr hervorragenden Grabdenkmäler der
Familie (z. B. des Burkard v. M. als
Ritter in Grünheim bei Stotzheim, des
Abtes Burkard zu Walburg u. a). Auch
das Kunstgewerbe würde dabei zu seinem
Recht gelangen.

Es ist jedenfalls von hohem Interesse
in der Wirksamkeit Einer Familie, durch
Jahrhunderte hindurch die Beziehungen
zur Heimatkunst verfolgen zu können.
Haben die Müllenheim auch niemals eine
geistig-künstlerische Suprematie ausgeübt
oder angestrebt, so haben sie doch in den
ihnen gewiesenen bescheidenen Grenzen
gewiss die geistige und ästhetische Kultur
ebenso mitbefördert wie die Nürnberger
Patrizier. Ihr politisches Emporkommen,
ihr Wohlstand förderte auch die Kunst-
pflege. Unter den Müllenheim ist mancher
kluge und politische Kopf, der seiner
Machtstellung eben durch sein Luxusbe-
dürfnis eine zuverlässige Stütze zu geben
wußte. Ähnlich wie später der Kampf
der Pazzi und der Medici berührt der