Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

DOI Artikel:
Bernhart, Max: Alte und neue Kriegsmedaillen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0059

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
privaten, während die Rückseite, wenn die Me-
daille überhaupt zweiseitig gearbeitet wurde —
entweder das Familienwappen des auf der Vorder-
seite porträtierten oder eine allegorische Darstel-
lung, die sich auf sein Leben bezog, füllte. Medaillen
auf historische Ereignisse zählen in dieser Zeit zu
den Seltenheiten. Line wertvolle, mit dem vollen
Namen des Künstlers bezeichnete Medaille des
(5. Jahrhunderts, deren Rückseite auf die Er-
oberung Konstantinopels durch die Türken unter
Mohammed II. anspielt, stammt aus der werk-
stätte des Florentiner Künstlers Bertoldus, des
Schülers eines Donatello und des Lehrers eines
Michelangelo (Abb. (au. b)1). von der Hand eines
unbekannten Künstlers — wohl Michael Hohenauers
— ist eine Prägemedaille auf den Heldentod des
jugendlichen Ungarnkönigs Ludwigs II., der die
Türken bei Mohacz im Jahre (526 besiegte. Auf
einem mit Blumenornamentik verzierten Grund
stehen sich auf der Hauptseite die Brustbilder des
Siegers und seiner Gemahlin Maria einander ge-
genüber, auf der Rückseite kämpfen die habs-
burgischen Ritter gegen die ansprengenden Türken.
Dieses Medaillenbild scheint nach eineinhalb Jahr-
hundert das Wohlgefallen des zu Nürnberg und
Augsburg tätigen Medailleurs Philipp Heinrich
Müller gefunden zu haben, der diese Kampfszene
zur Rückseite der Prägemedaille auf die Besiegung
der Türken durch Kaiser Leopold I. im Jahre (687
kopierte (Abb. 2 a u. b). Lin treffliches Beispiel der
in der zweiten Hälfte des (7. Jahrhunderts beson-
ders in den Niederlanden gepflegten getriebenen
Medaille bietet ein Werk des Holländer Meisters
G. Müller, ein Zeitgenosse des noch bedeutenderen
Pieter van Abeele.

Auf der Vorderseite ist das Porträt de Ruyters,
dem im Jahre (666 das durch Karl II. von England
bedrängte Holland große Erfolge zur See zu ver-
danken hatte, in sehr hohem Relief dargestellt,
die Rückseite verbildlicht eine Szene aus dem See-
krieg, wie sie auf niederländischen Medaillen dieser
Zeit sehr häufig Vorkommen (Abb. 3 3 u. b). Eine
geprägte Medaille mit dem lorbeerbekränzten Brust-
bild Kaiser Josephs I. erinnert an die Zurück-
eroberung von Mons und Tournay. Auf der Rück-
seite dieser Medaille sitzen Mars und Herkules
an einem mit der Ansicht von Tournay geschmückten
Postament, gestützt auf zwei Schilde mit der An-
sicht von Mons und dem Bild der Schlacht bei Mal-
plaquet. Darüber fliegt linkshin die den Sieg ver-

i) Die hier in Abbildung wiedergegebene Medaille liegt
im Kgl. Münzkabinett München.

kündende Fama. Das Schaustück (Abb. (3 3 u. b)
stammt aus der Werkstätte des fruchtbaren Augs-
burger und Nürnberger Künstlers Philipp Heinrich
Müller, von dem wir schon oben eine Medaille
aus den Türkenkriegen (Abb. 2a u. b) kennen lern-
ten. vom Jahre (742 existiert eine geprägte Medaille
auf den Sieg Friedrichs I I. von Preußen bei Lhotu-
sitz, auf der einerseits das lorbeerbekränzte und
antik drapierte Brustbild des siegreichen Königs auf
einem von Kriegstroxhäen umgebenen Postament
steht, während rückseitig der Sieg Friedrichs II.
und die Vertreibung der Feinde in einem ziemlich
konventionell gehaltenen Schlachtenbild dargestellt
ist (Abb. 9 3 u. b). Line Medaille von Holtzhey vom
Jahre (756 auf die Kapitulation der sächsischen
Truxpeir bei Pirna bringt ein gutes Porträt des-
selben Friedrich und auf der anderen Seite den
stehenden König, der die Saxonia beschirmt und
drei sächsischen Kriegern das Medusenhaupt ent-
gegenhält (Abb. 5 3 u. b). Die Schaumünze ist ein
typisches Beispiel der Medaillenkunst jener Zeit.
Zwei Prägestücke auf die Schlacht bei Zorndorf
(758 sind von der Hand des hauptsächlich in Berlin
tätigen Stempelschneiders Jakob Abram. Einmal
ist der König rechtshin reitend (Abb. (oa u. b)
und einmal im Brustbild, von einer aus Wolken
reichenden Hand bekränzt, dargestellt (Abb. 7 3 u. b).
Auf den Sieg der Engländer über die Franzosen
bei Salamanka und den Einzug der englischen
Armee in Madrid bezieht sich eine Medaille des
pariser Stempelschneiders Brenet vom Jahre (8(2
(Abb. (5 3 u. b). Die Hauptseite zeigt Truppen in
einer Gebirgsgegend, über die eine blitzeschleudernde
Nike fliegt, während rückseitig der siegreiche Wel-
lington zu Pferd von einer entgegeneilenden männ-
lichen und weiblichen Figur bekränzt wird. Aus
dem großen Krieg von (8(3 stammt die Medaille auf
die Zerstörung der Llbbrücke durch die Franzosen
(Abb. 43 u. b). Der Medailleur, der den Stahl-
stempel negativ schnitt, ist der Dresdener Stempel-
schneider Christian Joseph Krüger der Jüngere, der
von (785 bis (8(4 arbeitete. Gleichfalls (8(3 ent-
standen zwei Medaillen 'auf den Heldentod des
Fürsten Joseph Anton poniatowski bei Leipzig,
elftere (Abb. (6) von Morel und geprägt, letztere
(Abb. (4) von unbekanntem Künstler modelliert und
gegossen. Die beiden Bilder zeigen in variierender
Zeichnung den kühnen Sprung poniatowskis in die
Elster. „Der Elbe Herr bist du geworden, doch eine
Elster soll dich morden", so soll dem 2(jährigen
Prinzen am 2(.Juli (784 eine Zigeunerin geweis-
sagt haben, als er bei einem Manöver in voller
Rüstung die Elbe durchschwommen hatte. Eine aus-

5l
 
Annotationen