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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Bernhart, Max: Alte und neue Kriegsmedaillen
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0061

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etwas zu schwec wirkenden Schrift, so haben wir in
dieser Medaillenrückseite eine prächtige Schöpfung.
Leichte flüssige Romposition von graziöser Anmut
ist hier mit hoher Monumentalität verbunden, was
diesem Runstwerk besonderen wert verleiht, ist
die Technik. Dasio hat das Bild negativ in den
Stahlblock geschnitten. Mögen unsere Sympathien
für die Gußmedaillen noch so groß sein, so müssen
wir uns doch jederzeit den künstlerischen wert
der Prägung aus dem vom Rünstler geschnittenen
Originalstempel vor Augen halten. Die Medaille
bewahrt in diesem falle all die Nuancen der Zeich-
nung und Modellierung, die die Rünstlerhand in
die Medaille bringen wollte, sie ist das getreueste
Abbild der künstlerischen Schöpfung. Dieser Vor-
teil wird dem Beurteilenden erst dann klar, wenn
er das Originalmodell und eine nach diesem Modell
durch die Verkleinerungsmaschine hergestellte Präge-
rnedaille vor sich hat; er wird leicht die Nachteile
der Maschine in Verzeichnungen und Proportions-
verschiebungen, in zu starker Betonung von Details
oder in den in der Maschine gebliebenen Feinheiten
erkennen können. Die gerade in letzter Zeit oft
gehörte Klage, daß die pflege des Stempelschnittes
zu sehr in den Hintergrund getreten sei, hat seine
Berechtigung, wir brauchen Stempelschneider und
Graveure, die — allerdings müssen sie Rünstler
sein — diese Technik weiterüben, um uns der deut-
schen Runst würdige Münzen zu schassen. Die
Münze dient in erster Linie praktischen Zwecken;
das schließt aber keinewegs aus, daß sie künstlerisch
wertvoll ist und auf alle — auch aus die der Runst
sonst fernstehenden — kunstbildend wirkt, wenn
wir uns in den jüngsten Erzeugnissen der deutschen
Münzprägeanstalten, in der großen Menge der
Jubiläumsmünzen, die im letzten Jahrzehnt auf
den Geldmarkt kamen, umsehen, so können wir
mit den uns in diesen Stücken gebotenen künst-

lerischen Leistungen keineswegs zufrieden sein,
fast nach jeder Ausgabe solcher Münzen hatte die
Presse Gelegenheit und Pflicht, auf die teils tech-
nisch, teils künstlerisch unzulänglichen, unserer
Runst unwürdigen Machwerke hinzuweisen, wir
können es deshalb um so freudiger begreifen, wenn
Rünstler, wie Max Dasio, Medaillen in Stahl
schneiden. Georg Römer, Alois Börsch und Rarl
Goetz sind in Süddeutschland wohl auf diesem Ge-
biete, das nicht hoch genug eingeschätzt werden kann,
die bedeutendsten Rünstler. Eine viel verbreitete
Spottmedaille des letzteren auf die Landung des
Z XVI in Luneville ist ein Meisterwerk dieser
Technik. Prägungen sind auch die wohlgelungenen
Anhänger von Max Dasio, „Gott mit uns", mit
dem etwas humoristisch konzipierten Rrieger (Abb.
2? a u. b) und St. Georg und Viktoria von dem
frankfurter Rünstler Rettenmaier (Abb. 26 3 u. b).
Jan wysocki hat zu den in dem oben erwähnten
Aufsatz abgebildeten Arbeiten neuerdings eine Pla-
kette mit einer allegorischen Darstellung geschaffen.
Der Rünstler, der vor zwei Jahren bei dem Hitlschen
Medaillenwettbewerb den ersten Preis davonge-
tragen, ist uns nicht unbekannt. Die Plakette zeichnet
sich durch ungemeine Klarheit in der Komposition und
durch eine elegante und immer von der natürlichen
Erscheinung abgeleiteten Linienführung aus.

Eine einseitige, geprägte Denkmünze auf Kaiser
Wilhelm II. (Abb. 3t) ist den Aurei der römischen
Kaiser des ersten nachchristlichen Jahrhunderts nach-
gebildet. Jm ersten Moment an die Goldmünzen
des Kaisers Tiberius erinnernd, zeigt die technisch
ausgezeichnete Medaille den lorbeerbekränzten
Kopf unseres Kaisers von linker Seite, außen der
Antike entsprechend ein Punktkreis. Die Präge-
anstalt L. poellath hat sich vor Jahren eingehend
mit der Technik der antiken Münzen befaßt; das
Ergebnis dieser Studien ist eine Reihe von Nachbil-

lsans Lindl

Schluß-Vignette

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