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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0125

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Von Einfluß auf Schießen sind die Tageseinflüsse, nämlich
wind und Luftdichte, Barometerstand.

Diese Verhältnisse wirken auch auf die Brenndauer der Zünder.
Bei größerer Luftdichte brennen die Zünder verhältnismäßig
rascher als bei geringerer Luftdichte, hier brennen sie oft über
too m länger, erzeugen also unter Umständen Aufschläge.
Wirkung des Schrapnells, des Hauptgeschoffes der Feldartillerie,
besteht darin, daß es vor dem Ziele springt, die Kugeln liegen
am dichtesten um den Endpunkt der Flugbahn des nicht ge-
sprungenen Schrapnells.

Bei Sprenggranate dagegen fliegen Sprengstücke nach seit-
wärts und abwärts, Wirkung am besten gegen gedeckte Ziele,
z. B. gegen Schützen in Schützengräben, gegen welche ein Schrap-
nell wirkungslos ist.

Hervorragende Wirkung hat die mittelwandige Langgranate
der schweren Feldhaubitzc; sie liefert sehr viele wirksame Spreng-
stücke, und zwar bis zu etwa 25 m nach rückwärts und je -0 m
nach seitwärts, nach vorwärts ist Wirkung gering. Geschoß
dient zum Niederkämpfen von Schildbatterien, zum Beschießen
von Schützengräben und von befestigten Feldstellungen.

Die Wirkungsweise der Srenggranate mit Auftchlag- sowie
mit Brennzünder, ferner des Schrapnells wird an der Hand
von Zeichnungen erläutert.

Schluß. Grund der jetzigen außerordentlichen Wirkung der
Artillerie liegt in den gewaltigen Fortschritten der Technik,
in der Verbesserung der Schrapnells, der Neuschaffung der
Sprenggranate, der Verbesserung der Treibmittel, der Spreng-
wirkung und der Zünder, ferner der erhöhten Treffähigkeit,
Schußweite und Feuerschnelligkeit unserer Geschütze, schließlich

der Schaffung der schweren Artillerie des Feldheeres, so daß
jetzt schwere Geschütze bis hinauf zum 2\ cm-Kaliber mit der
Truppe ins Feld rücken und an der Feldschlacht teilnehmen.
Nicht allgemein ist bekannt, daß Seine Majestät der Kaiser ein
mächtiger Förderer der schweren Artillerie war.

Zur Frage, ob französische Artillerie der deutschen überlegen
sei, ist zu sagen, daß französische Artillerie sehr gut sein soll
und ihr Feldgeschütz eine etwas größere Schußweite hat; dies
schließt aber nicht aus, daß auch unsere Artillerie sehr tüchtig
ist und sie ist es auch.

In bezug auf schwere Artillerie sind wir überlegen, aber auch
unsere Feldartilleric ist ausgezeichnet nach Material und Schieß-
verfahren; englische Urteile bezeichnen sie geradezu als großartig,
wenn man in französischen Berichten oft liest, daß französische
Batterien deutsche Geschütze zum Schweigen gebracht, ist dies
Selbsttäuschung, davon herrührend, daß Franzosen oft nutzlos
Munition verschwenden, während wir da Haushalten, wo kein
wesentlicher Erfolg zu erwerben, wenn es zum Artilleriekamps
selbst kommt, gewinnt unsere Artillerie in kurzer Zeit die
Bberhand, wie dies Feldpostbriefe vielfach bezeugen.

Zum Schluffe Hinweis darauf, daß auch, wenn der Artillerie
ein namhafter Anteil an den Erfolgen gebührt, auch die übrigen
Waffen nicht vergessen werden dürfen, namentlich nicht unsere
opferbereite, todesmutige Infanterie.

Erst vor kurzem schrieb ein junger Artillerist, der seit Beginn
des Feldzuges die Leistungen unserer Infanterie beobachtet
und gewürdigt hat, an seine Angehörigen:

„wir müssen und wir werden siegen, denn unsere Infanterie
ist einfach unbesiegbar."

Silhouette von Eugen Julius Schmid

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Verantw. Redakteur (ausgenommen Anzeigeteil): Alexander Heil meyer. — Herausgegeben vom Bayer. Runstgewerbeverein. — Druck und Verlag

von R. Gldenbourg München.
 
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