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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Steinlein, Stephan: Über neuere Dekorationsmalerei Georg Fuchs und Otto Rückert
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0139

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nach Seidls Tod führte Luchs in Malcesine arn
Gardasee die Malereien im Palazzo des Dr. Anton
Oelzelt aus. Im Münchner Lhorhans Germania,
im Schloß Godenau zu Godesberg am Rhein und
im Museum der Pfalz in Speier, Bauten, die von
Seidl stammen, sind die Malereien gleichfalls von
Georg Luchs; so auch Lassadenmalereien an Meraner
privatbauten. Andere Malereien von ihm finden
sich im Rathaus und Ratskeller in Adln bei Bergisch-
Gladbach; in Gelsenkirchen malte er eine Lriedhof-
kapelle, und im gleichen Ort in verschiedenen
Gymnasien, so im Realgymnasium, im Voll-
gymnasium und Lyzeum. Auch für Grassels
Bauten war Luchs vielfach tätig, er malte für ihn
in verschiedenen seiner Schulen, im bsl. Geist-
Spital und die Kapelle im hiesigen Bürgerheim.
Erst in letzter Zeit malte er für Grässel ein Votiv-
bild für die bsauptwand der Gruftkapelle der
Lamilie von Dall'Armi. Lür den Architekten Hugo
M. Röckl entstanden im Rathaus zu Deidesheim
Malereien, so auch in der Villa Thieme; in Augs-
burg malte Luchs für ihn den Musiksaal im Haus
Heindl und in Bad Gastein einen Speisesaal im
Hotel Straubinger. In Berchtesgaden führte Luchs
in der von Röckl für Lrau v. Michael-Haniel er-
bauten Villa „Doris" eine große Balkendecke und
die Malereien eines Badezimmers aus. Andere
Arbeiten von Georg Luchs für den Bauamtmann
Kollmann finden sich in der hiesigen Poliklinik,
darunter eine schöne Kassettendecke im linken Auf-
gang und der Lrieß eines Schwesternspeisezimmers.
Im Botanischen Garten, den Bauamtmann Ul-
mann erbaute, malte Luchs eine Halle, einen Garten
pavillon; im Krüppelheim die katholische Kirche
und den protestantischen Betsaal und wie in den
meisten genannten Bauten verschiedene Türum-
rahmungen und -Aufsätze.

Georg Luchs gehört zu den Besten jener engeren
Münchener Malergruppe, deren gereifteste, überall
geschätzte Arbeiten ihren eigenen Charakter nirgends
verleugnen, die überall durch die frische Lebendig-
keit einer sichern, glücklichen Hand und eines dis-
ziplinierten Könnens auffallen, was die Maler
der vergangenen Generation nicht besaßen, in
seltenen Lällen kaum vermögend waren, ist hier
erreicht: Stil ohne irgendwie mehr betonte Kenntnis
von „Stilen"; es find selbständige Äußerungen eines
Könnens, das immer erneut anpassungsfähig und
ausdrucksvoll bleiben kann, und das von Lall zu
Lall sich eher zuwachsend erneuern wird, statt in
Schablone zu erstarren. Als Grund dafür läßt sich
wohl sagen, daß allein jenes Können, das nicht
lediglich Abklatsch und peinliche Kopie ist, zeugungs-

fähig bleiben muß. Es erschöpft sich nicht mit einer
Richtung, der es sich verschrieb, weil es in sich selber
ruht, und wenn es Lremdes einmal aufnahm,
um zu werden was es ist, so ward es längst zu eige-
nem sicheren Besitz, der sich immer wieder aus
sich selbst zu erhalten, zu erneuern, zu wandeln
vermag.

Otto Rückert, heute achtunzwanzigjährig, ist seit
tgO als Lehrer an der Würzburger Gewerbeschule
tätig. Seine Ausbildung erhielt er an der Münchner
Kunftgewerbeschule hauptsächlich unter Dasio und
Wähler. Auch seine Arbeiten lassen die Münchner
Schule und Art nicht verkennen, wenn sie auch auf
andere Einflüsse weisen als jene, welche für Georg
Luchs bestimmend waren. Die starken Verkleine-
rungen der Abbildungen dieses Heftes lassen seine
Arbeiten detailreicher und scheinbar weniger flüssig
im Vortrag erscheinen, als jene des vorgenannten
Münchners, so besonders die drei achteckigen Lül-
lungen, bei denen der stumpfschwärzliche Grund
im Druck viel zu tiefschwarz gegen das warmgrau
des allgemeinen Tones wirkt; auch über die dezente
Wirkung von Hellem Grün und Blau gibt die
Autotypie keinen Aufschluß. Dasselbe gilt von den
in Keimschen Larben gemalten drei Lassadenfül-
lungen, die gleichfalls durch den im Klischee aus-
gedeckten Grund zu hart wirken. Im Original
steht auf dem feiner nuancierten, stumpf bein-
schwarzen Grund, aufgelichtetes warmgrau gegen
entschieden Hellen Ocker; der äußere muschelbesetzte
Rand ist stumpfolivgrün. Auch die Skizze zu einer
Gewölbemalerei des italienischen Zimmers teilt
mit den vorgenannten Abbildungen den Lehler
zu prägnanter Tiefe im schwarzen Grund. Im
Zwickel stehen Lüllhörner, Lruchtkörbe und Ligur
in warmem Ockerton mit grauen Schatten; im
Rahmenwerk wirken Stumpfwarmgrün mit Hellem
Zinnobergrün bunt und doch weich zusammen,
von der im Gelb helleren Wirkung des Orna-
mentes unten und der farbigen Lüllung des Vogels
auf dem Lruchtkorb geben Worte keine Vor-
stellung. So gibt leider auch in der Zwickelfüllung
„Wasser", die Verkleinerung durch die zu harte,
schwarzweiße Tonwiedergabe der Autotypie nichts
von der weichen Klarheit der Larbenstimmung der
Skizze wieder. Auf allgemein warmgrünem Grund
steht das gesamte Ornamentwerk in Ocker, der
putto mit dem Dreizack ist dunkleres warmgrau;
der Delphin, die Lische am Dreizack und das äußere
Rahmenwerk sind blaugrün. Ein besseres all-
gemeines Tonverhältnis zeigt die Reproduktion

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