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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 75.1925

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Fischer, J. L.: Die Kunst am Metall
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Fischer, J. L.: Römische Gefässformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7092#0057
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das Zentrale eine schwere Bresche legte. Mochte man
den Henkel bilden wie man wollte, er schien, unbeacru
tet seiner Zweckmäßigkeit, wie ein aus der Luft an die
stolze zentrale Form geflogener Störenfried, den man
durch das nächst weniger vollkommene, aber immer-
hin das klassische Empfinden des Griechen noch be-
friedigende Gesetz der Symmetrie bezwingen konnte.
Daraus entstand der Doppelhenkel, bei dessen sich die
Henkellinien gegenüberstanden, am weitesten vom
Objekte ins Freie ausluden und mit den Tangenten
der Ausladepunkte die vertikale Achse des Gefäßes

diesem Gebiete mit dem reichen Wechsel und dem fast
unerschöpflichen Spiel, mit dem Grundmotiv geschaf-
fen wurde, davon gibt vor allem das Etruskische
Museum des Vatikans einen vollkommenen und bei-
spielsweise auch die hiesige Vasensammlung einen
genügenden Eindruck.

Das Tongefäß bot auch den verwandten aus Metall
Vorbild und Anregung. Der silberne Opferkessel auf
Seite 57 wie der rechte der Abbildung auf Seite 56 zei-
gen Formen, die unmittelbar aus den den Bildungslinien
der Keramik entstanden sind. Die Germanen gingen

GEFÄSSE. Etruskisch. 5. Jahrhundert vor Christus.

schnitten. In unseren Abbildungen haben wir eine
antike Vase aus dem Nationalmuseum in Neapel
wiedergegeben, die das Prinzip der Symmetrie bis in
die letzte prächtigste Konsequenz gesteigert hat. Wir
sehen eine bauchige, ziemlich ausladende, doppelt
henkelige Vasenform. Der Deckel enthält in verkleb
nerter Form zwei Vasen und zwar so, daß die Henkel
der kleinenVasen rechteckig zu den Henkeln der Haupte
vase stehen. Auf einer Säule, die die Zentralachsen
des Gefäßes nach oben führt, steht ein Vogel, der mit
Einern nach oben gerichteten Kopf die Zentralachse
ins Unendliche führt. Wie die Darstellung, ein Bei-
sPiel der so berühmten Vasenbilder, zeigt, hat die De-
koration nicht dieselbe Symmetrie eingehalten, aus
Gründen, über die noch zu reden sein wird. Was auf

Etruskisches Museum des Vatikans, Rom.

bekanntlich so weit, in ihren Gefäßen wichtige Funk-
tionen des Lebens auszudrüdten und nur ein Schritt
führt vom vielgestaltigen Gefäß des Lebens zu der
Urne des Todes, die hinwiederum in schlichter Symbo-
lik, der Hütte, demWohnhaus, nachgebildet wurde: Das
Wohnhaus des Toten gegenüber demWohnhaus des
Lebenden. Im alten Italien wirkte, ganz im Anschluß
an die griechische Praxis, die Bestimmung eines Gefäßes
für gewisse Opferzwed^e nicht bloß auf die Form
dieses Opfergerätes selbst ein, sondern auch auf die
Gefäße, die nur den Aufgaben des täglichen Lebens
dienten. Bald unterscheiden sie sich fast nur mehr
durdi Größe und die Art des Metalls. Wir haben
auf Seite 54 ein Gefäß aus dem VII. Jahrhundert
v. Chr. zur Abbildung gebracht, das in künstlerischer

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