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durch Versuche sich überzeugt hätte, daß die dabey gebrauch-
ten Farben nicht dem Pflanzen-, sondern dem Mineral-
Reiche zugehören.

Noch ist Folgendes merkwürdig. Man glaubte bisher,
das ganze aus vier Mauern ausgesagte Bild sey mit einem
Laubgewinde von Epheuranken eingefasst gewesen, wovon der
erste Berichterstatter, der Mahler Zuccaro, selbst abge-
brochene Proben zu besitzen behauptete. Richtiger bemerkte
Heinrich Meyer unten am Gemahlde einen zwey Zoll
breiten Streifen, der in prismatischer Farbenabstusung dar-
an hinlief. Zetzt, nachdem Alles gereinigt worden, zeigen
sich unter diesen Streifen deutliche Spuren einer Art von
angemahlter Colonnade oder mehrern neben einander hin-
laufenden Pilastern, wie wir sie auch in den Herkulanischen
Wandmahlerepen wiederfinden. An der einen schmalen Seite
ist aber gar keine Spur von Einfassung. Daraus schließt
nnn Hr. v. Ramdohr in einem darüber an einen Freund
nach Deutschland geschriebenen Brief, daß, da dieses gepriese-
ne Gemahlde durchaus weiter nichts, als ein Theil einer
-Wandverzierung (vielleicht in einem Grottensaal in dem
Garten des Macenas) war, also gewiß blos ins Gebiet der
Dekorations-Mahlerey gehört, und wahrscheinlich mit einer
Menge andrer Vorstellungen und Figuren, die an einer
Friese hinliefen, zusammenhing, dies durchaus nicht als ein
Musterbild aus dem Alterthume gelten könne. Man mag
die Cvmposition und den Styl bewundern, man mag im
Vortrag eine fertige Künstlerhand entdecken, Faltenwurf
und Färbung untadelhaft und den Eindruck des Ganzen un-
gemein heiter und vergnüglich finden. Aber das Ganze ist
doch nur mit ivenigen kecken Pinselstrichen mehr angegeben,
als ausgeführt. Es kann Nachahmung eines Gemahldes
eines großen griechischen Meisters sepn; aber es ist selbst kein
solches Gemahlde, und es wäre höchst unstatthaft, darnach
die Vortrefflichkeit der griechischen Mahlerey anders benr-
theilen zu wollen, als daß man sagt: wie vollkommen müssen
mm erst die wahren Gemahlde seyn?

Angenehm ist gewiß manchen Freunden der vergleichenden
Mahlerey und Alterthumskunde, zu vernehmen, daß der
oben genannte Chemiker, Giovanni belle Armi in
Rom, auf seine Kosten einen colorirten Kupferstich nach dem
gereinigten Urbilde mit möglichster Genauigkeit und Treue
veranstalten lasst. Doch glücklicher ist, wer selbst zum On-
ginal wallfahrten und dabey den Triumph der ewigen Roma,
die bald die Gvps-Surrogate aus ihren Kunsttempeln ver-
bannen und die geraubten Kunstwerke alter Sculptur in
ihrem alten Sitze wieder aufstellen wird, mit ihren Bewoh-
nern frohlockend theilen kam:!

Böttiger.

Ueber drei) kürzlich aufgefundene bisher ganz unbe-
kannte Original-Risse des Kölner Doms.

Vom Kölner Dom kannte man bisher nur die zwey Zeich-
nungen, welche sich ehemals im Dom-Archiv befanden, den
Aufriß nämlich von etwas mehr als der Hälfte der Vorder-
seite mir dem für die nördliche (oder linke) Seite des
Haupt-Einganges entworfenen Thurm, und dann den Grund-
riß der ganzen Kirche. Crsterer ist jener in Folge der Thei-
lung des Dom-Archivs zu Darmstadt (nicht zu Amorbach)
auf einen Speicher gerathene und dort von der Zerstörung
gerettete Riß; der zweyte aber scheint, allen Umständen nach,
dem Untergang nicht entzogen worden zu seyn.

Neue Nisse sind nun in Paris aufgefunden worden. Die
erste Veranlassung zu der Auffindung gab das sehr schätzbare
Werk von Willemin: Monumens fran^ais inedits. Hier
ist in der loten Lieferung unter dem Namen von Pitre van
Sa erd am die Zeichnung eines großen Kirchen-Fensters
gestochen, welches mit dem für den Kölner Dom entworfe-
nen Haupt- und Mittel-Fenster übereinstimmt. Sulpiz
Boisseree, dessen uuermüdete Nachforschungen und Be-
mühungen im Fache der altdeutschen Kunst hinlänglich be-
kannt sind, wurde von seinem Freund, dem Ober-Bau-Rath
M oll er in Darmstadt, zum Behuf seiner Nachforschungen
über die alten Baumeister, auf dieses Blatt von Wil le'm i w
aufmerksam gemacht. Blos in der Hoffnung also, einen
neuen Schüler der in alten Zeiten allgemein berühmten köl-
nischen Bauschule kennen zu lernen, wandte Boisserse
sich nach Paris an einen vieljährigen Freund, an den allen wis-
senschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen wohlgeneigten.
Grafen Reinhard. Es war inr Februar des vorigen
Jahrs. Napoleon kam, der Krieg brach aus. Bois-
ser ö e konnte erst auf wiederholte Anregung im Herbst Ant-
wort erhalten. Jetzt hörte er, jenes Fenster sey nur das
Fragment aus größern Rissen, welche ein in Holland ange-
stellt gewesener Architekt für Arbeiten des bekannten Kirchen-
mahlers Pitre van Saerdam erklärt habe. Der han-
seatische Hauptmann, Karl Sieveking, trat ins Mittel.
Graf Reinhard hatte ihm als einem gemeinschaftlichen
Freund die Angelegenheit übertragen. Die Vermuthung
wurde zwar bestärkt, daß es Risse vom Kölner Dom seyn
möchten; aber man konnte immer feilte andre Gewißheit
erhalten, als daß sie eines der prachtvollsten Denkmale der
Art darstellten. Auf dies hin verschaffte Sieveking sei-
nem Freund Boisseroe das Eigenthum dieser alterrhüm-
lichen Schätze für die Summe von 5oo Franks, und beym
Empfang der Blätter fand dann dieser seine Hoffnung auf
das Angenehmste erfüllt. Das Hauptstück dieser in Paris
aufgefundenen Risse stellt, wie der oben erwähnte Darm-
städter Riß, gleichfalls die Vorderseite des Doms dar, nur'
mit dem Unterschied, daß hier der südliche Thurm und
der ganze anschließende Kirchengiebel sammt Mittel-Thür
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