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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 2.1867

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.4906#0005

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symbolischen Elemente mit den ungerathenen Kindern
Flora's eiue bedenkliche Alliance geschlossen haben. Lei-
der kann ich auch einer anderen Publikation, welche
denselbcn Namcn trägt: „Eine Reise in Bildern" bezüg-
lich der Blumenornamente, welche die Blätter dieses
aus lautcr landschaftlichen Ansichten besteheudcn, dnrch
großes Format ansgczcichneten Albnins ziercn (Berlin,
Wagner) kcine bessere Ccnsnr gebcn. Jm Uebrigen ist
dieses Prachtwerk interessant wcgen des Bersuchs, photo-
graphische Aufnahmen von bestimmtei! Gcgenden lithogra-
Phisch zn reproducircn, aber den photographischen Esfekt fest-
zuhalten. Der feinere Kunstsinn geht freilich dabei leer ans.

Da wir gcrade bei der Landschaft angelangt siud, so
will ich die Gclegenheit nicht verstreichen lasscn, ohne anf
die prächtigen Reprodnktioncn der Werner'schen Agua-
relle zn vcrweisen, welche unter dem Titcl 6uri ^Vorner's
llorusnlom, Lstlilelivln nncl tlie Uolv plnees in London
(Moorc, M' Queen L Co., steipzig F. A. Brockhaus) —
bis jetzt 15 Blatt — erscheinen und in Lieferungcn zu
drci Blatt auSgegeben werdcn. Der Preis der Lieferung,
3 Guineas, ist im Berhältniß zu dem, was geboten wird,
für England ein sehr mäßiger zn nennen, da die chromo-
lithographische AusfUhrung von Ä)i. und lll. Hanhart
das Aquarell mit tänschcnder Wahrheit wiedergiebt und
den trefflichen Leistnngcn von Storch nnd Kramcr in
Berlin wohl an dic Seite zn stellen ist.

Unter den sonstigcn Erscheinnngen des englischen
Weihnachtsmarktes, vondcnen dasGros deriUioopsnUos sich
dnrch eine monströsc Buntheit auszeichnet, dic nichts von
den Fortschritten des Geschmacks auf kunstgewerblichem
Gebiete ahnen läßt, will ich nur die VVu^siäo poösiss
(London, Routledge; Leipzig, Brockhaus) als cine Paral-
lele zn unseren Holzschnittalbunis hervorheben. Der
Unterschied ist nur, das hier die Holzschnitte nach Gemäl-
den (von Pinwcll, I. W. North, Fred. Walker) ausge-
fiihrt, also nicht zu deni besonderen Zweckcn gezeichnct sind;
— daher die Ungleichheit der Formate dieser bstiII-i>riAe-
(lrnvvinAs, dcrcn xylographische Behandlung den klaren
glatten Strich — das Natnrgemäße — vcrmeidet und anf
den Effekt der Radirung hinarbeitet. Dadurch nnd durch
die in der untergelegten Tonplatte ausgesparten Lichter
haben die meisten dieser von den BrUdcrn Dalziel mit
großer Fertigkeit executirten Blätter ein eigenthümlich
frcmdartiges, scheckiges Ansehen erhalten. — Der in Eng-
land sast mehr noch als in Frankreich vergvtterte Gnstav
Dorö^) hat sich fiir eine illustrirte AuSgabc von Tenny
son's Elainc und von Milton's verlorenem Paradieü cn
gagirt, dic mir aber bcide noch nicht zu Gesicht gekoinmen
sind. Die Kompositionen zu ersterem sollen in Stahlstich

') Jn Deutschland ist Dore kurzlich durch eine deutsche
Ausgabe des von ihm illustrirten Don Ouixote (Berlin,
Sacco) eingefnhrt. Die deutsche Ausgabe der Dor« schen Bibel
ist an dem hohen Preise, welchen der Berleger für die Cliches
sordert, ich darf wohl sagen glücklicherwcise, gescheitert.

rcprodncirt werden. Seinen LandSleuten hat derselbe
Künstler einen niit Holzschnitten illustrirten Lafontaine be-
scheert, dessen Erscheineu niit der ersten Lieferung eben erst
begonnen hat. — Urn die Franzosen hier gleich abzuthun,
will ich noch des von Lorenz Frölich in zwanzig Radi-
rungen rnit beigeschriebenem Text behandelten Märchen
des Apulejus gedenken (Paris, Hetzel). Fast jedes der
zwanzig Blätter giebt mehrcre Momente der Psyche-Sage,
die, von Arabesken umrahmt, zu einem Ganzen verschlun-
gen sind. Die Kompositionen zeugen von reicher, leicht
beweglicher Phantasie, erinnern im Arrangement mitunter
an Schwind, in der Art des Mienenspieles, namentlich
der großen glotzenden Augen an Kaulbach. Die reizende
AttitUdc nacktcr weiblichcr Figurcn kennzcichnct Lbrigens
den französischen Ursprung dieser Blätter trotz des deutsch-
klingenden Künstlernaniens auf den ersten Blick. Daß es
nackte Pariserinnen sind, dic, mit griechischen Nasen ver-
sehen, hier eine Göttcrmythc anffUhrcn helfen, wird sich
Niemand verhehlen könneii.

Manche der Publikationen, die hier noch zu er-
wähnen wären, haben die Besprechungen in der Zeit-
schrift schon vorweg genoinmen. Jndeß mag es gestattet
sein beidieserVeranlassung Las herrlicheWerk Genelli's
„Aus deni Leben eines Wüstlings" dei denen in Erinne-
rung zu bringen, die um eine Festgabc hvhcreu Kunst-
wcrths in Verlegenhcit sind. — Stich und Radirung
haben leider wenig zu Markte gebracht. Doch wiegt das
von dem Knnsthändler Ernst Arnold publicirte DreSd ener
Galericwcrk mit 36 Blättern von Langer, Seniinler
u. a. tüchtigen Stcchern, Text von C. Clanß, wohl ein
Dntzend gewohnlichcr Photographicn Albnins anf und ist
ganz dazu angethan, cndlich die handwcrksmäßigen Stahl
stiche des Payne'schen Galeriewerkes aus dcr Gunst der
Bilderliebhaber zu verdrängen. — Hier wäre auch noch
die Vollendnng derOktavausgabe der Schillergallerie von
Pecht und Ramberg anzumerken.

Die photographischcn Cyklcu nnd Mappen sind dieses
Mal weniger zahlreich vertreten als im vorigen Jahre.
Bemerkenöwerth ist Schauer's Albnm derKasseler Ga
lerie, cine der wenigen Pnblikationen, die der Krieg,
der sonst störend in die Verlagsthätigkeit eingegriffen,
durch seine Erfvlge möglich gemacht hat. Ebenso ist
wohl auch das Album des Kasseler Marmorbads
(Kassel, Kay) als eiue freilich geringfügigere Frncht des
KriegeS zu betrachten. Möglich aber, daß der Verleger
bei dcn Landslcnten des Zopfkiinstlers Monnot in An
betracht dcr Geschinackrichtung Ler hentigen Franzosen ein
dankbares Publikum sindet. Des Ermitage-Al
bnms (Berlin, v^chröder) wurde bercits früher gcdacht.
Ferner verdienen angemerkt zu werden die photographi
sche Reproduttion die nach Leonardo's Abendmahl vou
Prof. Nießen gezcichneten Köpfe Christi und der Apostel
(Münchcn, Bruckmann), eine Sammlung ostprcnßischer
 
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