Beilillttt znr Zcitschrist sür bildende Kunst.
Nr. 22.
Insrratc
k 2 Sgr. fnr die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.
1867.
27. Zcptrmlirr.
II. Iahrgang.
Sriträgc
sindanvr.C. v. ^iitzow
(Wirn, Theresianumg.
25) od.andie B'erlagt-H.
(LeipZig, Kö'nigSstr. 3)
zu richten.
Verlgg lwn L. A. Leemann tn L.cipzig.
Am zweitcu uud lctzten Freitage jedes VionatS crscheint eine Nummrr vou einem ball'eu l'is ciuem Quartbogeu. Dic Abouueuteu der ..Zeitsrbrift für bildende
.(luust ' erbalteu dies Blatt xr»di8. Avart bczogeu kostet daffelbe l'/z Tblr. ganzjährlich. ?llle Buch- uud Kuustbaudlungeu wic alle Poi'tämter nebmeu
Beffellungcu an. Exped i t i o n en : iu Berlin: L. Sachse » Lo., Hvskuustbandluug; in Wien: P. Kaeser, Geroldjr Co. . iu München : <L. A. Fleischmann.
Inhalt: Hähncl's Friedrich-Auguff-Denkmal für Dresdcu. — Kollmanu's
auatvmischc Naturabgüsse sür Kunstschulen und Akademicn. — -üor-
respondenzen (München: Drcsdcn). — Personaluachrichten. — Preis-
bewerbungen. — Kunffvereine, Sammlungen. Ausstcllungeu. — Kunff-
literatur und Kunffhandel. — Bermii'chre Kunffnachrichten. — Zeit-
schriftcu. — Berichtigungen. — Bricfkastcn. — Zuserate.
Hähnet's Friedrich-Äugusl-Dcnkmal fnr
Dresdcn.
Dresden hat cinen neuen inonunientaleii Schmnck
von der Meisterhand Ernst Hähnel's erhalten. Das
Monnment. welches kürzlich feierlich enthllllt wurde. ist
dem verstorbenen König Friedrich August II. gewidmet.
Neben trenester Hingabe an seine Regentenpflichten zeich-
nete sich Friedrich Augnst durch seine warme Liebe znr
Wissenschaft. wie durch große Leutseligkeit nnd Gnte des
Herzens aus. Nach seinem plötzlichen Tode. welcher
durch einen unglücklichen Sturz aus dem Wagen anf einer
Neise in Tirol herbeigefnhrt ward. machte sich in dem
sächsischen Volke sofort der Wunsch geltend. die Erinne-
rung an den tresflichen Fürsten durch ein Monnment
festzuhalten. Man hatte zunächst die Absicht. auf dem
Palaisplatz oder Altmarkt in Dresden eine Denksäule
mit einem Kolossalstandbild zn errichten; doch sah man
später von diesem Projekte ab nnd erklärte sich schließlich
fnr einen vom Prof. Hähnel ausgearbeitetcn Entwurf,
welcher in der Hauptsache dem gegenwärtig zu Stande
gekommenen Denkmal zu Grunde liegt. Hähnel. welchem
im I. 1859 die Modellirung und Herstellung des Denk-
mals definitiv übertragen wurde. hat, auf's Neue seinen
Ruf bethätigend, den ehrenvollen Auftrag in befriedigend-
ster, würdigster Weise ausgeführt.
Das auf dem Neumarkt in Dresden aufgestellte
Deukmal hat eine Höhe von 15 Ellen, wovon 9 Ellen
auf das Postamcnt und 6 Ellcn auf die Hauptfignr kom-
men. Der Totaleindruck erweist sich sehr wirkungsvoll;
II.
wohlthuend berührt das Auge der einfache, klare archi-
tektonische Aufbau des Ganzen. wie die von einem großen
Schönheitsgefühl getragene Lebenswahrhcit der Gestaltcn.
Anf hohem Postamentc, dem Auge des Beschaners jedoch
nicht zu fern gcrückt und ohne jede perspektivische Stö-
rung, tritt uns, fest und sicher, die stattliche Manncs-
gestalt des Fürsten entgegen, in die Uuiform geklcidct,
welche vorn der in großen Falten von den Schultern
niederfließende Krönungsmantel frei läßt; die nieder-
hängende, aber kraftvoll gespannte rechte Hand hält die
Verfassungsurknnde. während die linke Hand an dem
Degengefäße liegt. Das Hanpt ist nnbedeckt nnd zeigt in
ergreifender Porträttreue die Züge des königlichen Herrn.
Die warm empfundenen, individuell charaktervollen For-
men sind im Sinne strenger Großheit stilisirt und so
über das Ganze eine Feier ausgegossen, in welcher der
hohe Bcgriff des DenkmalS athmet. An den Stirnseiten
des Postaments. anf vorgelegten kleineu Sockeln. sind,
in vier freisitzenden. weiblichen Jdealgcstalten die Tugen-
den angebracht, welche den Gefeierten als Negenteu schmück-
ten. Vorn thront die Frömmigkeit. eine schlicht gewandete.
edle Gestalt mit dcm Krcuz in dem cinen Arme, während der
andere sich aus die Bibel stützt. Links sitzt, in einer be-
lehrendenBewegung und mit einem offenen Buche auf dem
Schooße, die Weisheit. Rechts erblickt man. mit Schwert
und Gesetzestafel, die Gerechtigkeit. Und anf der Rück-
seite ist, gepanzert nnd mit Löwenfell und Keule ausge-
rüstet. die Stärke dargestellt. Fein charakterisirt und be-
lebt und ebenso durchgeführt, stnd auch diese allegorischen
Gestalten von großer Schönheit. Mit der Größe nnd
Schönheit der Form verbindet sich eine edle und klare
Behandlung der Gewänder nnd besonders ein tresfliches
Liniengefühl. Am dnrchgebildetstcn in fornialer Be-
ziehung erscheint die Weisheit, die Gerechtigkeit dagegen
am gelnngensten in der Charaktcristik. Die Masse des
Nr. 22.
Insrratc
k 2 Sgr. fnr die drei
Mal gespaltene Petit-
zeile werden von jeder
Buch- und Kunsthand-
lung angenommen.
1867.
27. Zcptrmlirr.
II. Iahrgang.
Sriträgc
sindanvr.C. v. ^iitzow
(Wirn, Theresianumg.
25) od.andie B'erlagt-H.
(LeipZig, Kö'nigSstr. 3)
zu richten.
Verlgg lwn L. A. Leemann tn L.cipzig.
Am zweitcu uud lctzten Freitage jedes VionatS crscheint eine Nummrr vou einem ball'eu l'is ciuem Quartbogeu. Dic Abouueuteu der ..Zeitsrbrift für bildende
.(luust ' erbalteu dies Blatt xr»di8. Avart bczogeu kostet daffelbe l'/z Tblr. ganzjährlich. ?llle Buch- uud Kuustbaudlungeu wic alle Poi'tämter nebmeu
Beffellungcu an. Exped i t i o n en : iu Berlin: L. Sachse » Lo., Hvskuustbandluug; in Wien: P. Kaeser, Geroldjr Co. . iu München : <L. A. Fleischmann.
Inhalt: Hähncl's Friedrich-Auguff-Denkmal für Dresdcu. — Kollmanu's
auatvmischc Naturabgüsse sür Kunstschulen und Akademicn. — -üor-
respondenzen (München: Drcsdcn). — Personaluachrichten. — Preis-
bewerbungen. — Kunffvereine, Sammlungen. Ausstcllungeu. — Kunff-
literatur und Kunffhandel. — Bermii'chre Kunffnachrichten. — Zeit-
schriftcu. — Berichtigungen. — Bricfkastcn. — Zuserate.
Hähnet's Friedrich-Äugusl-Dcnkmal fnr
Dresdcn.
Dresden hat cinen neuen inonunientaleii Schmnck
von der Meisterhand Ernst Hähnel's erhalten. Das
Monnment. welches kürzlich feierlich enthllllt wurde. ist
dem verstorbenen König Friedrich August II. gewidmet.
Neben trenester Hingabe an seine Regentenpflichten zeich-
nete sich Friedrich Augnst durch seine warme Liebe znr
Wissenschaft. wie durch große Leutseligkeit nnd Gnte des
Herzens aus. Nach seinem plötzlichen Tode. welcher
durch einen unglücklichen Sturz aus dem Wagen anf einer
Neise in Tirol herbeigefnhrt ward. machte sich in dem
sächsischen Volke sofort der Wunsch geltend. die Erinne-
rung an den tresflichen Fürsten durch ein Monnment
festzuhalten. Man hatte zunächst die Absicht. auf dem
Palaisplatz oder Altmarkt in Dresden eine Denksäule
mit einem Kolossalstandbild zn errichten; doch sah man
später von diesem Projekte ab nnd erklärte sich schließlich
fnr einen vom Prof. Hähnel ausgearbeitetcn Entwurf,
welcher in der Hauptsache dem gegenwärtig zu Stande
gekommenen Denkmal zu Grunde liegt. Hähnel. welchem
im I. 1859 die Modellirung und Herstellung des Denk-
mals definitiv übertragen wurde. hat, auf's Neue seinen
Ruf bethätigend, den ehrenvollen Auftrag in befriedigend-
ster, würdigster Weise ausgeführt.
Das auf dem Neumarkt in Dresden aufgestellte
Deukmal hat eine Höhe von 15 Ellen, wovon 9 Ellen
auf das Postamcnt und 6 Ellcn auf die Hauptfignr kom-
men. Der Totaleindruck erweist sich sehr wirkungsvoll;
II.
wohlthuend berührt das Auge der einfache, klare archi-
tektonische Aufbau des Ganzen. wie die von einem großen
Schönheitsgefühl getragene Lebenswahrhcit der Gestaltcn.
Anf hohem Postamentc, dem Auge des Beschaners jedoch
nicht zu fern gcrückt und ohne jede perspektivische Stö-
rung, tritt uns, fest und sicher, die stattliche Manncs-
gestalt des Fürsten entgegen, in die Uuiform geklcidct,
welche vorn der in großen Falten von den Schultern
niederfließende Krönungsmantel frei läßt; die nieder-
hängende, aber kraftvoll gespannte rechte Hand hält die
Verfassungsurknnde. während die linke Hand an dem
Degengefäße liegt. Das Hanpt ist nnbedeckt nnd zeigt in
ergreifender Porträttreue die Züge des königlichen Herrn.
Die warm empfundenen, individuell charaktervollen For-
men sind im Sinne strenger Großheit stilisirt und so
über das Ganze eine Feier ausgegossen, in welcher der
hohe Bcgriff des DenkmalS athmet. An den Stirnseiten
des Postaments. anf vorgelegten kleineu Sockeln. sind,
in vier freisitzenden. weiblichen Jdealgcstalten die Tugen-
den angebracht, welche den Gefeierten als Negenteu schmück-
ten. Vorn thront die Frömmigkeit. eine schlicht gewandete.
edle Gestalt mit dcm Krcuz in dem cinen Arme, während der
andere sich aus die Bibel stützt. Links sitzt, in einer be-
lehrendenBewegung und mit einem offenen Buche auf dem
Schooße, die Weisheit. Rechts erblickt man. mit Schwert
und Gesetzestafel, die Gerechtigkeit. Und anf der Rück-
seite ist, gepanzert nnd mit Löwenfell und Keule ausge-
rüstet. die Stärke dargestellt. Fein charakterisirt und be-
lebt und ebenso durchgeführt, stnd auch diese allegorischen
Gestalten von großer Schönheit. Mit der Größe nnd
Schönheit der Form verbindet sich eine edle und klare
Behandlung der Gewänder nnd besonders ein tresfliches
Liniengefühl. Am dnrchgebildetstcn in fornialer Be-
ziehung erscheint die Weisheit, die Gerechtigkeit dagegen
am gelnngensten in der Charaktcristik. Die Masse des