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zu folgen. Jn dieser Lage befinden sich die Franzosen, in
dieser Lage befindet sich auch Dentschland.
Durch die Erfolge Englands ist die Nützlichkcit eines
Kunstindustrie-Mnsenms über jeden Zweifel gestellt, und
das um so mehr, als die zahlreichen neu gegründeten eng-
lischen Zeichenschulen keineswegs auf richtiger Basis zu
stehen scheinen und keineswegs das leisten, was sie leisten
könnten. Das Gleiche läßt sich aber noch nicht von einem
technisch-wissenschaftlichen Museum'sagen, wie denn anch
diese Abtheilnng des Kensington-Museums in der That
sehr wenig von sich reden macht. Es liegt aber das zum
guten Theil in der Natur der Gegenstände begründet.
Den Hauptbestandtheil eines solchen Mnsenms bildet
jedenfalls die Maschinensammlung. Nun können aber
Maschinen, welcher Art sie auch sein mögen, nie oder
doch nur in seltenen Fällen den nnmittelbaren Nntzen stif-
ten wie Kunstwerke. Jm Maschinenbau und in technischen
Erfindungen ist im Ganzen immer ein stetiger Fortschritt
gewesen, so daß im Allgemeinen alles Alte zugleich ver-
altet ist, nnd noch dazn ist der Fortschritt in den letzten
Jahrzehnten ein so ungeheurer gewesen, daß alles Frühere
fernab in die Raritäten- und Antiquitätenkammer hinab-
gedrückt worden. So wird denn ein Maschinenmusenm
wenig anderes denn ein historisches Jnteresse gewähren,
es sei denn, daß man es zu einer Ausstellung aller neuen
Erfindungen mache. Das ist aber erstens ein kostspieliges
Ding und zweitens legen Patente und Privilegien seiner
praktischen Berwerthung ein großes Hemmniß in den Weg.
Ganz das Umgekehrte ist in der Knnstindnstrie der Fall.
Was auf diesem Gebiet die Vergangenheit einmal Muster-
gültiges geschafsen hat, das ist mustergültig fllr alle Zeiten
und veraltet nie; neue Werke werden seine Branchbarkeit
nie verringern; und dazu kommt, daß, ganz im Gegen
theil gegen das große Gebiet der Maschine, der Geschmack
gesunken und nicht fortgeschritten ist, also gehoben werden
muß. Was von einer Maschinensammlung, gilt noch viel
mehr von einem Schifssmuseum, welches der Verein wohl
nur auf sein Programm gesetzt hat, weil sich ein solches
auch im Kensington-Mnseum befindet. Unseres Wissens
ist es aber nur zufällig an dieser Stelle, weil es eben an
anderem Raume gefehlt hat. Sicher wird auch jeder ein-
sichtsvolle Besucher, der durch die zahlreichen Ränme jener
Anstalt wandert, wenn er zur Sammlnng der Schiffs-
modelle kommt, die Frage an sich richten: Wie kommt
denn das hierher? und er wird es mit der Bedeutung der
Marine in Leben und Politik Englands entschuldigen.
Eines schickt sich nicht für Alle. Jn jedem Falle wäre es
fnr ein deutsches Mnseum, das naheliegende praktische
Ziele nicht mit englischen Mitteln versolgt, ein theurer
Spaß.
Kleinere Bedenken, die uns im Programme noch auf-
gestoßen sind, unterdrücken wir gern, doch können wir einen
außeren Umstand nicht verschweigen, welcher uns der Sache
! mehr hinderlich als förderlich zu sein scheint. Das ist der
Verein selbst, der sich aus achtzig Männern gebildet hat.
Es sind lauter Namen vom besten Klang aus allen StLn-
den und gewiß vom besten Willen für die Sache beseelt,
aber ebenso sicher sind doch wohl nur wenige darunter,
welche den Gegenstand, der in Frage steht, fach- und sach-
gemäß verstehen. Ein solcher Verein ist vielleicht ganz gut,
dem fertigen Jnstitut Popularität zu verschaffen und zu
den nöthigen Mitteln zu verhelfen, aber in seiner Ge-
sammtheit, als berathendes und beschließendes Komit^kon-
stituirt, will er nns doch nicht geeignet scheinen, cine Frage
wie diese, die so sehr fachmännische Einsicht erfordert, im
Einzelnen zn diskntiren und festzustellen. Mag er die
Gründnng der Anstalt im Prinzip beschließen, sie nach
außen fördern und vor allem die Stände des Landes und
die Regierung dafür gewinnen, die Statnten aber und
ihre Ansführung svllte er den wenigen Berufenen in die
Hände legen!
Wien, Ende Jannar. Jacob Falke.
Korrespondenzen.
München, Ende Januar.
8—t. Sie erlauben Jhrem Korrespondenten wohl,
nochmals auf den französischen Katalog des Prof. Marg-
grafs zurückzukommen, da es einen Jrrthnm zn berichtigen
gilt, der sich auch in knnstgeschichtliche BLcher einge-
schlichen hat. Nr. 238 (Saal) wird nämlich verschie-
dentlich als hervorragendes Beispiel citirt, daß Arthur
v. d. Neer auch' tresfliche Tagesbeleuchtungen habe malen
können. Mündler dagegen hat dieses Bild entschieden
als Artoys erklärt, und auch wir mußten ihm beipflich-
ten, wenn wir die Farbengebnng, die Zeichnung der
Bänme, die Gruppirung der Wolken und den Gang des
Lichtes betrachteten. Marggrafs meint nun, das Bild
gehöre allerdings in die flandrische Schule, habe aber
bis auf die Touche herab mit Artoys nichts zu schaffen.
Vor Kurzem konnten wir das Bild in der Nähe unter-
suchen, und da fanden wir, soweit unsere Kenntniß reicht,
trotz der Marggrafs'schen Autorität, den energischen,
manchmal derben Bortrag des Artohs, der sich in einer
Art manifestirt, wie wir sie weder bei Wildens noch bei
L. de Vadder, noch bei Achtschellings oder van der Men-
len getrossen haben. — Nr. 86 und 89 in den Kabinetten
hätte der Berfasser getrost dem Herri de Bles zuschreiben
können, von welchem die Galerie ein bezeichnetes Bild
(Nr. 9l) besitzt, dessen geringe Unterschiede sich durch
eine andere, wohl spätere, Zeit des Künstlers erklären
lassen. Der Tizian 619 (Kabinete) ist auf die Ansicht
Mündler's hin Moretto getauft worden. Uns scheint
das Bild eher ein Paris Bordone.
Der Künstlerunterstützungsverein hat ein prachtvolles
Neujahrsgeschenk empfangen. König Ludwig I., der
gegenwärtig in Rom weilt, hat ihm in wahrhaft edel-
zu folgen. Jn dieser Lage befinden sich die Franzosen, in
dieser Lage befindet sich auch Dentschland.
Durch die Erfolge Englands ist die Nützlichkcit eines
Kunstindustrie-Mnsenms über jeden Zweifel gestellt, und
das um so mehr, als die zahlreichen neu gegründeten eng-
lischen Zeichenschulen keineswegs auf richtiger Basis zu
stehen scheinen und keineswegs das leisten, was sie leisten
könnten. Das Gleiche läßt sich aber noch nicht von einem
technisch-wissenschaftlichen Museum'sagen, wie denn anch
diese Abtheilnng des Kensington-Museums in der That
sehr wenig von sich reden macht. Es liegt aber das zum
guten Theil in der Natur der Gegenstände begründet.
Den Hauptbestandtheil eines solchen Mnsenms bildet
jedenfalls die Maschinensammlung. Nun können aber
Maschinen, welcher Art sie auch sein mögen, nie oder
doch nur in seltenen Fällen den nnmittelbaren Nntzen stif-
ten wie Kunstwerke. Jm Maschinenbau und in technischen
Erfindungen ist im Ganzen immer ein stetiger Fortschritt
gewesen, so daß im Allgemeinen alles Alte zugleich ver-
altet ist, nnd noch dazn ist der Fortschritt in den letzten
Jahrzehnten ein so ungeheurer gewesen, daß alles Frühere
fernab in die Raritäten- und Antiquitätenkammer hinab-
gedrückt worden. So wird denn ein Maschinenmusenm
wenig anderes denn ein historisches Jnteresse gewähren,
es sei denn, daß man es zu einer Ausstellung aller neuen
Erfindungen mache. Das ist aber erstens ein kostspieliges
Ding und zweitens legen Patente und Privilegien seiner
praktischen Berwerthung ein großes Hemmniß in den Weg.
Ganz das Umgekehrte ist in der Knnstindnstrie der Fall.
Was auf diesem Gebiet die Vergangenheit einmal Muster-
gültiges geschafsen hat, das ist mustergültig fllr alle Zeiten
und veraltet nie; neue Werke werden seine Branchbarkeit
nie verringern; und dazu kommt, daß, ganz im Gegen
theil gegen das große Gebiet der Maschine, der Geschmack
gesunken und nicht fortgeschritten ist, also gehoben werden
muß. Was von einer Maschinensammlung, gilt noch viel
mehr von einem Schifssmuseum, welches der Verein wohl
nur auf sein Programm gesetzt hat, weil sich ein solches
auch im Kensington-Mnseum befindet. Unseres Wissens
ist es aber nur zufällig an dieser Stelle, weil es eben an
anderem Raume gefehlt hat. Sicher wird auch jeder ein-
sichtsvolle Besucher, der durch die zahlreichen Ränme jener
Anstalt wandert, wenn er zur Sammlnng der Schiffs-
modelle kommt, die Frage an sich richten: Wie kommt
denn das hierher? und er wird es mit der Bedeutung der
Marine in Leben und Politik Englands entschuldigen.
Eines schickt sich nicht für Alle. Jn jedem Falle wäre es
fnr ein deutsches Mnseum, das naheliegende praktische
Ziele nicht mit englischen Mitteln versolgt, ein theurer
Spaß.
Kleinere Bedenken, die uns im Programme noch auf-
gestoßen sind, unterdrücken wir gern, doch können wir einen
außeren Umstand nicht verschweigen, welcher uns der Sache
! mehr hinderlich als förderlich zu sein scheint. Das ist der
Verein selbst, der sich aus achtzig Männern gebildet hat.
Es sind lauter Namen vom besten Klang aus allen StLn-
den und gewiß vom besten Willen für die Sache beseelt,
aber ebenso sicher sind doch wohl nur wenige darunter,
welche den Gegenstand, der in Frage steht, fach- und sach-
gemäß verstehen. Ein solcher Verein ist vielleicht ganz gut,
dem fertigen Jnstitut Popularität zu verschaffen und zu
den nöthigen Mitteln zu verhelfen, aber in seiner Ge-
sammtheit, als berathendes und beschließendes Komit^kon-
stituirt, will er nns doch nicht geeignet scheinen, cine Frage
wie diese, die so sehr fachmännische Einsicht erfordert, im
Einzelnen zn diskntiren und festzustellen. Mag er die
Gründnng der Anstalt im Prinzip beschließen, sie nach
außen fördern und vor allem die Stände des Landes und
die Regierung dafür gewinnen, die Statnten aber und
ihre Ansführung svllte er den wenigen Berufenen in die
Hände legen!
Wien, Ende Jannar. Jacob Falke.
Korrespondenzen.
München, Ende Januar.
8—t. Sie erlauben Jhrem Korrespondenten wohl,
nochmals auf den französischen Katalog des Prof. Marg-
grafs zurückzukommen, da es einen Jrrthnm zn berichtigen
gilt, der sich auch in knnstgeschichtliche BLcher einge-
schlichen hat. Nr. 238 (Saal) wird nämlich verschie-
dentlich als hervorragendes Beispiel citirt, daß Arthur
v. d. Neer auch' tresfliche Tagesbeleuchtungen habe malen
können. Mündler dagegen hat dieses Bild entschieden
als Artoys erklärt, und auch wir mußten ihm beipflich-
ten, wenn wir die Farbengebnng, die Zeichnung der
Bänme, die Gruppirung der Wolken und den Gang des
Lichtes betrachteten. Marggrafs meint nun, das Bild
gehöre allerdings in die flandrische Schule, habe aber
bis auf die Touche herab mit Artoys nichts zu schaffen.
Vor Kurzem konnten wir das Bild in der Nähe unter-
suchen, und da fanden wir, soweit unsere Kenntniß reicht,
trotz der Marggrafs'schen Autorität, den energischen,
manchmal derben Bortrag des Artohs, der sich in einer
Art manifestirt, wie wir sie weder bei Wildens noch bei
L. de Vadder, noch bei Achtschellings oder van der Men-
len getrossen haben. — Nr. 86 und 89 in den Kabinetten
hätte der Berfasser getrost dem Herri de Bles zuschreiben
können, von welchem die Galerie ein bezeichnetes Bild
(Nr. 9l) besitzt, dessen geringe Unterschiede sich durch
eine andere, wohl spätere, Zeit des Künstlers erklären
lassen. Der Tizian 619 (Kabinete) ist auf die Ansicht
Mündler's hin Moretto getauft worden. Uns scheint
das Bild eher ein Paris Bordone.
Der Künstlerunterstützungsverein hat ein prachtvolles
Neujahrsgeschenk empfangen. König Ludwig I., der
gegenwärtig in Rom weilt, hat ihm in wahrhaft edel-